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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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Gedanken. Tobias würde ja nun bald seine gerechte Strafe bekommen. Ich musste ihn nur noch finden. Insgeheim hatte ich mir von seiner Mutter einen Hinweis auf sein Versteck erhofft.

    Wie gut, dass sie nicht mehr hatte miterleben müssen, was aus ihrem einzigen Sohn geworden war, dachte ich.

    Elena Rabes Grabstein war aus schwarzem Basalt, unpoliert, einem Findling ähnlich, der direkt an der Friedhofsmauer stand. Efeu kroch über den Boden und eroberte den Stein. Ein Teppich aus Sommerheide hatte sich über das Grab gelegt. Dass niemand das Grab pflegte, war offensichtlich. Doch gerade weil hier die Natur Gärtner spielte, war es schöner als die anderen.

    Elena Rabe war tatsächlich vor ziemlich genau zwei Jahren gestorben. Anfang Juli. Mit siebenundsechzig Jahren. Ich überlegte. Vor zwei Jahren waren Tobias und ich Mitte September nach Hawaii geflogen. Zehn Wochen nach dem Tod von Elena Rabe. Die Nachricht vom Tod seiner Mutter musste Tobias zu diesem Zeitpunkt längst erreicht haben. Auch wenn er seit Jahren keinen Kontakt zu seiner Mutter pflegte, war er doch sicher informiert worden. Tobias aber hatte mit mir am Waikiki Beach unter Palmen in der Sonne gefaulenzt. Und auch nach unserem Urlaub hatte er sich nichts anmerken lassen, geschweige denn ein Wort darüber verloren, dass seine Mutter gestorben war. Unbegreiflich, wie kaltherzig der Mann war, den ich geheiratet hatte.

    Über dem Namen von Elena stand in blassen Goldbuchstaben der Name ihres Ehemannes: Gerhard Rabe 1940–1990 . Tobias’ Vater war nur fünfzig Jahre alt geworden. Aber dass er früh gestorben war, hatte ich ja gewusst.

    Moment mal … Schimmerte da nicht etwas unter dem Efeu? Ich ging näher an den Stein heran. Meine hohen Absätze bohrten sich in den Heideteppich und versanken im weichen Erdboden.
    Ich schämte mich ein wenig, aber meine Neugierde war stärker als mein Anstandsgefühl. Hoffentlich erwischte mich der Friedhofsgärtner nicht. Ich schob die Zweige hoch. Tatsächlich. Unter den Blättern kam ein dritter Name zum Vorschein. Das Gold schimmerte nur noch schwach in den Ausbuchtungen der Schrift. Holger Rabe 1970–1983 . Ich starrte auf den Stein. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff. Tobias hatte einen Bruder gehabt. Einen Bruder namens Holger, der nur dreizehn Jahre alt geworden war. Und den Tobias nie erwähnt hatte.

    *

    Gerade als Basti und Matze Feierabend machen wollten, meldete sich die Einsatzleitstelle: »Spree 34/14. Feuer, Mehrfamilienhaus. Gneisenaustraße 678. Feuerwehr, RTW und NAW sind raus. Spree 34/14: Sie sind Führungsfahrzeug. Es unterstützen Sie Spree 34/16 und Spree 34/17.«

    Mist, dachte Basti. Den ganzen Tag hatte der Polizeifunk nichts zum Gelingen der morgigen Zeitung beigetragen und ausgerechnet jetzt passierte was.
    Basti und Matze sahen sich an. Ihnen war klar, dass dieser Funkspruch ihre Feierabendpläne zunichte machte. Basti hatte mit Kristina zum Italiener essen gehen wollen. Auf Matze wartete ohnehin nur Uwe im Kap Hoorn. Während Basti Kristina auf dem Handy anrief, um ihr Bescheid zu geben, lief Matze zu Hartmut ins Büro.

    *

    Hartmut Gnitzke grübelte vor dem Computer über dem Layout für die morgige Titelseite. Das Sommerloch bereitete ihm ernsthaft Kopfzerbrechen. Es passierte einfach nichts, womit er seine Zeitung füllen konnte. Aus purer Not hatte er Basti und Matze in einen Supermarkt geschickt, um dort die Kunden nach ihren besten Grillrezepten zu befragen. Nun blähte er Bastis Text zur Titelgeschichte auf.

    Endlich – die Grillsaison ist eröffnet. Mit dem ersten Super-Sonnenwochenende beginnt auch der Run auf die Grillartikel.

    Hmmh. Gnitzke überlegte. Super-Sonnenwochenende. Komisches Wort. Aber ihm fiel jetzt auch nichts Besseres ein.

    Also weiter im Text:

    Für Uwe Meyer, Geschäftsführer beim Super-Sparmarkt in Berlin Mitte ist der steigende Absatz von Holzkohle ein sicheres Zeichen dafür, dass die Saison der Gartenpartys eröffnet ist.

    Blitzmerker, dieser Meyer, dachte Gnitzke. Na ja, die Leser würden schon nicht über diesen Satz stolpern.
    Und weiter:

    Wie ein Börsenmakler die Aktienkurse, so studiert Meyer jeden Tag den Wetterbericht. »Damit wir genügend Holzkohle auf Lager haben«, verrät der Geschäftsführer sein Kriterium für den Wareneinkauf in dieser heißen Zeit.

    Börsenmakler, Aktienkurse, Wetterbericht. Ganz hübsch, dieser Einfall.

    Grillen hat eine lange Tradition. Erfunden haben es angeblich die Urmenschen, die als Erste

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