Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
Vom Netzwerk:
antwortete Basti. »Aber wenn du so weiter rast, kommen wir vielleicht nirgendwo mehr hin im Leben.«

    Plötzlich schoss hinter ihnen ein Streifenwagen heran.
    Matze ging sofort vom Gas. Zu spät. Der Streifenwagen überholte. Auf dem Dach blinkte die Leuchtanzeige: Stopp. Polizei.

    »Scheiße!«, fluchte Matze und schlug mit einer Hand aufs Lenkrad. »Das fehlte noch. Ausgerechnet jetzt, wo wir es so eilig haben.« Er fuhr rechts ran. »Hoffentlich haben diese Bullen ein Herz für Journalisten«, raunte er Basti zu.

    Die Beamten stiegen aus dem Streifenwagen.

    »Kennst du die vielleicht?«, flüsterte Matze.

    Basti schüttelte den Kopf.

    Einer der Polizisten näherte sich der Fahrer-, der andere der Beifahrerseite. Eigensicherung hieß das im Polizeijargon. Ein Beamter sprach den Fahrer an, der andere behielt den Beifahrer im Auge.

    Matze kurbelte die Scheibe herunter. »Guten Abend«, sagte er freundlich.

    Der Polizist erwiderte seinen Gruß nicht, sondern blaffte: »Na, wir haben es heute aber eilig.«

    Matze blieb ruhig. Intuitiv spürte er, dass jetzt nur noch eines half: nett sein. Ganz, ganz nett sein. Matze rang sich ein Lächeln ab. »Entschuldigen Sie. Aber wir sind Journalisten und müssen zu einem Brand nach Kreuzberg. Mein Name ist Grothe. Berliner Express . « Matze zeigte auf das rote Plastikschild, das unten links in der Ecke seiner Windschutzscheibe klebte. PRESSE stand da in fett gedruckten Buchstaben.

    »Auch Journalisten müssen sich an die Verkehrsregeln halten«, stauchte der Polizist Matze zusammen. »Sie waren viel zu schnell, sind bei Rot über die Ampel gefahren, haben gedrängelt und die anderen Autofahrer mit der Lichthupe geblendet. Führerschein und Fahrzeugschein.« Seine Unterlippe bebte.

    Matze kannte diesen Typ Bulle. Man fiel ihm besser nicht in die Hände. Das waren Beamte, die ihre Macht missbrauchten, Festgenommene auf der Wache zusammenschlugen, auf Demonstranten eindroschen und drogenabhängigen Frauen in der Verwahrzelle zwischen die Beine griffen.

    Wortlos beugte sich Matze schräg nach vorn, öffnete das Handschuhfach, kramte die Papiere heraus und reichte sie dem Polizisten.

    Seelenruhig sah sich der Polizist die Dokumente an, während sein Kollege mit der Hand am Halfter seiner Pistole vor der Beifahrertür stand und Basti argwöhnisch beobachtete.

    Basti rührte sich nicht und schwieg. Er würde jetzt nicht mal sein Handy aus der Brusttasche nehmen, wenn es klingelte. Der Bulle könnte das missverstehen, glauben, er würde eine Waffe zücken. Und schießen.

    Matze merkte, wie sich Schweiß in seinem Nacken bildete. Nicht weil er Angst hatte, sondern weil er nach Kreuzberg musste. Er brauchte Bilder von Feuerwehrleuten, die die Bewohner (möglichst ein paar heulende Weiber und Kinder) aus dem Haus retteten und in schwindelerregender Höhe gegen einen Drachen namens Feuer kämpften. Flammen, die aus Fenstern schlugen, schwarze Rauchwolken.

    Wenn die Bullen sie jetzt noch länger hier festhielten, war das Feuer wahrscheinlich schon gelöscht, bevor sie in Kreuzberg ankamen. Hartmut, der dringend eine Geschichte brauchte, würde sie skalpieren. Dass eine Polizeikontrolle sie aufgehalten hatte, würde er nicht als Ausrede gelten lassen.

    Matze verlegte sich aufs Betteln. »Schreiben Sie mir doch bitte schnell einen Strafzettel. Wenn Sie wollen, zahle ich auch sofort. Aber wir müssen dringend weiter.«

    »Sie haben mir nicht zu erzählen, was ich zu tun habe«, antwortete der Bulle ungerührt. »Mit einem einfachen Strafzettel ist das nicht getan. Sie bekommen eine Anzeige wegen Nötigung. Einen Strafzettel kriegen Sie höchstens wegen der roten Ampel. Hundertfünfundzwanzig Euro und vier Punkte in Flensburg.«

    Matze senkte den Kopf, hoffte, dass diese Demutsbekundung den Polizisten gnädig stimmen würde, ähnlich einem Raubtier, das Beißhemmungen bekam, wenn das unterlegende Tier ihm den Hals darbot. In Wirklichkeit war Matze nicht sonderlich beeindruckt. Er fuhr eigentlich ständig betrunken durch Berlin. Dass er vor roten Ampeln anhielt, kam eigentlich nur an Feiertagen vor, wenn seine Eltern im Wagen saßen. Und nun war er halt ein Mal erwischt worden. So what? Außerdem konnte der Bulle ihm nichts vormachen. Dazu war Matze schon zu lange im Geschäft. Er war nicht geblitzt worden, deshalb würden die Bullen ihm kaum beweisen können, dass er zu schnell gefahren war. Und auch die Sache mit der Nötigung würde wahrscheinlich glimpflich mit einem

Weitere Kostenlose Bücher