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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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heftig daran, dass ein Schultergelenk knackste. Sein Oberkörper plumpste aus dem Wagen. Er schien nichts mehr wahrzunehmen, fühlte sich an wie eine Gummipuppe.
    Ich griff ihm unter die Achseln. Herrje, war dieser Mann schwer. Gleich würde es leichter werden, denn ich musste Tobias nur noch den Abhang runterrollen. Dazu kniete ich mich auf den matschigen Boden und gab ihm mit beiden Händen einen Stoß. Sein Körper drehte sich nur schwerfällig. Der Boden war uneben und schlammig. Tobias blieb mit dem Gesicht nach unten im Dreck liegen. Doch er gab keinen Laut von sich. Mit aller Kraft stemmte ich mich gegen seinen Körper. Rollte ihn Stück für Stück den Abhang hinunter. Die Nässe kroch aber durch den Stoff meiner Hose, doch ich war zu aufgeregt, um zu frieren.

    Plötzlich röchelte Tobias, sein Oberkörper zuckte. Wahrscheinlich hatte er Erde eingeatmet und drohte zu ersticken. Einen Moment schien es, als würde er sich aufbäumen. Dann blieb er liegen.

    Mein Herz raste. Ich spürte, wie mir der Schweiß den Rücken runterlief. Ich legte ihm eine Hand auf den Brustkorb. Tobias atmete noch, zwar nur ganz flach, aber immerhin. Sein Mund stand etwas offen, das Gesicht war lehmverschmiert, die Haare voller Erde. Die Jeans völlig verdreckt wie das Hemd, das ihm aus der Hose hing, einen Schuh hatte er verloren.

    Ich empfand nicht einen Funken Mitleid für diesen Mann. Er war ein Fremder. Und diese entwürdigende Pose war erst der Anfang einer gerechten Strafe, die Tobias nun gleich durch meine Hand empfangen würde.

    Obwohl ich mich beeilte, brauchte ich eine ganze Weile, bis Tobias dort lag, wo ich ihn haben wollte. Mein Aussehen spottete jeder Beschreibung. Die Kleider starrten vor Dreck und waren durchnässt, ich kümmerte mich nicht darum. Flink wie ein Wiesel kletterte ich den Hang wieder hoch, öffnete den Kofferraum des Wagens, holte mein Mordwerkzeug heraus und lief zurück.
    Ich hätte singen können vor Glück.

    Vor zwei Tagen hatte ich am Fuß des Hanges eine Grube ausgehoben. Nicht besonders tief, einen halben Meter vielleicht. Aber das würde reichen, um Tobias bei lebendigem Leibe zu begraben. Selbst wenn er langsam das Bewusstsein zurückerlangen würde, wäre er zu schwach, um sich zu befreien, und würde qualvoll ersticken. Mit beiden Händen rollte ich Tobias in die Grube. Sein Körper schlug mit einem dumpfen Laut auf. Er lag auf dem Rücken, mein Werk war nun fast vollbracht.
    Ich nahm den Spaten, den ich aus dem Kofferraum geholt hatte, und fing an, meinen Mann einzubuddeln.

    Die erste Schaufel mit Erde ließ ich auf sein Gesicht fallen. Tobias zuckte nicht mal. Diese Tropfen waren wirklich gut. Oder war er schon tot? Wieder stieß ich den Spaten in die Erde und ließ die nächste Schaufel auf dieses verhasste Gesicht fallen. Nun ragte nur noch Tobias’ weiße Nasenspitze aus der Erde. Die nächste Schaufel Erde vergrub sein Gesicht. Richtig Spaß machte das. Tobias’ Kopf war nun vollständig mit Erde bedeckt. Plötzlich packte mich die Wut. Ich drehte den Spaten und hakte mit der scharfen Kante zu. Ich stieß auf einen Widerstand. Tobias’ Schädel. Und dann schlug ich noch mal zu. Und noch mal, aber ich konnte ja nicht sehen, was ich anrichtete. Wie ich sein Gesicht zertrümmerte. Und die Erde sich mit Blut tränkte.

    Ich dachte an den unschuldigen Hund, den Tobias vergiftet hatte, an seinen verzweifelten Bruder. Und an Antonia. Ich fühlte, wie sie hinter mir standen. Sie lächelten mir zu.

    »Weiter so, Xenia!«, hörte ich Holger und Antonia rufen. Ganz deutlich. Ja, ich hörte ihre Stimmen. »Mach ihn kalt!« Und Harras, der neben ihnen stand, wedelte mit dem Schwanz. Sie beflügelten mich. Schnell schaufelte ich die Grube zu. Ich hatte sie übrigens aus gutem Grund nur einen Meter tief ausgehoben. Nicht nur, weil mir die Kraft fehlte, weiter zu graben. Der Verwesungsgestank sollte die Wildschweine aus dem Wald anlocken. Sie würden Tobias aus der Erde wühlen, ihn in Stücke reißen und sich an seiner Leiche laben, bis nur noch abgenagte Knochen übrig blieben. Dass Wildschweine Aas fraßen und schon die eine oder andere Leiche auf diese Weise beseitigt hatten, wusste ich ebenfalls aus dem Internet.

    Nach getaner Arbeit kroch ich den Abhang wieder hoch. Oben angekommen ließ ich mich erschöpft auf den Fahrersitz meines Wagens fallen. Ich hatte es geschafft. Tobias war tot. Ich fühlte mich großartig. Erleichtert. Stolz.

    Mein Handy brummte in meiner Handtasche. Ich

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