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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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zuckte zusammen, fühlte mich ertappt. Sofort beruhigte ich mich wieder. Niemand konnte wissen, was ich gerade getan hatte. Mit schmutzigen Fingern kramte ich in meiner Tasche nach dem Telefon.

    Eine SMS von KK: Ich freu mich riesig auf dich.

    Ich atmete tief durch, drehte den Zündschlüssel und gab Gas. Der Motor jaulte auf. Die Räder drehten durch.

    Scheiße. Ich saß fest.

    *

    Schon unten im Treppenhaus hörte Basti Hartmuts Geschrei. Es war noch nicht einmal Mittag und der Lokalchef brüllte so laut, dass er im ganzen Verlagshaus zu hören war. In diesem Moment wusste Sebastian Schellenberger, dass es für ihn nun kein Zurück mehr gab. Er würde Hartmut jetzt sagen, dass er sich einen neuen Polizeireporter suchen musste.

    »Hoffentlich ist Basti bald wieder da«, donnerte Hartmut gerade, als dieser die Tür öffnete und die Redaktionsräume betrat.

    Hartmut stand mitten im Büro. In der Hand hielt er einen Kugelschreiber, den er, als wäre es eine Pistole, auf Matze und Sarah richtete. Die beiden sahen zu Boden.

    Als er Basti erblickte, hellte sich Hartmuts Miene auf und er ließ den Kugelschreiber sinken: »Wenn man vom Teufel spricht … Guten Morgen, Basti, mein Lieber.«

    Der Lokalchef kam auf seinen Reporter zu und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Sein Atem roch nach Alkohol. Noch eine Bestätigung. Es war ja noch gar nicht so lange her, da hatte Basti selbst schon morgens ein paar Feiglinge gekippt, um seinen Job ertragen zu können. Gut, dass er mit Kristina zusammenlebte. Und noch besser, dass er diesen Job jetzt an den Nagel hängen würde. Sonst endete er noch so wie Hartmut.

    »Schön, dich zu sehen.« Das hatte Hartmut noch nie gesagt. »Gibt einen Toten. Hat drei Wochen in der Badewanne gelegen. Nachbarn haben nix gemerkt. Kannst gleich rausfahren. Deine beiden nichtsnutzigen Kollegen haben die Sache mal wieder verpennt.«

    Basti schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Hartmut. Ich werde da nicht rausfahren …«

    Hartmuts Lächeln gefror. »Was hast du da eben gesagt?«

    »Ich fahre da nicht hin«, wiederholte Basti. Das Ziehen in der Magengegend, das sich schon kurz nach dem Aufstehen gemeldet hatte, wurde stärker.

    »Das kann doch wohl nicht wahr sein!«, brüllte Hartmut und lief dunkelrot an. »Warst lange krank und verweigerst den ersten Auftrag, den ich dir gebe. Hast du noch alle Tassen im Schrank?!«
    Hartmut war außer sich, Speicheltropfen flogen aus seinem Mund, während er schrie. »Du fährst da sofort raus oder du brauchst hier nicht wieder aufzutauchen!« Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und wollte Basti stehen lassen. Er konnte es wahrscheinlich kaum erwarten, in seinem Büro einen Schluck aus der Wodkaflasche zu nehmen, die er, wie alle wussten, in seinem Schrank versteckt hielt.

    Basti zitterte innerlich. Doch er zwang sich zur Ruhe. »Ich kündige«, sagte er und wunderte sich, mit welch erstaunlicher Kälte er diese beiden Worte über die Lippen gebracht hatte.

    Hartmut schnellte herum. »Was hast du da gerade gesagt?«

    »Ich kündige. Bin nur gekommen, um meinen Schreibtisch leer zu räumen«, wiederholte Basti ruhig. Während er diese Worte aussprach, löste sich das Ziehen in der Magengegend. Er hatte es getan. Plötzlich fühlte sich Basti so gut wie lange nicht mehr. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Sarah und Matze ihn anstarrten. In ihren Blicken lag eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Bewunderung.

    »Du brauchst deinen Schreibtisch nicht aufzuräumen!«, brüllte Hartmut. »Deine Klamotten lassen wir dir nach Hause schicken. Ich will dich hier nicht mehr sehen! Raus! Raus!« Hartmut fuchtelte mit den Armen, als müsse er einen Schwarm lästiger Fruchtfliegen verjagen.

    Wortlos drehte sich Basti um, ging zur Tür.

    »Aber eines versprech ich dir«, zischelte Hartmut ihm hinterher. »Ich werde dafür sorgen, dass du in der ganzen Branche keinen Job mehr kriegst.«

    Die Worte trafen Basti wie Pfeile. Sein Magen machte einen Satz, als säße er in einem Flugzeug, das in ein Luftloch geraten war. Ohne ein Wort zu sagen, verließ er die Redaktion, schloss die Tür leise hinter sich. Er ließ sich nicht von Hartmut aus der Reserve locken.

    Unten im Auto zündete er sich erst mal eine Zigarette an. Seit der Sache mit Thomas rauchte Basti wieder. Die Kippe bebte zwischen seinen Fingern. Ob Hartmut wirklich so mächtig war, dass er ihm die Zukunft versauen konnte? Immerhin konnte er jedem Lokalchef, der sich nach ihm

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