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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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erkundigte, erzählen, was dieser Sebastian Schellenberger für ein Stümper sei. Auf der anderen Seite: Wer war schon Hartmut Gnitzke?

    Sein Handy klingelte. Matze blinkte es auf dem Display. Sein Kollege war Hartmut offenbar lebend entkommen. Sofort rührte sich Bastis schlechtes Gewissen. Wenigstens Matze, mit dem er so viele Jahre eng zusammengearbeitet hatte, hätte er einweihen müssen. Auf der anderen Seite hatte er nicht mal Kristina reinen Wein eingeschenkt. Es war eine einsame Entscheidung unter der Dusche gewesen, zu kündigen. Aus gutem Grund. Basti war sich bis zu dem Moment, als er Hartmuts Gebrüll unten im Treppenhaus gehört hatte, nicht sicher gewesen, ob er wirklich den Mut aufbringen würde, einen Schlussstrich unter seine Karriere beim Berliner Express zu ziehen.

    Er klappte sein Handy auf und meldete sich.

    »Alter Schwede, super, wie du es Hartmut gegeben hast.« Matze war hörbar begeistert. »Aber nun erzähl schon, wo gehst du hin – zur Konkurrenz?«

    »Nirgendwohin«, antwortete Basti.

    »Wie jetzt – du hast noch nix Neues?!«

    »So ist es.«

    Einen Moment lang war es still am anderen Ende der Leitung. »Alter, sag mal, bist du wahnsinnig geworden?«, brach es aus Matze heraus.

    »Vielleicht«, gab Basti kühl zurück.

    »Willst du als Hartz-IV-Empfänger enden, oder was?«

    Nun wurde Basti wütend. »Immer noch besser, als weiter diesen Dreck zu machen«, zischte er und klappte das Handy zu. Es war also doch richtig gewesen, Matze nicht einzuweihen. Er hätte nur versucht, ihn umzustimmen. Wahrscheinlich war er tatsächlich wahnsinnig, weil er den Job hinschmiss, überlegte Basti, als er den Zündschlüssel umdrehte und losfuhr. Vor allem, weil er tatsächlich keine rechte Ahnung hatte, wovon er nun leben sollte. Auch Harry Schwarz, den er vor ein paar Tagen angerufen hatte, hatte ihm nicht helfen können.

    »Ich würde Sie sofort nehmen«, hatte Schwarz ihm am Telefon versichert. »Meine Mutter hat mir schon vorgeschwärmt, was Sie für ein engagierter, hartnäckiger Reporter sind. Aber Sie wissen ja, wie die Lage ist. Verlage stellen nicht mehr ein. Tut mir wirklich leid.«

    Basti war nicht sonderlich traurig gewesen, denn ehrlich gesagt hatte er gar keine Lust gehabt, von Berlin nach Buxtehude zu ziehen, um dort als Journalist zu arbeiten.

    Mal sehen, was Kristina sagen würde.

    Obwohl seine Lage alles andere als rosig war, fühlte sich Basti gut. Er war aufgestanden, hatte endlich den Mund aufgemacht und diesen Job, der ein Albtraum gewesen war, über Bord geworfen.

    Als er zu Hause die Wohnungstür aufschloss, wunderte er sich, dass Kristinas Turnschuhe im Flur lagen. Sie war heute Morgen früh aus dem Haus gegangen, weil sie noch immer in der Buchhandlung arbeitete.

    Kristina kauerte im Wohnzimmer auf dem Sofa, hielt mit beiden Händen einen Becher Tee umklammert. Sie war blass.

    »Schatz«, sagte sie mit belegter Stimme. »Ich musste den ganzen Morgen aufs Klo, um zu kotzen. Deshalb bin ich früher von der Arbeit weg.«

    Basti setzte sich, nahm Kristina in den Arm.

    »Ich glaub, ich bin schwanger.«

    *

    Der Schweiß lief mir den Rücken runter. Mein T-Shirt klebte am Körper. Ich gab Gas. Die Räder drehten durch. Die Stille würde das Heulen des Motors kilometerweit in die Nacht tragen.
    Panik stieg in mir hoch. Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren, dachte ich und drehte am Zündschlüssel – das Heulen erstarb. Um mich herum wurde es dunkel. Stockdunkel, bis auf einen schmalen, silbernen Streifen am Horizont, vor dem die Bäume des nahen Waldes aussahen wie bizarre Scherenschnitte.
    Ich lehnte mich mit dem Kopf aufs Lenkrad, atmete in die Stille, überlegte. Ich brauchte ein Brett, das ich unter die Hinterreifen legen konnte. In Gedanken ging ich den Inhalt meines Kofferraums durch. Ein Verbandskasten lag darin. Und … eine alte Wolldecke.

    Ich schaltete das Standlicht wieder ein, stieg aus, lief um den Wagen herum und öffnete den Kofferraum. Ich stand mit den Hinterrädern in einer Pfütze, das Wasser suppte in meine Turnschuhe. Im schummrigen Licht tastete ich im Kofferraum nach der Wolldecke. Mist, sie war verschwunden. Wahrscheinlich hatte ich sie irgendwann mit in die Wohnung genommen, um sie zu waschen.

    Ich trat einen Schritt zurück, sah nach links und rechts. Verflixt, war das finster hier. Soweit ich es im spärlichen Schein des Standlichtes erkennen konnte, lag nirgendwo ein Brett, nicht einmal ein dicker Ast, den ich unter die

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