Mein Mann der Moerder
sie auf ein antikes, silbernes Tablett und füllte die Gläser. Der Champagner perlte in den Kelchen, nun fehlte nur noch der Schuss. Das gewisse Extra.
Ich ging einen Schritt zurück, damit ich von der Küche ins Wohnzimmer blicken konnte. Tobias saß auf dem Sofa. Die Hände auf dem Schoß, blickte er aus dem Fenster, ahnte nicht, was ich vorhatte. Wunderbar.
Ich öffnete die Kühlschranktür erneut, nahm das Fläschchen aus der Mulde, in der sonst ein Ei lag. In diesem Fläschchen, das ich im Internet bestellt hatte, wohnte ein böser Geist namens Gamma-Butyrolacton. Kurz GBL oder K.-o.-Tropfen. Mit zittrigen Fingern schraubte ich den Deckel auf und tröpfelte die Tinktur in den Kelch, der für Tobias bestimmt war. Es sprudelte im Glas, so als würde der Champagner protestieren. Doch der Kampf zwischen dem edlen Gesöff und dem Gift dauerte nur Sekunden, veränderte weder Farbe noch Geruch des Champagners.
Ich zählte die Tropfen genau, schließlich wollte ich Tobias zunächst nur betäuben. Schon zwei Milliliter setzten einen Menschen schachmatt. Eine Überdosis aber würde zum Atem- und Herzstillstand führen. Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden. Auf so sanfte Art durfte Tobias nicht aus dem Leben scheiden. Ich hatte mir etwas Besonderes für ihn einfallen lassen.
Ob ich Skrupel hatte? Nein. Im Gegenteil. Mich durchflutete ein unglaubliches Glücksgefühl. Vor allem wenn ich daran dachte, was ich mit Tobias vorhatte, wenn die Tropfen ihn erst mal in ein wehrloses Opfer verwandelt hatten.
Leise, sodass Tobias mich nicht hören konnte, kicherte ich in mich hinein, ließ das Fläschchen, meinen teuflischen Schatz, in meiner Hosentasche verschwinden. Dann nahm ich das Tablett, ging ins Wohnzimmer, stellte es lächelnd auf den Glastisch und setzte mich zu Tobias auf das Sofa.
Ich reichte ihm den vergifteten Kelch und prostete ihm zu. »Auf dein Wohl und unser Wiedersehen.«
Tobias grinste hilflos, hielt das Glas in der Hand, beobachtete, wie mir schien, einen Moment lang argwöhnisch das Perlenspiel im Sektkelch.
Ich fürchtete schon, er würde Verdacht schöpfen, doch dann nahm Tobias den ersten Schluck. Ich studierte sein Gesicht. Würde er etwas merken? Waren die Tropfen wirklich geschmacklos, so wie es in Internetforen versprochen wurde?
Tobias’ Kehlkopf hüpfte, als er schluckte. »Der ist gut«, lobte er den Schampus zu meiner großen Erleichterung.
Natürlich durfte das Gespräch nicht auf Antonia kommen. Dieses Kapitel würde ich meiden wie der Teufel das Weihwasser. Also redete ich einfach drauflos, wie ein Wasserfall. Unterhielt Tobias mit erfundenen Anekdoten aus der Agentur.
Tobias lachte nicht, verzog keine Miene, wirkte seltsam irritiert. Doch darum kümmerte ich mich nicht. Wie schon früher leerte Tobias, dieser heimliche Alkoholiker, sein Glas in wenigen Zügen. Wunderbar. Nun hatte er seine Dosis intus. Jetzt musste ich ihn nur noch eine Weile bei Laune halten. Und warten. Ich schenkte ihm nach.
»Xenia, ich wollte …«, nahm er einen Anlauf.
Ich fuhr ihm über den Mund. »Ich habe dir so viel zu erzählen. Wenn du wüsstest, was alles passiert ist.«
Tatsächlich schwieg Tobias, was ich auf die langsam einsetzende Wirkung der K.-o.-Tropfen zurückführte. Ich lästerte nach Kräften über Saskia, diese Schlange, erwähnte allerdings nicht, dass sie mich in Kooperation mit Lorenz rausgeworfen hatte.
Tobias saß still da, drehte den Kelch nervös zwischen seinen Fingern, hörte mir zu, wirkte bedrückt.
»Na, nun trink doch was«, stieß ich ihn freundschaftlich in die Rippen und stürzte, um ihn zu ermuntern, meinen eigenen Champagner hinunter. Ein Glas konnte ich ja vertragen.
Brav trank Tobias nun sein zweites Glas leer. Sofort schenkte ich es wieder voll.
Heimlich blickte ich auf meine Armbanduhr. Zwanzig Minuten. Der Alkohol würde die Wirkung, die nach etwa einer halben Stunde einsetzen sollte, noch verstärken. Also gab ich noch eine erfundene Anekdote aus der Agentur zum Besten.
Plötzlich setzte Tobias sein Glas ab. »Mir ist so übel«, brach es aus ihm heraus. Seine Pupillen waren ganz weit. Alle Achtung, die Tropfen waren ihr Geld wert.
Tobias wurde blass, sein Gesicht nahm einen fast wächsernen Ton an. Er sah nun aus wie das, was er bald sein würde: eine Leiche.
»O Gott, ist mir schlecht«, stöhnte er und griff sich mit der Hand an den Kopf.
»Tobias, Liebling, du wirst ganz bleich«, heuchelte ich Mitgefühl. »Ich glaube, ich sollte
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