Mein Monat mit dem Millionär
gratuliere dir.“
Verschmitzt lächelnd sagte sie: „Bin ich nicht total verrückt? Es ist viel wahrscheinlicher, dass ich siamesische Zwillinge bekomme als ein Mädchen.“
„Man soll die Hoffnung nie aufgeben.“
„Wieso stehen wir eigentlich alle im Flur herum“, erkundigte sich Alejandro. „Gehen wir doch in die Küche.“
Obwohl der Tag für Emilio so unerfreulich begonnen hatte, wurde es das schönste Thanksgiving seit Jahren. Das Essen schmeckte fantastisch, und es war wunderbar, dass die ganze Familie beisammen sein konnte. Am meisten freute ihn, dass seine Mutter so glücklich aussah. Die Ankunft Enriques lenkte sie immerhin ein paar Stunden von ihrem Lieblingsthema ab: dass Emilio endlich eine Familie gründen solle.
„Es ist nicht gut, dass du allein in diesem großen Haus lebst“, sagte sie, als sie nach dem Essen gemeinsam im Wohnzimmer saßen. Estefan bildete die Ausnahme, denn er balgte sich auf dem Teppich mit den Jungs. Sein Benehmen war den ganzen Tag tadellos gewesen.
„Ich lebe gern allein“, widersprach Emilio. „Und wenn ich mal Sehnsucht nach Kindern habe, kann ich mir ja von Alejandro welche ausborgen.“
„Das ist nicht dasselbe wie eigene Kinder“, antwortete sie ernst.
„Warum wendest du deine Energie nicht darauf, Enrique mit einer Frau zu versorgen?“, lenkte Emilio ab.
Sie rieb liebevoll den Arm ihres jüngsten Sohnes. „Er ist doch noch ein Baby.“
Emilio lachte. „Und was bin ich dann? Ein alter Mann?“
„Du bist schon ziemlich alt“, mischte sich Enrique ein, und alle lachten.
Chris kletterte auf Emilios Schoß, um zu kuscheln. Als Emilio in die großen braunen Augen seines Neffen schaute, dachte er, es wäre vielleicht doch ganz schön, ein paar eigene Kinder zu haben. In diesem Moment spuckte Chris einen Schwall halb verdautes Essen auf sein Hemd.
„Oh, nein, Sweetie!“, rief Alana und nahm das Kind. „Es tut mir so leid, Emilio.“
„Schon gut“, erwiderte er, nahm die Taschentücher, die sein Bruder ihm reichte, und versuchte, den Fleck so gut es ging zu beseitigen.
„Geh mit deinem Bruder nach oben, Honey, und gib ihm ein frisches Hemd. Ihr habt doch die gleiche Größe, oder?“
„Ich finde sicher was Passendes“, stimmte Alejandro zu, und Emilio folgte ihm nach oben ins Schlafzimmer.
Alejandro gab ihm ein sauberes Hemd, und während Emilio sich umzog, sagte er: „Da wir allein sind, kann ich dich auch was fragen.“
„Was denn?“, fragte Emilio.
„Was weißt du über Isabelles Vater?“
Eigentlich hatte Emilio nicht die geringste Lust, an Isabelle zu denken, aber er antwortete: „Was meinst du damit? Ich weiß, dass er ein widerlicher Kerl war, aber das ist auch schon alles.“
„Wusstest du, dass er spielsüchtig war?“
„Nein. Aber worauf willst du hinaus?“
„Es gab Strafanzeigen gegen ihn.“
„Weswegen?“
„Häusliche Gewalt.“
Emilio runzelte die Stirn. „Bist du sicher?“
„Ganz sicher. Allerdings hatte er wohl Freunde in gehobenen Positionen, denn es war verdammt schwierig, Beweise zu finden.“
„So ein Ekelpaket“, meinte Emilio und knöpfte das Hemd zu, das ihm etwas zu groß war, aber wenigstens nicht stank.
„Noch was anderes“, fuhr Alejandro fort. „Es gibt den Verdacht, dass er auch sein Kind misshandelt hat.“
Izzie? Emilios Herzschlag beschleunigte sich. „Den Verdacht“, wiederholte er. „Aber ist es auch bewiesen?“
„Man hat ihn nie deswegen angeklagt. Ich dachte nur, du möchtest es vielleicht wissen.“
„Kannst du was darüber rauskriegen?“
„Nein, denn es spielt in dem Fall, den ich bearbeite, keine Rolle.“
„Willst du damit andeuten, dass ich mich darum kümmern soll?“, wollte Emilio wissen.
Alejandro zuckte die Achseln. „Wenn ich du wäre, würde ich versuchen, an gewisse Krankenakten zu kommen.“
„Angenommen, es trifft zu – würde es Isabelle entlasten?“
„Das kann ich dir nicht sagen.“
„Verdammt, Alejandro.“
Sein Bruder seufzte. „Wahrscheinlich nicht, aber für die Verteidigung könnte es interessant sein.“
„Wollte sie nicht ein Geständnis ablegen?“
„So sieht es aus, aber wie ich bereits sagte, scheint ihr Anwalt ihr nicht unbedingt die besten Ratschläge zu geben.“
Das hieß also, Alejandro wollte, dass Emilio recherchierte. Er konnte nicht leugnen, dass ihn die Vorstellung belastete, Izzie sei als Kind misshandelt worden. Sie direkt zu fragen war wohl sinnlos, denn wenn sie es ihm bis jetzt nicht gestanden
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