Mein Monat mit dem Millionär
gut. Aber die Uniform brauchst du nicht mehr zu tragen. Außerdem werde ich dir ein paar schöne Kleider kaufen.“
„Wozu denn?“
„Weil die, die du hast, scheußlich sind.“
„Ich brauche sie doch nur noch eine Woche. Das ist Geldverschwendung.“
Er ignorierte ihren Einwand und fuhr fort: „Du schläfst ab sofort nicht mehr im Dienstbotentrakt, sondern bei mir. Falls du das möchtest.“
„Und wie ich das möchte.“ Obwohl es vermutlich keine gute Idee war. Je näher sie sich kamen, desto furchtbarer würde die Trennung sein.
„Sag mir, ob du dir auch etwas wünschst“, bat Emilio. „Du bekommst alles, was du willst.“
Eigentlich wollte sie nur drei Dinge: ihn heiraten, Kinder bekommen und einfach glücklich sein. Aber es gab keine Zukunft für sie beide!
Das Telefon klingelte, und Emilio fluchte leise, als er die Nummer auf dem Display sah. „Oh, das ging ja flott.“
Er setzte sich auf und drückte die grüne Taste. „Hallo, Mama.“
Isabelle zuckte zusammen. Estefan hatte wohl keine Zeit verschwendet.
Nach einer Minute sagte Emilio: „Ja, es stimmt.“
Die Stimme seiner Mutter klang erregt, aber Isabelle konnte nicht hören, was sie sagte.
„Ich weiß, dass er betrunken war. Wundert dich das?“
Seine Mutter erwiderte etwas, wurde jedoch von Emilio unterbrochen. „Was hältst du davon, wenn ich rüberkomme, damit wir alles in Ruhe besprechen können?“
Anscheinend hatte seine Mutter zugestimmt, denn er sagte: „Ich komme, sobald ich kann.“
Damit legte er auf. „Du hast bestimmt mitgekriegt, um was es geht.“
„Ja.“
„Ich bleibe nicht lange weg.“
„Lass dir Zeit. Ich sollte auch bald mit meiner Mutter sprechen. Es wäre mir nicht recht, wenn sie es aus zweiter Hand erfährt.“
„Gute Idee. Wenn ich nach Hause komme, bringe ich uns was zu essen vom Chinesen mit.“
„Hört sich prima an.“ Allerdings bezweifelte sie, dass sie beide noch Appetit haben würden, nachdem ihre jeweiligen Mütter sie in der Mangel gehabt hatten.
14. KAPITEL
Emilio parkte vor dem Mehrfamilienhaus, in dem seine Mutter wohnte. Er hatte darin im gleichen Jahr, in dem er seine erste Million verdient hatte, für sie eine Wohnung gekauft. Eigentlich wollte er, dass sie in eine wohlhabendere Gegend zog und in ein Apartment, das luxuriöser war als dieses, doch sie bevorzugte ihre gewohnte Nachbarschaft mit spanisch stämmigen Einwanderern und ihren Nachkommen. Trotzdem war es alles andere als schäbig. Damals, als er die Wohnung gekauft hatte, war es ein Neubau gewesen, und er hatte dafür gesorgt, dass immer alles auf dem aktuellen Stand der Technik blieb. Ein paar Extras hatte er seiner Mutter auch gegönnt. Nachdem sie so viel für ihn und seine Brüder getan hatte, verdiente sie das Beste von allem.
Er ging nach oben und schloss die Wohnungstür auf. „Mama?“
„Ich bin in der Küche“, schallte es zurück.
Es überraschte ihn nicht, sie dabei vorzufinden, wie sie in einer großen Schüssel Teig anrührte. Immer, wenn sie nervös oder wütend war, zog sie ihre Schürze an und backte.
„Was gibt es?“, fragte er neugierig.
„ Churros mit einer Extraportion Zimt, genau wie du sie magst.“ Sie winkte ihn zum Küchentisch. „Setz dich, ich hole dir was zu trinken.“
Aus dem Kühlschrank holte sie eine Karaffe mit Eistee und goss für ihn ein Glas ein. Emilio hätte sich etwas Stärkeres gewünscht, aber Alkohol kam seiner Mutter nicht ins Haus.
Sie gab ihm das Glas und widmete sich wieder ihrem Teig. Während sie mit einem Holzlöffel rührte, sagte sie: „Ich nehme an, du hast das Gesicht deines Bruders gesehen.“
„Oh, ja.“
„Er hat erzählt, Isabelle habe ihn angegriffen. Ohne jeden Grund.“
„Versuchte Vergewaltigung ist ein ziemlich guter Grund, finde ich.“
Sie warf ihm einen aufgebrachten Blick zu. „Emilio! Dein Bruder würde so etwas niemals tun. Er wurde dazu erzogen, Frauen zu respektieren.“
Doch er wusste, dass sie, obwohl sie Estefan verteidigte, Zweifel an seiner Version der Geschichte hatte.
„Wenn du Isabelle in ihrer zerrissenen Uniform gesehen hättest und die blauen Flecke an ihren Armen … Sie hatte furchtbare Angst.“
Seine Mutter murmelte etwas auf Spanisch und bekreuzigte sich.
„Er braucht Hilfe, Mama.“
„Ich weiß. Er hat gesagt, dass üble Leute hinter ihm her sind, und wollte hierbleiben. Ich habe ihn weggeschickt.“
„Gut. Wir können ihn nicht retten, ehe er das nicht selbst will. Wenn er nicht irgendwann einmal
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