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Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
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Gliedmaßen leblos auf dem Lehmboden. Der Hengst ging mit kurzen Schritten rückwärts, ein Muskelzittern zog über seine Flanken, seine schwarze Decke glänzte schweißnass.
    „Thor!“ Lindsey warf sich ihrem Retter in die Arme.
    „Bei den Göttern, Lindsey!“
    Sie barg ihr Gesicht an seiner Schulter, und er schlang die Arme um sie. „Hat er dir etwas angetan? Lindsey, bist du verletzt?“
    In diesem Moment stürmte Tommy Booker in den Stall. „Heiliger Herr Jesus!“, entfuhr es ihm, während er sich bekreuzigte.
    „Stephen h… hat mir im Stall aufgelauert“, versuchte Lindsey stammelnd zu erklären. „E… er wollte mich töten, und i… ich stach ihm die Mistgabel in den Bauch. Er hätte auch dich getötet, wenn … wenn Saber nicht dazwischengegangen wäre.“ Sie wurde von haltlosem Schluchzen geschüttelt.
    Thor wiegte sie tröstend in den Armen. Tommy Booker holte die Lampe vom Fensterbrett, entzündete den Docht, und der Stall wurde in goldenen Schein getaucht.
    „Ganz ruhig, mein Junge“, sagte Tommy beschwichtigend und näherte sich Saber, wollte ihn streicheln und zog erschrocken die Hand zurück. „Er ist verletzt! Saber blutet!“
    In hellem Entsetzen eilten Lindsey und Thor herbei. Der Hengst stand zitternd mit gesenktem Kopf breitbeinig da. Aus einer Wunde in der Brust quoll Blut, viel Blut. Lindsey wischte sich die Tränen ab und streichelte ihn. Saber wieherte leise und stupste sie zärtlich mit seiner Samtschnauze an, dann ging er in die Knie und legte sich schwer zur Seite.
    „Saber!“ Erneut liefen ihr die Tränen übers Gesicht. Thor kauerte sich neben sein geliebtes Pferd. „O mein Gott!“, flüsterte sie gequält und biss sich auf die Lippe. Sie musste sich zusammennehmen, durfte jetzt nicht zusammenbrechen. „Wir müssen Hilfe holen. Wir müssen etwas tun!“ Blut verdunkelte ihren Rock, als sie sich neben Thor kniete, der sein Pferd mit zitternden Händen streichelte.
    „In der Nähe wohnt ein Tierarzt“, sagte sie, um Fassung ringend. „Er kümmert sich um die Pferde meines Vaters. Seine Name ist Carlton. Er wohnt in der Kinsey Street, Ecke Richman Lane.“
    Thor wandte sich an den Stallburschen. „Tommy, hole ihn und verständige die Polizei.“
    „Sag dem Arzt, Baron Renhurst bittet ihn, sofort in den Mietstall zu kommen.“
    „Sofort, Miss!“
    „Beeil dich, Tommy!“
    Der Bursche rannte los, als sei der Teufel hinter ihm her. Saber wieherte leise und versuchte, den Kopf zu heben, war aber zu schwach dazu.
    „Wir müssen die Blutung stillen“, sagte Thor heiser.
    Eilig holte Lindsey eine Decke aus der Sattelkammer und reichte sie ihm. Thor riss sie in Streifen, legte einen schmalen Streifen in die Wunde, wo die Pistolenkugel in Sabers Brust eingedrungen war, faltete einen breiteren Streifen zusammen und presste ihn auf die Wunde.
    „Saber darf nicht sterben“, flüsterte Lindsey verzweifelt, während ihr die Tränen über die Wangen rollten. „Er hat uns das Leben gerettet.“
    Thor schwieg, nur seine Kiefer mahlten in ohnmächtigem Zorn. Lindsey streichelte den Hals des edlen Pferdes, seine seidige Wange. Sie wusste, dass er schwer, wenn nicht tödlich verletzt war. Und sie wusste, dass Thor beinahe so sehr litt wie Saber. „Du wirst wieder gesund, mein Guter. Thor braucht dich.“
    Saber gab einen kehligen Laut von sich, und Lindseys Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er sah sie aus trüben Augen an, als wolle er sich verabschieden.
    „Ich lasse dich nicht sterben“, flüsterte sie. „Ich lasse es einfach nicht zu.“ Aber sie wusste nicht, wie dieses prachtvolle Pferd gerettet werden könnte.
    Sanft streichelte Thor den Hals des Hengstes und raunte tröstliche Worte, manche in seiner Muttersprache. Während Lindsey den wollenen Bausch auf die blutende Wunde drückte, holte Thor eine zweite Decke, ging damit zu Stephens blutüberströmter Leiche und warf sie über ihn.
    „Diesen schnellen Tod hast du nicht verdient“, sagte er düster. „Selbst der Galgen wäre noch eine zu milde Strafe für dich gewesen.“
    Lindsey dachte an die Frauen, die Stephen brutal ermordet hatte, dachte an das schöne Pferd, dessen Flanken sich mit jedem mühsamen Atemzug hoben und senkten. Thor hatte recht: Merrick hätte ein qualvolleres Ende verdient.
    Thor kniete sich neben Lindsey und übernahm es wieder, den Wolllappen auf die Wunde zu pressen. Dabei redete er in seiner ruhigen Art auf den Hengst ein, nannte ihn Brandr fra dat kon ungr , Schwert des Königs, und

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