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Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
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Sie hätte den Kutscher bitten sollen, noch einmal auf sie zu warten. Aber dafür war es nun zu spät.
    Andererseits befand sie sich im vornehmsten Viertel der Stadt und hatte es nicht weit bis nach Hause. Sie verdrängte ihre ängstlichen Gedanken und begab sich zum Ausgang. Auf halbem Weg erlosch die kleine Lampe im Fenster. Der Stall lag in tiefer Dunkelheit.
    Lindsey erstarrte. Das Herz klopfte hart gegen ihre Rippen, kalte Spinnenfinger der Angst krochen ihr über den Rücken. Unsinn, dachte sie, der Wind hatte die Flamme gelöscht. Aber es war völlig windstill, kein Lüftchen regte sich.
    Und dann hörte sie ein Rascheln im Stroh. Eine Maus, redete sie sich ein, der die Stallkatze auf ihrer nächtlichen Pirsch auflauerte, um die Mäusepopulation in Grenzen zu halten. Tapfer verdrängte sie ihre Beklommenheit und tastete sich weiter; mittlerweile hatten ihre Augen sich an die Finsternis gewöhnt. Durch die offene Tür fiel ein schmaler Streifen Mondlicht, der ihr den Weg wies.
    Und dann sah sie den Schatten eines Mannes.
    Lindsey erschrak und unterdrückte einen Schrei. Der Schatten war zu schmal, um Thor zu gehören, und zu breit für Tommy. „Wer ist da?“, rief sie laut, in der Hoffnung, nicht zaghaft zu klingen und erleichtert auflachen zu können, wenn der Schatten, wer immer es war, sich zu erkennen gab.
    „Du kennst mich …“ Die Männerstimme jagte ihr eisige Schauer über den Rücken. „Ich hätte dein künftiger Gemahl sein können – wenn du dich nicht als schmutzige Hure erwiesen hättest.“

31. KAPITEL
    Lindseys Mund war wie ausgetrocknet, das Atmen fiel ihr schwer. Die Nacht war gespenstisch still, die Dunkelheit hüllte sie ein wie ein bleischwerer Mantel. Sie kannte die Stimme – sie gehörte Stephen Camden. Er war ihr zum Stall gefolgt. Plötzlich wurde ihr klar, dass er von ihrer Liebesbeziehung zu Thor wusste. Und von Simon Beale oder Tilly Coote hatte er erfahren, dass sie versuchte, ihn des Mordes zu überführen.
    Es gab nur eine Erklärung, warum er sie hierher verfolgt hatte.
    Stephen wollte sie töten.
    Lindsey begann zu zittern, als er aus dem Schatten ins Zwielicht trat, ein hochgewachsener, blonder, gut aussehender Mann von Stand und Vermögen, der sich für das Böse entschieden hatte. Tilly Coote mochte ihm diesen Weg gewiesen haben, aber wie Thor schon sagte, die Entscheidung hatte letztlich er selbst getroffen.
    Von Grauen erfüllt beobachtete Lindsey, wie er sich ihr lauernd näherte. Der Streifen Mondlicht erhellte sein Gesicht. Hass verzerrte seine Gesichtszüge. Seine Augen funkelten satanisch. Der Mann, der ihr den Weg in die Freiheit versperrte, war kaum wiederzuerkennen.
    „Was wollen Sie?“, fragte sie mit fester Stimme, während ihr Magen sich vor Angst verkrampfte. Sie musste Zeit gewinnen und suchte fieberhaft nach einer Fluchtmöglichkeit. Die Fensterläden des Stalls waren verriegelt gegen die Kälte, bis auf das kleine Fenster, in dem die Laterne geleuchtet hatte, aber auch das konnte sie nicht erreichen. Es gab keinen Hinterausgang. Den einzigen Fluchtweg versperrte ihr Stephen.
    Lindseys Blick irrte umher auf der Suche nach einer Waffe, nach irgendetwas, womit sie sich verteidigen könnte. In den Boxen begannen die Pferde unruhig zu werden. Saber hatte offenbar die Angst in ihrer Stimme gehört, er schnaubte und stampfte mit den Vorderhufen auf den festgetretenen Lehmboden.
    „Du weißt genau, was ich will“, antwortete Stephen nach langem Schweigen und näherte sich ihr. „Ich will die Welt von einer weiteren wertlosen Hure befreien.“
    Lindsey schluckte gegen die Trockenheit in ihrer Kehle an. Sie durfte den Mut nicht verlieren. „War Tilly auch eine Hure für Sie, Stephen? Wollten Sie Tilly töten, als Sie die anderen Frauen erwürgt haben?“
    Er ließ ein tiefes Knurren hören. „Heute Nacht werde ich dich töten.“ Er tauchte in die Dunkelheit ein, und Lindseys Puls pochte schmerzhaft gegen ihre Schläfen. Es wäre töricht, die Tür erreichen zu wollen, Stephen würde sie daran hindern. Sie entdeckte einige Gerätschaften in einem Gestell an der Wand, stürmte los und griff nach einer Mistgabel. Mit dem Rücken zur Wand stellte sie sich breitbeinig hin, während sie den Stiel der Mistgabel mit beiden Händen umklammerte. Angestrengt horchte sie in die Dunkelheit auf ein Geräusch, das ihr verriet, wo er war.
    Aber sie hörte nur das wilde Klopfen ihres Herzens und das Scharren der Pferde, die sich unruhig in ihren Boxen bewegten.
    Aus

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