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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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der seine Stellung dessen Gunst verdankt! Wir kämpfen nicht gegen die Kirche, sondern gegen die Gefolgsleute des Königs Otto, und wir kämpfen für mehr Gerechtigkeit in Baiern und Schwaben, für mehr Freiheit für uns alle!“
    Höhnisch lachte Rasso auf. „Freiheit! Das nenn´ ich nicht frei sein, wenn man sich mit den Heiden verbündet, gegen den christlichen König, gegen alle gültige Ordnung in unserem Land! Mein Onkel, euer Graf Roudolf, ist geblendet von den falschen Versprechen der Aufrührer, er wird seine Entscheidung für Herzog Liudolf noch bitter bereuen und auf Knien die Vergebung des Königs und seiner Bischöfe erflehen!“
    Durch einen winzigen Spalt in der Stalltür versuchten Richlint und ich einen Blick auf die streitenden Männer in der Meierstube zu erhaschen, und meine Freundin klammerte sich dabei so fest und eng an meine Schultern, daß ich ihren heißen Atem in meinem Nacken wie die Hitzeglut eines Herdfeuers spürte. Wir konnten durch die kleine Lücke im Holz sehen, daß Wichard sich drohend vor dem viel größeren Rasso aufgebaut und sein Schwert gezogen hatte, das er nachlässig und wie nebenbei immer wieder mit der flachen Seite gegen seinen Schenkel schlug.
    „Es wird wohl besser sein, wenn du jetzt in dein Kloster zurückkehrst, Mönch Rasso, denn ich möchte meine Hand ungern gegen einen unbewaffneten Mann der Kirche erheben!“ Mit hochrotem Kopf ging der Burgvogt immer weiter auf den hageren Mann in der grauen Kutte zu. „Diese Männer hier werden alle ihrem Grafen folgen, so wie sie es geschworen haben und der Welfenfamilie schuldig sind, denn kein hoher Herr fragt einen Bauern oder einfachen Landgutsbesitzer nach seiner Meinung oder seinem Gewissen, wir alle müssen gehorchen! Geh´ du deshalb an den Amberse zurück und mische dich nicht in weltliche Dinge wie Kampf und Herrschaft, von denen du dich aus freiem Willen für immer losgesagt hast!“
    Schweigend saßen all die Männer da, Chuonrad, Arbeo, mein Mann Leonhard und die beiden Meier der Nachbardörfer, keiner unter ihnen wagte dem Burgvogt zu widersprechen oder eine andere Meinung zu äußern, und nur der alte Meier Wezilo war aufgestanden und hatte sich wie zum Schutz neben Rasso gestellt. Der Mönch schaute sehr ernst in die betretenen Gesichter der Bauern, und dann schlug er seinen Umhang um die Schultern und ging zur Tür. „Ich werde für euch beten, für euch alle, wie immer ihr auch entscheiden mögt, denn Pitengouua ist meine Heimat, und seine Menschen sind meine Familie! Gott möge euch alle beschützen, jetzt und in Ewigkeit!“
    Kaum hatte Rasso die Tür der Stube hinter sich geschlossen, da zerrte mich Richlint zum anderen Ende des Stalls, wo sich ein kleiner Ausgang befand, und wir rannten und rutschten durch Schnee und Matsch und erreichten ihren Bruder gerade noch beim Hoftor, als er bereits auf seinem Pferd saß und losreiten wollte. „Rasso, warte!“ rief Richlint völlig außer Atem, „sag´ Afra und mir, was wir tun sollen! Wir haben dich reden gehört und auch Wichard, und wir haben Angst um uns und um die Kinder, und wir fürchten uns vor den Ungarn und vor einem Krieg gegen die Truppen des Königs!“ Sie klammerte sich am Bein ihres Bruders fest, und Rasso zügelte sein Pferd und schaute liebevoll zu ihr hinunter.
    „Du hast als Ehefrau nichts zu entscheiden, Afra, und du wirst mit den Kindern bei deinem Mann im Dorf bleiben und ihm gehorchen, was immer auch geschehen mag. Aber du, Richlint, du kannst ins Kloster zu Kunissa gehen und ein bescheidenes Leben zum Lobe Gottes wählen, und dort wirst du sicher sein vor den Feinden und diesem unseligen Bruderkrieg! Steig´ auf, ich bringe dich hin, jetzt auf der Stelle, viel zu lange schon hast du dem Ruf Gottes widerstanden!“ Und Rasso streckte seiner Schwester die Hand entgegen, um ihr aufs Pferd zu helfen, doch Richlint zögerte und wich einen Schritt zurück. „Ich werde dir nicht helfen können, Schwester, wenn der Krieg auch in unserem Gau wütet, denn meine Tage auf Erden sind gezählt! Seit meiner Pilgerfahrt ins Heilige Land zehrt eine böse Krankheit an mir und läßt mich immer schwächer werden, und ich werde meine Zelle wohl nicht mehr oft verlassen können. Darum reiche mir deine Hand und reite mit nach Augusburc, und laß´ uns dort zusammen beten für all die armen Sünder hier!“
    Ich sehe noch Richlint´s Gesicht vor mir an diesem Winternachmittag, blaß und unsicher stand sie bis über die Knöchel im Schneematsch und

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