Mein Name ist Afra (German Edition)
Frau auf der mit feuchtem Moos überzogenen Erde. Immer wieder schaute sich der Mann um, ob die Frau ihm sicher folgte, und als sie auf einer am sandigen Flußbett liegenden Wiese angekommen waren, ließ er das Pferd frei, nahm ihm den Sattel ab und legte dem Tier nur lockere Beinfesseln an, damit es beim Grasen nicht allzusehr behindert wurde. Dann griff er nach der Hand der jungen Frau und geleitete sie vorsichtig und langsam über einen schmalen Brettersteg auf die andere Seite des wild strömenden Gebirgsflusses, an der schroffe Felswände senkrecht emporragten und das Rauschen der ungezähmten Ambra laut widerhallte.
Dort führte eine steile Steige aus verwitterten Holzbalken, Steinen und Felsbrocken weit hinauf zu einer verborgen liegenden Höhle, gut versteckt hinter dichtem, nadeligem Gestrüpp lag der niedrige Eingang im Gestein, und nur ein schmaler Vorsprung trennte die Höhle von der tiefen Schlucht.
Atemlos vom steilen Aufstieg verharrten der Mann und die Frau auf diesem engen Grat und schauten sich ohne Worte in die Augen, die Hände fest ineinander verschlungen und die Brust bebend vor Anstrengung, und dann legte der Mann seine Arme um die runden Hüften der Frau und zog sie ganz nah zu sich heran, strich sanft mit seinen schmalen Händen über ihren Kopf und die lockigen Haare, fuhr mit feingliedrigen, starken Fingern dem Schwung der dichten Brauen und der vollen Lippen nach und preßte seinen warmen Mund in das zarte Grübchen unter ihrer Kehle, in der das Blut wie wild klopfte.
Die Frau lachte und drängte ihren Körper eng an den des Mannes, und als er ihr Kleid hob und mit beiden Händen ihre bloßen Lenden umfaßte und sie dabei fest an seine harten Oberschenkel und den angespannten Bauch drückte, schloß sie die Augen und stöhnte voller Lust. Gemeinsam krochen sie durch den niedrigen Eingang in die kühle Höhle, ertasteten auf dem Sandboden in der fast vollkommenen Dunkelheit das weiche Lager aus Moospolstern und wollenen Decken, das der Mann vorbereitet hatte, und sie gaben sich ihrer Liebe hin, ohne an die Welt draußen einen einzigen Gedanken zu verschwenden.
Das volle Licht des Mondes ergoß sich über den steinernen Vorsprung, als die Frau nach einiger Zeit aus der Höhle hervor kroch und sich mit einem glücklichen Lächeln auf dem geröteten Gesicht vor den Eingang hockte, um ihre Haare zu flechten. Ihre weiße Haut war naß von Schweiß und mit Erde und Sand beschmiert, und mit tiefen Zügen atmete sie die erfrischende Luft, die vom wilden Fluß herauf drang. Die Schultern und Arme schimmerte sanft und silbrigweiß, als sie die Hände hob und die Zöpfe auf ihrem Kopf richtete, und sie empfand den milchigen Schein des Mondlichts wie eine kühle und zarte Berührung auf ihrem ganzen Körper.
Hinter sich vernahm die Frau ein leises Geräusch, aber sie drehte sich nicht um, sondern blieb ruhig und aufrecht sitzen, und als die starken Arme des Mannes ihren nackten Leib umspannten und die weichen, runden Brüste von seinen warmen Händen umfangen und zärtlich gewiegt wurden, ließ sie sich voll Vertrauen zurücksinken an die breite Brust und lehnte den Kopf an seine Schulter. Eine Welle heißen Begehrens durchströmte ihren Körper bei seinen sanften Berührungen, und sie griff mit beiden Händen in die langen, dunklen Haare des Mannes und zog sein Gesicht ganz nah an das ihre. Der Mann und die Frau schauten sich lange in die Augen und sprachen noch immer kein Wort, und als endlich ihre Lippen und Zungen in einem tiefen und endlosen Kuß miteinander verschmolzen, schob sich eine Wolke vor den hell strahlenden Mond und tauchte die steinerne Höhle mit den beiden Mensch en in ihren dunklen Schatten.
An einem heißen Sommertag des Jahres 954 stand der kleine Gewürzhändler Hildeger mit Arbeo, dem Herrn des Dornauer Guts, hoch oben am Steilufer der Lecha und schaute auf den träge dahinfließenden Fluß und das gegenüber liegende sandige Ufer. „Da, schau her, Hildeger, von hier aus kannst du das Lager der ungarischen Reiter gut erkennen! Die vielen bunten Fahnen, die vor dem großen Zelt in der Erde stecken, zeigen an, daß sich ihr Anführer im Lager aufhält, einem guten Handel mit Wein und Salz steht also nichts im Wege!“
Mit schmal zusammengekniffenen Augen schaute der Händler der über den Fluß weisenden Hand des Gutsherrn nach, aber mit seinem kurzsichtigen Blick konnte er keinerlei Einzelheiten erkennen und wandte sich bald wieder ab. „Und du glaubst wirklich, daß
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