Mein Name ist Afra (German Edition)
ersehnt habe! Dafür nehme ich es gerne auf mich, in der Kirche weit hinten zu stehen und in einer armseligen Hütte zu schlafen, denn Stand und Reichtum hat mich im Haslach nur unglücklich gemacht, mit dem einfachen Leben in Pitengouua aber bin ich zufrieden! Kein Mann auf dieser Welt soll sich zwischen uns stellen oder uns trennen, Afra, bis zu meinem Tode möchte ich friedlich hier im Dorf mit dir leben.“
Aber all die Sticheleien von Liutbirc und Uoda gegen Richlint und die forschen Reden des Haslachbauern vor den freien Männern des Gaus rückten in den Hintergrund und waren gleich vergessen, als in der Mitte des Monats Februar 954 Wichard von einem Treffen mit Graf Roudolf nach Pitengouua zurückkehrte. In seiner Begleitung war als Abgesandter des Bischofs Udalrich der Mönch Rasso, Richlint´s Bruder, dem er auf dem Heimweg ins Dorf begegnet war, und der große Rasso in seiner bodenlangen, grauen Kutte wirkte neben dem stämmigen Wichard hager und kränklich und um viele Jahre älter als unser Burgvogt. Mir schien, als ob zwischen den früheren Spielgefährten eine Mißstimmung herrschte, denn sie gaben sich wortkarg und schauten sich kaum in die Augen, und in unserer Stube setzten sie sich weit auseinander und suchten das Gespräch mit anderen.
Die Bauern drängten sich nach der Ankunft der beiden Männer im Meierhof so eng zusammen, daß kaum Luft zum Atmen blieb, denn sie waren alle von ihren Höfen und Weilern ins Dorf geritten, um von Wichard etwas über den unseligen Bruderkrieg zu erfahren, es fehlten an diesem eisigen Wintertag weder die Haslacher noch die Leute von Dornau in unserer rauchigen Stube, und sogar aus Bobinga und Bisenberg war jeweils der Meier mit einigen Knechten gekommen. Es roch durchdringend nach nasser Wolle, Leder und Schweiß, und die Männer hockten mit ihren Waffen so dicht beieinander auf dem Boden und der Bettstatt und den wenigen Holzbänken, daß es für niemand ein Durchkommen gab und ich nicht einmal Met ausschenken konnte, wie es die Gastfreundschaft geboten hätte. Meine Kinder hatte ich mit der kleinen Magd in die Schmiede hinüber geschickt, damit sie die Gespräche der Männer nicht störten, und Richlint und ich lehnten aneinander geschmiegt hinter der angrenzenden Stalltür und horchten angespannt, um ja kein Wort von Wichard oder Rasso zu versäumen.
Als Mann der Kirche und Gesandter des Bischofs sprach Rasso als erster, und als er davon erzählte, wie Udalrich Ende Dezember nach der erfolglosen Belagerung von Regnesburch in das von Pfalzgraf Arnulf verwüstete Augusburc zurückkehrte und dort nicht einmal mehr ein sicheres Dach über dem Kopf vorfand, weil Arnulf und sein Sohn wilder als die Ungarn gewütet und mit ihren Mannen Häuser, Kirchen und Schutzmauern eingerissen und angezündet hatten, da machte sich helle Empörung unter den Pitengouuern breit und sie forderten lauthals die strenge Bestrafung der Übeltäter.
„Schlimmer als die Heiden!“ hörte ich meinen Vater schreien, „gottlos ist es, Kirchen zu plündern und in Brand zu stecken, und verflucht sind diejenigen, die sich gegen ihren Bischof stellen und seinen Besitz unter Fremde verteilen! Berichte uns, Mönch Rasso, wie Udalrich diese Unholde bestraft hat, und wie es jetzt in Augusburc steht!“
Die Stimme von Rasso klang ernst und bedrückt, als er weiter erzählte. „Der Bischof konnte es nicht wagen, in dieser Trümmerstätte zu verweilen, er wäre einem weiteren Angriff von Liudolf und seinen Gefolgsleuten hilflos ausgeliefert gewesen! Also ritt er die Lecha entlang weiter südlich zur ehemals welschen Festung Mantahinga, um dort Schutz zu suchen und sich zu verteidigen, doch die Gebäude des alten Castellums waren teilweise zerstört und verfallen, und so schlief Udalrich mit seinen Männern trotz der bitteren Kälte in Zelten und eilig errichteten Hütten, bis die Festung zur Verteidigung wieder hergerichtet war. Mit einer schlauen List hielt unser Bischof den Pfalzgrafen so lange hin, bis Mantahinga wieder wehrfest war, und dann beschwor er erneut seine unverbrüchliche Treue zum König und verteidigte die Festung mit seinen Getreuen gegen den heftig anstürmenden Arnulf. Unter den bairischen und schwäbischen Aufrührern an der Seite des Pfalzgrafen waren auch Männer aus eurem Dorf, mit meinen eigenen Augen habe ich Utz von Haslach und Aistulf von Dornau gegen die Leute des Bischofs kämpfen sehen!“
Atemlose Stille herrschte nach den Worten des Mönchs in der überfüllten
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