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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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inklusive einem Lebensmittelladen, so was wie einer Kneipe und einem baufälligen Gebäude, das von sich behauptet, ein Buchladen/ Landkartengeschäft zu sein. Ein ziemlich krasser Unterschied zu den klimatisierten Geschäften zu Hause und dem Bio-Feinkostladen und dem niedlichen Teesalon.
    »Toll!« Ich versuche ganz positiv zu klingen. »Das ist ja … total süß.«
    Fiona wirft mir noch einen schrägen Blick zu, ehe sie am Straßenrand parkt. »Warte hier«, kommandiert sie, dann hüpft sie aus dem Auto und rennt durch den Regen rüber zu  Johnson’s Eisen- und Haushaltswaren . Verkaufsständer mit Gartengeräten verteilen sich noch über die gesamte vordere Veranda und ein verblasstes handgemaltes Schild macht Reklame für Köder und Angelausrüstung.
    Ungefähr drei Minuten schaffe ich es, ihren Anweisungen gemäß zu warten, bis ich aus dem Wagen klettere.

    »Äh, Fiona?« Sie lehnt am Tresen und tut anscheinend gar nichts. »Gibt es hier irgendwo eine Toilette, die ich benutzen kann?«
    Sie lächelt mich höhnisch an, dann dreht sie sich zum leeren Laden um. »Ethan«, brüllt sie. »Jenna muss ganz dringend pinkeln!«
    Ich könnte im Boden versinken und mache mich darauf gefasst, dem wettergegerbten alten Besitzer gegenüberzutreten (denn die Inhaber von Eisenwarenläden sind zwangsläufig alt und wettergegerbt). »Geht klar«, brüllt jemand aus dem Gang mit dem Malerbedarf. »Geh einfach nach hinten durch.« Pause, und dann kommt hinter einem Stapel Farbeimer ein Junge hervor. Ein ziemlich heißer Typ so etwa in meinem Alter.
    »Das Bad ist oben, die Treppe hoch und links.« Er grinst, weiße Zähne blitzen im sonnengebräunten Gesicht.
    »Äh, danke«, bringe ich hervor und starre das dunkle Haar, die dunklen Augen und die Muskeln an, die unter dem verschossenen blauen T-Shirt nicht zu übersehen sind.
    »Kein Problem. Was muss, das muss.«
    Und dann, als ob mir das so schon nicht peinlich genug wäre, taucht ein zweiter Junge auf. Der hat mittelblonde Haare und breitere Schultern als der erste, aber ich kann an den Kinnen und den nicht ganz geraden Nasen erkennen, dass sie verwandt sind. Er wirft mir eine Packung Toilettenpapier zu, meine Verlegenheit scheint ihn zu amüsieren, denn seine Mundwinkel zeigen ein klein wenig nach oben.
    »Nimm das lieber mit. Ich glaub, da ist nichts mehr.«

    Fiona kichert fies.
    »Äh, danke …« Ich schau auf die Packung. Charmin Ultra Soft. »Okay, ich geh …« Ich zeige hilflos hinter mich. Der blonde Junge prustet los, als ich rückwärts gehe, mich dann umdrehe und die Treppe hoch fliehe.
    Ich orte das winzige Klo und verbarrikadiere mich, mein Gesicht ist ganz heiß vor Verlegenheit. Ich weiß, eigentlich sollte ich eine gereifte junge Frau sein, die zu ihren Körperfunktionen und Flüssigkeiten und allem, was da sonst noch so dranhängt, ein ganz entspanntes Verhältnis hat, aber Gottogott, das war wohl der schlimmste erste Eindruck in der Geschichte peinlicher erster Eindrücke.
    Und das hängt mir jetzt nach.

5. Kapitel
    Als ich genug Mut gesammelt habe, tauche ich wieder auf, murmele den Jungs ein Tschüss zu und folge Fiona hinaus zum Wagen. Sie lässt die Main Street hinter sich, fährt tiefer in den Wald hinein. Da die Stereoanlage jetzt nicht läuft, kann ich nicht umhin, die Stille hier zu bemerken. Kein Verkehrslärm, keine Flugzeuge, nichts als eine gewichtige Stille, die beinahe mit Händen zu greifen ist. Es hat aufgehört zu regnen, die Luft ist frisch und prickelnd, Wassertropfen, die auf den Bäumen schimmern, geben dem Ganzen den Anschein …
    »Nein. Das ist nicht wahr«, keuche ich und starre total geschockt aus dem Wagen.
    Ganz kurz schaut Fiona mich an, so als ob wir das hier tatsächlich gemeinsam durchstehen müssen. »Sie renovieren jetzt seit drei Monaten«, sagt sie, dabei betont sie jedes Wort, damit der Horror der permanenten Bauaktivitäten auch rüberkommt. »Fließendes Wasser haben wir erst seit letzter Woche wieder. Du hast Glück.« Und damit zerrt sie den Schlüssel aus dem Zündschloss und verschwindet Richtung Haus.

    Man muss allerdings ganz schön großzügig sein, wenn man das »Haus« nennen will. Eine riesige Holzvilla aus dem vorletzten Jahrhundert ragt vor mir auf, aber vom Dach fehlt die Hälfte, Plastikplanen flattern an Stelle von mindestens zwei Wänden, und als ich mich dem Gerüst nervös nähere, sehe ich ein enormes schwarzes Loch mitten im Haupteingang klaffen.
    »Hallo?«, rufe ich ins Nichts. Vorsicht,

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