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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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hat sie auch schon drei Monate in einer Baracke in Ecuador verbracht, wo sie als Freiwillige mit drogenabhängigen Kindern gearbeitet hat, womöglich betrachtet sie dieses Haus  – und Fiona  – also gar nicht als große Herausforderung.
    »Egal, darüber können wir noch den ganzen Sommer reden! Aber jetzt will ich alles über dein Leben hören«, sagt Susie. Also fange ich an, ihr von der Schule zu erzählen, von Olivia und von der Arbeit bei den Green Teens, bis Susie mich für einen Moment unterbricht und sich zur anderen Seite des Tisches umdreht.
    »Fiona, meine Süße, du solltest das Buch mal weglegen. Wir haben Besuch.«
    »Ich dachte, sie gehört zur Familie.« Fiona schaut nicht auf, aber ihr Ton sagt mehr als genug. »Hast du das nicht die ganze Woche behauptet?«
    »Ja, aber trotzdem solltest du das Buch jetzt weglegen.« Susies Ton ist nett. »Sofort.«
    »Bei Dad darf ich das aber.«
    »Was darfst du bei mir?« Ein großer, breitschultriger Mann
kommt in den Raum, schnallt den Werkzeuggürtel ab und legt ihn mit Geschepper auf dem Küchentresen ab. Er ist blond, ein struppiger Bart und flaumiges Haar rahmen sein gebräuntes Gesicht. Als er sich vorbeugt und Susie auf die Stirn küsst, sehe ich, wie sein Blick ganz weich wird, und langsam begreife ich, warum sie so schnell bereit war, Luxus wie fließendes Wasser aufzugeben und so weit rauszuziehen.
    »Sie sagt, ich soll aufhören zu lesen«, sagt Fiona schmollend. »Willst du, dass ich zum totalen Analphabeten werde?«
    Adam lacht gutmütig. »Wenn das heißt, dass wir gemütlich als Familie beim Essen sitzen, dann unbedingt, Häschen.«
    Häschen ? Fast hätte ich mich verschluckt.
    »Na toll!« Fiona schiebt quietschend den Stuhl zurück. »Ich hatte sowieso keinen Hunger.« Sie will zur Treppe, Adam hält sie aber auf.
    »Gehst du heute Abend noch weg?«
    Fiona seufzt. »Vielleicht.«
    »Dann nimm doch Jenna mit und stell sie den anderen vor. Das möchtest du doch auch, oder?« Erwartungsvoll sieht er mich an.
    Ich bin hin- und hergerissen. Fiona will nicht, dass ich hinter ihr her dackele, so viel ist klar, aber ich kann es gar nicht erwarten, die anderen Kids in dieser Stadt kennenzulernen  – und einen besseren Eindruck zu machen, als bei den Jungs im Eisenwarenladen. »Sicher, das wär klasse. Wenn dir das recht ist, Fiona«, sage ich schnell.

    Sie verdreht die Augen. »Egal. Ich geh jetzt, du musst dich also beeilen.«
     
    »Zum See runter geht es diesen Weg entlang.« Susie folgt uns bis in den Vorgarten und zeigt über die Straße, wo ein Trampelpfad im Wald verschwindet. Die Bäume sind dick und nass vom Regen, die Dämmerung kann nicht durch das Blätterdach dringen. Ich fröstele.
    »Und es ist ungefährlich da draußen?«
    Susie lacht und reicht Fiona eine Taschenlampe. »Natürlich. Lauf bloß nicht auf eigene Faust herum, das ist die einzige Regel. Und seid um zehn wieder hier.«
    »Dad hat elf gesagt«, fordert Fiona sie heraus. Ich beiße mir auf die Lippe. Adam hat auch zehn gesagt.
    »Gut.« Susie seufzt. »Elf. Weil das dein erster Abend hier ist, Jenna.« Sie lächelt mich an und irgendwie spüre ich einen kleinen Stich. Schuldgefühl oder vielleicht war das auch nur ein Mückenstich. »Viel Spaß, ihr beiden!«
    Fiona ist das keine Antwort wert, sie zieht sich die Kapuze ihres schwarzen Sweatshirts über den Kopf und stürmt in den Wald. »Danke, Susie«, rufe ich ihr zu, dann muss ich sehen, dass ich hinterherkomme. »Bis später!«
    Wenige Augenblicke später hab ich Fiona zwischen den Bäumen aus den Augen verloren. »Warte«, keuche ich und versuche, nicht über die Baumwurzeln zu stolpern. Ich trage meine roten Lieblingschucks, aber die bringen mich irgendwie nicht weiter auf diesem steinigen Pfad voller Wurzelwerk und Erdklumpen.

    Fiona bleibt stehen, dreht sich um, die Hände hat sie auf die Hüften gestemmt. »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    »Nichts.« Ich zwinge mich dazu, sie anzulächeln. »Ich dachte nur, wie könnten vielleicht langsamer machen und vielleicht reden.« Ich hab mir fest vorgenommen, mich mit diesem Mädchen anzufreunden, auch wenn ich mich dabei umbringe.
    Fiona seufzt, drosselt ihre Geschwindigkeit aber ein klein wenig. »Reden? Worüber?«
    »Weiß nicht.« Mit zusammengekniffenen Augen folge ich dem dunklen Pfad vor uns und überlege, welche Gemeinsamkeiten wir wohl haben könnten. Irgendwie hab ich den Eindruck, dass Green-Teen-Anliegen nicht ihr Ding sind. »Wie gefällt dir das

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