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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Essen-Kray fit gehalten, doch wer einmal Profiatmosphäre geschnuppert hat, verspürt wenig Lust auf die Tretereien in den unteren Ligen. Also hatte ich die Stollenschuhe an den Nagel gehängt und nur noch einmal im Monat mit Freunden auf einem Ascheplatz neben einer stillgelegten Zeche gebolzt. Lang, lang war’s her, dachte ich wehmütig.
    »Ich hätte schon Lust, aber bin ich denn prominent genug?«
    »Dein Name steht öfter in der Zeitung als meiner. Hauptsache, Schlemmbach hat elf Männer auf dem Platz. Du spielst also mit?«
    »Ich lasse keinen Freund im Stich. Wann steigt das Spektakel?«
    »Um fünf im Westfalenstadion am Hermann-Löns-Weg.«
    Nachdem Lindner zugesichert hatte, sich bei Gelegenheit zu revanchieren, legten wir auf. Es war natürlich reizvoll, wieder vor das runde Leder zu treten, aber noch mehr entzückte mich die Aussicht, Kontakte zur Dülmener High Society knüpfen zu können. Diese Leute hatten einen Haufen Probleme, die nur ein Privatdetektiv lösen konnte. Meine Aufgabe würde darin bestehen, ihnen diesen Tatbestand begreiflich zu machen.
    Ich studierte meine Armbanduhr: Bis zum Spiel war noch genug Zeit, mich meinem Garten zu widmen, und das war wegen der tropischen Hitze auch dringend nötig. Im Frühjahr hatte ich nämlich Gemüsebeete angelegt und Beerensträucher gepflanzt, die zu verdursten drohten.
    Wer jetzt vermutet, ich wäre vom Fast-Food-Gourmet zum Schlabberpulliöko mutiert, irrt gründlich. Der alleinige Grund für diese Wahnsinnstat war Karin Schumann, meine attraktive Nachbarin und Besitzerin eines Biogemüsehofes.
    Nach meinem letzten großen Fall hatte ich mit ihr und meinem Kumpel Peter Grabowski nebst dessen neuer Flamme Renate eine Kreuzfahrt in die Karibik unternommen. Leider hatte sich kurz nach dem Ablegen herausgestellt, dass Karin unter Seekrankheit litt. Während Peter und Renate auf dem Achterdeck herumschäkerten, musste ich Handtücher befeuchten, Medikamente auftreiben und die Kotzschüssel bereithalten.
    Auch an gemeinsame Landausflüge war nicht zu denken, da die Biobäuerin die Zeit ohne Seegang zum Schlafen nutzte. Diese wenigen unbeschwerten Stunden verbrachte ich mit hochprozentigen Getränken in den Hafenkaschemmen. Wenn ich dann mit deutlicher Schlagseite an Bord zurückkehrte, jammerte meine bessere Hälfte, dass sie mir den ganzen Urlaub verderben würde. Obwohl ich vehement beteuerte, dass dies nicht der Fall war, bekam sie Depressionen, die ihr dann wieder auf den Magen schlugen, und so weiter und so fort.
    Als wir endlich wieder europäisches Festland erreicht hatten, machte Peter seiner Renate einen Heiratsantrag. Die Trauung wurde noch am selben Tag in einer holländischen Kapelle vollzogen. Auf der Rückfahrt vergoss Schumann Millionen von Tränen, weil sie dieses Glück nicht fassen konnte, und nannte mich sogar einen schrecklich netten Kerl. Leider hätte ich eine Menge Angewohnheiten, die ihr Sorgen bereiten würden. Zum Beispiel würde ich kaum frisches Gemüse essen und wüsste nicht mal, wie man Obst schrieb.
    Um das Fazit aus diesem Gespräch und der misslungenen Reise zu ziehen: Ich wurde verdonnert, Gemüse und Beeren zu züchten.
    Nach dem Anlegen des Nutzgartens hatte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn gedacht, dass die Plackerei vorbei wäre. Dies hatte sich schnell als Irrtum herausgestellt. Der April brachte tropische Hitze mit sich, und die Blätter des Johannisbeerstrauchs verfärbten sich bräunlich, wie Karin bei einem Kontrollgang bemerkte. Daher musste ich jeden zweiten Nachmittag eine Pipeline von der Waschküche zum Garten legen, um das verhasste Grünzeug zu bewässern.
    Während ich mit dem Schlauch durch die Plantage wanderte, dachte ich mit Beklemmung an die bevorstehende Erntezeit. Ich verspürte nicht die geringste Lust, zwischen Brechbohnen und Kopfsalat auf dem Boden herumzukriechen, also musste ich mir dringend etwas einfallen lassen.
    Nach getaner Arbeit warf ich den Kaninchen einige Handvoll Löwenzahn ins Gehege und machte mich dann auf die Suche nach dem Nagel, an dem die Fußballschuhe hingen.

2

    U m zehn nach vier traf ich im Westfalenstadion ein. Bis auf den Namen hatte diese abbruchreife Ruine nichts mit dem Dortmunder Prachtbau gemein. Unter der Tribüne hingen verblasste Werbeplakate aus den Fünfzigern. Im weiten Rund waren genug Steine abgebröckelt, um die Chinesische Mauer wiederaufzubauen. Der Rasen hatte ebenfalls schon bessere Zeiten gesehen. Man musste schon sehr genau hinschauen, um die

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