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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Geschäftsführung.«
    »Balger, Human Resources«, stellte sich der nächste Anzug vor. »Meews, Legal Affairs«, kannte ich jetzt auch den Dritten im Bunde.
    »Ich stehe lieber«, konnte ich mir ein innerliches Grinsen nicht verkneifen. Meinten diese Kasperköpfe, mich beeindrucken zu können?
    »Sie sind Arbeitnehmer der LUM AG. Als solcher sind Sie weisungsbefugt. Setzen«, herrschte mich Meews an.
    Was soll ich sagen: Ich blieb trotzdem stehen. Die drei sahen sich an, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Sie haben gegen Ihre Arbeitspflichten verstoßen. Obwohl Herr Wimmer Sie darauf hingewiesen hat, dass eine unserer Mitarbeiterinnen im Begriff war, Waren zu entwenden, hielten Sie es nicht für notwendig, diesem Verdacht nachzugehen und die Firma vor Schaden zu bewahren.«
    »Sie haben unser Unternehmen durch Ihre Untätigkeit erheblich geschädigt«, übernahm Kopp das Zepter. »Sie werden sicher verstehen, dass wir Mitarbeiter, die den Firmengrundsätzen keine Priorität in ihrem Interessenportfolio einräumen, hier nicht gebrauchen können.«
    Dieses Rumgeschwalle wurde mir allmählich zu bunt: »Wissen Sie was, meine Herren: Sie schicken mir eine sofortige Kündigung mit einer Abfindungszahlung von sechs Monatsgehältern, dann sind wir quitt.«
    War ganz schön laut, als vier Kinnladen auf den Tisch knallten.
    »War’s das?«, hatte Kopp als Erster die Sprache wiedergefunden. Kein Wunder, dass er in der Geschäftsführung saß.
    »Nicht ganz: Weiterhin verlange ich, dass Sie Frau Brand wieder einstellen, und zwar zu verbesserten Bezügen, sagen wir mal: plus zehn Prozent.«
    Das anschließende Gelächter verstummte abrupt, als ich den Comedian Harmonists von dem in Sicherheit gebrachten Video berichtete. Mir wurde zwar noch ein wenig gedroht, von wegen Diebstahl von Firmeneigentum und so weiter, aber letztendlich mussten sie in den sauren Apfel beißen und meine Forderungen erfüllen.
    Gnädigerweise gab ich ihnen eine Woche Zeit für die Überweisung der Abfindung, dann machte ich die Bürotür von außen zu. Ein Hoch auf die Selbständigkeit, dachte ich erleichtert, als ich auf den Bürgersteig trat.

    Zu Hause hörte ich den Anrufbeantworter ab. Eine ältere Dame schluchzte, dass ihr heißgeliebter Wellensittich entflogen wäre. Sie würde ihre kompletten Ersparnisse opfern, um den Ausreißer zurückzubekommen. Glücklicherweise hatte sie vergessen, ihre Telefonnummer zu hinterlassen. So blieb es mir erspart, sie von der Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens überzeugen zu müssen.
    Die zweite Botschaft stammte von meinem Freund Klaus Lindner, einem Münsteraner Rechtsanwalt. Ich sollte ihn schnellstmöglich zurückrufen. Was ich schnellstmöglich tat, nämlich sofort.
    Obwohl Lindner in einer wichtigen Sitzung mit einem Mandanten festsaß, wie mir seine Sekretärin versicherte, konnte er sich augenblicklich loseisen, als er hörte, wer am Apparat war. Schien wichtig zu sein.
    »Gut, dass du anrufst. Ich stecke in der Klemme.«
    »Lass mich raten: Dein Pudel wurde von Marsmenschen entführt, und ich soll ihn wiederbeschaffen. Matula steht zu Diensten.«
    »Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt«, drang es aus der Muschel. »Hast du von dem Prominentenfußballspiel gehört?«
    »Beckenbauer hat beim Stammtisch so was verlauten lassen.«
    »Heute spielt eine Prominentenelf gegen den FC Dülmen für einen guten Zweck. Krebshilfe, glaube ich. Bürgermeister Schlemmbach, der Schirmherr der Veranstaltung, ist einer meiner besten Mandanten. Er hat mich gebeten mitzukicken.«
    »Und wegen des guten Zwecks hast du deinem Herzen einen Stoß gegeben und zugesagt.«
    »Ähm, ja. Dummerweise wurde ein Prozesstermin vorverlegt. Die Verhandlung kann ich auf keinen Fall sausen lassen. Das Spiel genauso wenig, denn das würde Schlemmbach mir nie verzeihen.«
    »Und ich soll deinen Mandanten vor Gericht vertreten. Kein Problem, schick mir die Akten rüber.«
    »Lass die Scherze. Hattest du nicht erzählt, dass du früher Fußball gespielt hast?«
    Das stimmte. Ich war eines der vielversprechendsten Stürmertalente des Essener Südens gewesen. Als ich mich beim FC Bredeney sportlich unterfordert gefühlt hatte, war ich zu Schwarz-Weiß, später als Karrierehöhepunkt in die A-Jugend von Rot-Weiß gewechselt. Leider hatte mein Knie nicht mitgespielt und damit den jugendlichen Hoffnungen auf Reichtum und Ruhm ein jähes Ende bereitet.
    Während des Betriebswirtschaftsstudiums hatte ich mich noch zwei Jahre beim Kreisligisten

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