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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Trikots der Dülmener prangte der Slogan »Sauber mit Schlemmbach-Seife«. Der Bürgermeister schien überall seine Finger im Spiel zu haben.
    »Bist du nicht Dieter Nannen?«, musterte mich einer der Dülmener. »Natürlich, du bist es.«
    Freudestrahlend reichte er mir die Hand. Die hatte ungefähr mein Alter.
    »Leider kann ich mich nicht erinnern, dich schon mal gesehen zu haben.«
    »Ich dafür umso besser. A-Jugend Niederrhein, Rot-Weiß gegen Hamborn. Du hast uns damals zwei Buden reingezimmert.«
    Mir dämmerte es: »Angelo Küppers, du hast das Gegentor erzielt. Ich weiß noch, was uns der Trainer für eine Standpauke gehalten hat.«
    »Das ist zehn Jahre her. Heute trifft man nicht mehr so oft ins Schwarze. Wo spielst du jetzt?«
    »Bin leider Sportinvalide. Reiner Zufall, dass ich heute dabei bin. Mein Geld verdiene ich als Privatdetektiv. Und selbst?«
    »Dynamic Brand Manager in Schlemmbachs Seifenfabrik. Eine hochgestochene Bezeichnung für jemanden, der Papier in die Kopierer füllt.«
    »Du bist Detektiv, sagtest du?«, wirkte er auf einmal nachdenklich.
    Ich antwortete mit einem wortlosen Nicken.
    »Kann ich dich nach dem Spiel kurz sprechen? Es gibt eine Angelegenheit, in der ich Hilfe brauchen könnte.«
    »Okay. Um sieben am Stadionausgang.« War dies das Ende meiner Arbeitslosigkeit?
    Jetzt hieß es aber zunächst, sich auf das Spiel zu konzentrieren, denn der Schiedsrichter forderte uns auf, den Platz zu betreten. Die inzwischen auf bestimmt viertausend Zuschauer angewachsene Menge klatschte freundlich Beifall.
    Während Schlemmbach mit einem Mikrophon in der Hand an die Fans appellierte, sich für keine noch so geringe Spende zu schämen, änderte Fridolin Reppert, Ratsherr und unser Kapitän, in Absprache mit mir Schlemmbachs Taktik. Indem wir jeweils zwei Abwehrspieler und Angreifer ins Mittelfeld beorderten, hofften wir, das Schlimmste zu verhindern.
    Die erste Viertelstunde lief gut für uns. Da meine Mannschaft sich komplett an den eigenen Strafraum zurückgezogen hatte und die Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt lagen, kickten die Dülmener nur lustlos im Mittelfeld herum. Als einem der Gegner durch übertriebene Lässigkeit der Ball versprang, grätschte ich dazwischen, durchquerte ungestört das Mittelfeld und sah den Torwart auf mich zustürzen. Ich brauchte den Ball nur noch über ihn zu lupfen, und es stand eins zu null für uns. Verblüffend, dass es nach so langer Zeit noch klappte. Das Publikum klatschte frenetisch Beifall. Leider war es danach mit der Herrlichkeit vorbei. Die Dülmener drehten auf und spielten unsere Abwehr regelrecht schwindlig. Insbesondere Reichert war als Innenverteidiger restlos überfordert. Alleine Küppers tunnelte ihn dreimal innerhalb einer Viertelstunde. Auch meine Kondition ließ stark nach. Zigaretten und zu fettiges Essen forderten ihren Tribut.
    Nach fünfundvierzig Minuten lagen wir mit acht Treffern zurück.
    In der Kabine drückte Schlemmbach jedem eine Wasserflasche in die Flossen: »Wunderschönes Tor, Langen«, schien mein komplizierter Name sein Gedächtnis vor unüberwindbare Probleme zu stellen. »Perfekt. Der FC könnte noch einen Stürmer gebrauchen. Interesse? Nein? Macht nichts. Besser ein zufriedener Privatdetektiv als ein unzufriedener Fußballer.«
    Den Rest der Pause referierte er über die Wichtigkeit von Teamgeist und dass wir das Spiel mit genügend Siegeswillen noch umbiegen könnten. Alle waren froh, als der Schiedsrichter uns zur zweiten Halbzeit holte.
    »Du hast nichts verlernt. Schade, dass du nicht bei uns spielst«, lobte Küppers mich im Kabinengang.
    »Lass mal, die Qualmerei macht sich doch bemerkbar. Was anderes: Schlemmbach spielt wohl in eurem Verein keine unbedeutende Rolle, oder?«
    »Präsident, Manager und Schatzmeister in Personalunion. Zudem bildet er zusammen mit dem Geschäftsführer seiner Seifenfabrik den Aufsichtsrat. So etwas ist nur in einem Kaff wie Dülmen möglich«, grinste Küppers.
    Da die anderen bereits auf dem Spielfeld warteten, brachen wir das Gespräch ab. In der zweiten Halbzeit hatten auch die Dülmener unter der Hitze zu leiden und schalteten einen Gang zurück. Meine alten Herren taten es ihnen gleich. Nur Reppert fühlte sich als dynamischer Jungpolitiker verpflichtet, Engagement zu zeigen. Er spielte zwei herrliche Pässe in die Gasse, die ich aber in Kuranyi-Manier verstolperte.
    Nach dem Spiel knallten die Kronkorken, und wir einigten uns, dass wir uns mit neunzehn Toren

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