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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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von Sinnen lossprintete, stieg Schrage seelenruhig über den leblosen Körper und fixierte mich.
    »Bleib stehen, du mieses Stück Scheiße!«, schleuderte er mir entgegen, als ich nur noch wenige Meter entfernt war. Die Leute um uns herum waren nach dem Schuss panisch weggerannt, nur das Duo Infernale stand dort noch immer wie angewurzelt.
    Mein Gehirn arbeitete fieberhaft. Was konnte ein Unbewaffneter gegen einen Irren ausrichten, der kaltblütig eine Frau erschossen hatte, die er kaum kannte? Also zunächst mal der Aufforderung folgen und stehen bleiben.
    »Was willst du?«, nahm ich sämtliche Emotionen aus meiner Stimme.
    »Du hast mich verraten! Ich dachte, wir wären Freunde.«
    »Natürlich sind wir Freunde. Warum soll sich das geändert haben?« Solange wir redeten, gab es keine weiteren Toten.
    »Du hast nichts dagegen unternommen, dass mir so schwere Fragen gestellt wurden«, gewährte er mir einen tiefen Blick in seinen geistigen Zustand.
    »Und ob! Ich habe beim Sender angerufen. Ulrike ist gefeuert worden, und du bekommst bald eine zweite Chance.« Ganz langsam bewegte ich mich auf ihn zu.
    »Ist das wirklich wahr?«, starrte Hermann-Josef Schrage mich ungläubig an. Ich war auf einem guten Weg. Plötzlich sah ich, wie mein Busenfreund Ludger Reichert oben auf der Tribüne auftauchte.
    »Hände hoch und keine Bewegung!«, schrie er den Mörder an. Jupps Reaktion war jedoch nicht die verlangte, denn er hob den Revolver.
    Zwangsläufig fiel ein Schuss, und Schrage verzog schmerzhaft das Gesicht. Reichert hatte die rechte Schulter getroffen.
    »Du Schwein hast mich schon wieder reingelegt«, brüllte mich der Geisteskranke an. Der minderbemittelte Bulle hatte alles zunichtegemacht.
    »Ganz ruhig, ganz ruhig«, versuchte ich zu retten, was nicht zu retten war, denn von Ruhe konnte keine Rede mehr sein. Mit einem Aufschrei wechselte er die Knarre in die linke Hand und zielte auf mich.
    »Verrecke, du Judas!« Dann betätigte er den Abzug.

    22

    S chweißgebadet blickte ich zur Seite. Neben mir lag Karin Schumann. Mein Schädel schmerzte, als hätte ich mich durch sämtliche Kneipen des Münsterlands gesoffen. Das konnte daran liegen, dass ich tatsächlich einen heftigen Kater hatte, wie mir allmählich bewusst wurde.
    Karin war nicht tot, sondern schlief nackt in meinem Hotelbett. Langsam kehrte die Erinnerung zurück: Die Biobäuerin, Otto, Gurkennase und meine Wenigkeit waren nach dem Match in den Freizeitpark Dorf Münsterland gegondelt und hatten uns richtig abgeschossen. Schließlich hatten wir doppelten Grund zum Feiern gehabt: Zum einen die Aufklärung der Küppersmorde, zum anderen den Aufstieg in die NRW-Liga. Selbstverständlich hatten wir im wahren Leben kein mageres Unentschieden erzielt, sondern die Billerbecker mit 3:0 in die Umlaufbahn geschossen. Dabei hatte ich zwar keine Bude erzielt wie in meinem Traum-Match, dafür aber Tore vorbereitet.
    Was später in dem Legdener Vergnügungszentrum für die intellektuelle Elite Deutschlands noch passiert war, entzog sich meiner Kenntnis, aber wenn ich nach rechts schaute, schien es so übel nicht gewesen zu sein.
    Mit dröhnendem Schädel verließ ich das Bett und schlurfte ins Badezimmer. Im Spiegel erkannte ich meinen Lebensretter: ein Tablettendöschen mit Aspirin. Ich warf die doppelte Dosis ein und kippte zwei Zahnputzgläser Leitungswasser hinterher. Danach wieder schnell ab ins Bettchen — träumen üben.

    ENDE

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