Mein Seelenauftrag

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    In Wirklichkeit gibt es natürlich keine zwei voneinander getrennten parallelen Realitäten. Das Ganze ähnelt eher dem Schauspiel auf einer Bühne, das alle Darsteller für die Wirklichkeit halten. Das Publikum aber weiß, dass es gerade ein Theaterstück sieht. Man kann also auch nicht sagen, dass dieses Schauspiel im Grunde nicht existieren würde, da es in der materiellen Realität sehr wohl vorhanden ist. Es ist nur so, dass die Belange im Leben der Menschen, die es betrachten, über die Belange der Charaktere im Stück hinausgehen. Wie sehr die Zuschauer auch vom Spiel der Darsteller gefesselt sind, sie werden dennoch nicht vergessen, dass sie ein Leben jenseits des Theaters haben. Sie gehen nicht in der Hoffnung nach Hause, die leidenden Figuren mögen ihr Leben auf die Reihe bekommen.
    Die materielle Realität ist auf ganz ähnliche Weise in den Gesamtzusammenhang der spirituellen Realität eingebettet. Man könnte auch sagen, dass die spirituelle Realität nicht nur die gesamte materielle Realität, sondern noch sehr viel mehr umfasst. Auf dieses Mehr konzentrieren sich die Menschen, die spirituell erwachen möchten. Ich liebe die Worte der Zen-Lehrerin Charlotte Joko Beck: »Man kann das Paradies nicht verlieren, ihm entgehen. Man kann nur vermeiden, es zu sehen.« 5
    Glauben und Wissen
    Doch ehe Sie erwachen, müssen Sie sich der folgenden Herausforderung stellen: Ganz gleich, wie sehr Sie an die spirituelle Realität glauben, erst die innere Erfahrung wird die »Pforten der Wahrnehmung« aufstoßen, wie William Blake sagte 6 , und den Weg in Welten freigeben, von denen Sie bislang nichts ahnten. Vor dem Erwachen haben Sie lediglich die Wahl, zu glauben, nicht zu glauben, in Frage zu stellen oder zu zweifeln – wobei es sich durchweg um geistig-intellektuelle Prozesse handelt. Sobald Sie aber erwachen, lösen sich diese Illusionen einfach auf und werden durch unleugbares Wissen ersetzt.
    Um den Unterschied zwischen Glauben und Wissen zu begreifen, können Sie sich vorstellen, man würde Ihnen die Augen verbinden und Sie in ein Zimmer bringen, in dem angeblich ein geliebter Mensch schweigend auf Sie wartet. Darüber hinaus weist man Sie an, sich auf einen Stuhl zu setzen und sich weder zu bewegen noch anderweitig zu versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen.
    Da durch diese Auflagen die fünf Sinne ausgeschaltet werden, können Sie sich keine Gewissheit über die Anwesenheit dieses Menschen verschaffen. Sie können glauben, nicht glauben, zweifeln oder einfach weiterhin im Unklaren bleiben, ob der geliebte Mensch da ist oder nicht. Sobald Sie die Augenbinde abnehmen dürfen, können Sie sich mühelos davon überzeugen, ob der andere da ist oder nicht. All Ihre Überzeugungen werden durch die Gewissheit der unmittelbaren Erfahrung ersetzt. Diese unmittelbare Erfahrung der spirituellen Realität ist es, nach der sich die Menschen sehnen. Sie liegt auch dem dritten Prinzip der Spirituellen Psychologie zugrunde:
    Prinzip 3:
    Durch die direkte Erfahrung verwandeln sich Überzeugung oder Glaube in Wissen.
    Das meinte Carl Gustav Jung, als er sagte, er müsse nicht daran glauben, dass es Gott gebe; er wisse es. Der spirituelle Lehrer John-Roger formulierte es so: »Wenn Sie in sich gehen möchten, müssen Sie Kontakt zu einer anderen Realität aufnehmen als derjenigen, mit der Sie vertraut sind. Diese andere Realität ist der göttliche Geist.«
    Religion und Spiritualität
    In dem Wörterbuch Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary wird Religion als »Anbetung und Verehrung Gottes oder des Übernatürlichen« definiert. Grob gesagt bezieht sich dieser Begriff auf eine Reihe von Überzeugungen und Praktiken, die den Gläubigen helfen sollen, das Himmelreich zu erlangen und bis in alle Ewigkeit in Gottes Gegenwart zu verweilen. Im Allgemeinen wird dieser Lohn nur den Gläubigen und auch erst nach dem Tod des Körpers zuteil.
    Das gleiche Wörterbuch definiert den Begriff spirituell als »geistig, das Geistige betreffend, auf das Geistige bezogen«. Wir dagegen verstehen unter Spiritualität, hier und jetzt und nicht erst nach dem Tod zu erwachen und bewusst bedingungslose Liebe zu erfahren. In diesem Zusammenhang sind spiritueller Fortschritt und spirituelle Entwicklung eins.
    Wir müssen erkennen, dass alle großen Religionen im Kern bedingungslose Liebe und Mitgefühl lehren. Aus diesem Grund ist es unnötig, über die Grundsätze bestimmter religiöser Standpunkte zu streiten. Sie alle sind insoweit wertvoll,