Mein Seelenauftrag

bringt dieser Satz dann das Ego oder das Authentische Selbst dieses Menschen zum Ausdruck?
    Da Schmerz oder innerer Aufruhr nur im mentalen und emotionalen Bereich möglich sind, muss es sich zwangsläufig um eine Erfahrung des Ego handeln. Da das Ego immer recht haben will, muss es eine Dynamik schaffen, wie es auch dann recht behalten kann, wenn es ausfallend wird und zum Beispiel seinen Zorn auf zerstörerische Weise zum Ausdruck bringt. »Ich bin verärgert, weil …« ist da die perfekte Lösung. Sie ermöglicht es dem Ego, sich danebenzubenehmen und trotzdem recht zu behalten. Ausgesprochen clever!
    Wenn Sie sagen: »Ich bin verärgert, weil …« und gern etwas tun würden, damit Ihr Ärger verschwindet, wo würden Sie ansetzen? Sie würden sich zweifellos um eine Veränderung auf der »Weil«-Ebene bemühen. Sie würden das logische Argument vorbringen: »Wenn ich die Situation oder die Person ändere, die mich verärgert, wird sich mein Ärger legen.« Das klingt durchaus vernünftig. Und schon machen Sie sich auf, etwas oder jemanden dort draußen zu verändern.
    Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass derartige Bemühungen um äußere Veränderungen in den seltenen Fällen, in denen sie von Erfolg gekrönt sind, den Ärger zwar vorübergehend lindern, Ihnen aber nur selten die langfristige Gelassenheit schenken, nach der Sie streben? Sind Sie infolge eines solchen Aufruhrs auf Dauer gesehen glücklicher? Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass man Sie und Ihre Forderungen häufig ignoriert, wenn Sie sich ärgern und ausfallend werden? Und selbst wenn Sie andere dazu bringen, sich Ihrem Unmut zu beugen, stehen Sie am Ende oft mit Kollateralschäden an der Beziehung da.
    Die Dynamik »Ich bin verärgert, weil …« ist tief ins Bewusstsein der meisten Menschen eingebrannt. Wenn wir darüber sprechen, hören wir deshalb oft: »Glauben Sie wirklich, es gäbe eine Alternative?« Die gibt es in der Tat.
    Könnte es entgegen der landläufigen Meinung nicht sein, dass ein innerer Aufruhr gar nicht von äußeren Erfahrungen verursacht wird? Könnte es nicht andersherum sein? Könnte es nicht sein, dass ein chronischer innerer Aufruhr in wiederholten äußeren Tumulten zum Ausdruck kommt? Könnte es darüber hinaus nicht sein, dass die Seele diesen inneren Aufruhr inszeniert, damit wir eine direktere und gesündere Möglichkeit lernen, uns unmittelbar mit dem inneren Aufruhr zu beschäftigen?
    Könnte es nicht sein, dass die Aufregung einer Person über ein paar von der Regierung beschlossene Regeln, Vorschriften und Gesetze in Wirklichkeit ein ungeklärtes Autoritätsproblem zum Vorschein bringt? Wenn Sie nicht wissen, wie sich ein innerer Aufruhr auf das Bewusstsein auswirkt, können Sie leicht glauben, die Politiker der ____________ (fügen Sie hier die Parteien ein, die Sie ablehnen) trieben das Land in den Ruin. Es wäre Ihnen ein Leichtes, diesen Menschen die Schuld zu geben, weil Sie nicht wissen, wie Sie als Urheber Ihrer Erfahrung die Verantwortung dafür übernehmen sollen, und es sehr viel einfacher ist, andere für den eigenen Unmut verantwortlich zu machen. Ohne ausreichendes praktisches Wissen, wie man den Aufruhr im Bewusstsein beseitigen kann, verfällt man leicht in die eben dargestellte Opferhaltung und empfindet dann auch das damit einhergehende Leid. Wir sagen in einem solchen Fall, dass man sich selbst zum Opfer macht.
    Natürlich können Sie etwas unternehmen, um die gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation zu verbessern. Natürlich können Sie sich darum bemühen, dass Gesetze geändert und die Regierungen abgelöst werden, die sie erlassen. Aber diese äußeren Aktivitäten werden nur wenig dazu beitragen, das innere Gefühl von Mutlosigkeit und Unerfülltheit zu lindern – wenn überhaupt. Die gute Nachricht lautet, dass nichts Sie daran hindert, auf beiden Ebenen gleichzeitig tätig zu werden: der inneren und der äußeren. Das eine schließt das andere nicht aus.
    Wir haben im Laufe der Jahre festgestellt: Wenn jemand einen inneren Unruheherd beseitigt hat, gelingt es ihm meist leichter, Gutes in der Welt zu bewirken. Es ergeben sich auch oft Veränderungen in seinem Umfeld, die allem Anschein nach nichts mit seinem äußeren Handeln zu tun haben. Manche Menschen nennen dies Zufall . Wir nennen es Gnade .
    Unordentliche Verwandte
    Susan studierte an der USM und hatte über längere Zeit die Schwiegereltern zu Besuch. (Nicht unbedingt eine gute Idee – aber das ist ein anderes