Mein Seelenauftrag
Wir müssen seine Bedeutung in der Spirituellen Psychologie daher genau abgrenzen, sodass wir uns erfolgreich von unseren Urteilen und dem damit einhergehenden Leid befreien können. Wenn jemand sagt: »Ich vergebe dir«, meint er damit meist: »Das, was du getan hast, war falsch. Trotzdem bin ich bereit, dir zu vergeben.« Jemand könnte zum Beispiel sagen: »Also gut. Ich vergebe dir, wie schrecklich du mich behandelt hast«, oder: »Ich vergebe dir, dass du meine Gefühle verletzt hast.« Sie verstehen schon, was wir meinen.
Diese Art von Vergebung ist wichtig. Sie ist eine statthafte Möglichkeit, sich auf das Loslassen vorzubereiten. Es ist ein Weg, das Ego aufzufordern, den Groll und die Bitterkeit loszulassen, an denen es glaubt, berechtigterweise festhalten zu können. Wenn man sich aufrichtig bemüht, ist dies eine wunderschöne und erhebende Erfahrung für den Vergebenden.
Fällt Ihnen an diesen beiden Vergebungsformulierungen etwas auf? Der Unterschied ist klein, aber fein. Erkennen Sie, dass beide die Dualität von Richtig und Falsch enthalten? Erkennen Sie die Grundhaltung von »Ich bin verärgert, weil …« bezüglich der zu vergebenden Angelegenheit? Bei diesen Beispielen ist zwar die Absicht zu vergeben lobenswert, die Vergebung selbst erfolgt jedoch aus der Perspektive des Ego. Mit dieser Art der Vergebung begibt sich der Betreffende eigentlich nur auf eine weniger deutlich erkennbare Ebene des Modells von Richtig und Falsch. Er hält aber nach wie vor an dem Urteil fest, dass der andere sich falsch verhalten hat. Im Grunde sagt das Ego: »Du hast mich unmöglich behandelt, aber ich habe die menschliche Größe, dir zu vergeben.« Diese Art der Vergebung geht zwar in eine gesunde Richtung, sie wird aber kaum dazu beitragen, die Steine aus dem Rucksack dieses Menschen zu entfernen, da das eigentliche und dem inneren Aufruhr zugrunde liegende Urteil bestehen bleibt.
Die Vergebung, von der wir hier sprechen, entspringt nicht dieser auf eine bestimmte Position bezogenen Sicht des Ego, sondern dem Herzen des Authentischen Selbst. Hier findet wahre Vergebung statt, indem man seine Urteile loslässt und so die intellektuellen und emotionalen Ebenen von Richtig und Falsch überwindet. Man tritt ein ins Authentische Selbst – in das Bewusstsein bedingungsloser Liebe.
»Hmm!«, sagen Sie jetzt vielleicht. »Und wie mache ich das?«
Beginnen wir mit einer spirituellen Frage: Können Sie mit absoluter Sicherheit wissen, was in einer bestimmten Situation »falsch« ist?
Antwort: Nein, das können Sie nicht. Wenn Sie allerdings urteilen, tun Sie so, als wäre Ihnen der spirituelle Zweck dessen bekannt, was Sie da beurteilen. Sie behaupten zu wissen, dass das, was geschehen ist (und Ihnen missfällt), so nicht hätte passieren dürfen. Sie geben vor, Gottes Willen zu kennen – zumindest in Bezug auf diese spezielle Situation.
Wenn Sie tun, was das Ego für den Willen Gottes hält, treffen Sie unwissentlich Entscheidungen, die nicht dem Wesen Gottes entsprechen, also der unendlichen bedingungslosen Liebe. Sie werden Rückmeldungen erhalten, die Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie nicht im Einklang mit der bedingungslosen Liebe sind. Das Ego empfindet Schmerz und emotionales Leid. Wenn Sie dagegen mit den Augen der Seele sehen , verstehen Sie diese Mitteilungen lediglich als Botschaft, dass Sie am Ziel vorbeischießen und die vorhandenen Hinweise nicht nutzen, um Ihre Probleme zu lösen und zu erwachen.
Sie können nie mit absoluter Sicherheit wissen, welchen spirituellen Sinn eine Sache hat. Ist es da nicht offensichtlich, dass Sie sich die Regeln selbst ausdenken und diese meist keine andere Grundlage haben als die Vorstellung Ihres Ego darüber, wie das Leben sein sollte? Falls Sie jemandem – einschließlich sich selbst – ein vermeintlich schlechtes oder falsches Verhalten vergeben, besteht somit die Gefahr, dass Sie damit das von Ihnen gefällte Urteil auf subtile Art und Weise verstärken.
Was also können Sie vergeben? Wie können Sie in den Genuss des heilenden Balsams authentischer ichbezogener Vergebung kommen? Halten Sie sich gut fest, jetzt geht’s los!
Seelenbezogene Selbstvergebung
Wenn Ihr Authentisches Selbst, für das bedingungslose Liebe Wirklichkeit ist, mit den Augen der Seele sieht, können Sie im Grunde nur eines vergeben oder loslassen: die Urteile, die Sie über etwas oder jemanden fällen – einschließlich sich selbst. Denn emotionales Leid ist die Folge ebenjener
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