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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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sie hastig. »Einerseits möchte ich hin und andererseits auch wieder nicht. Ich meine, ich glaube dir, dass du nicht Lauren bist, und Jessica möchte ich wirklich kennenlernen.« Sie verstummte. »Nur heute bin ich nicht in der Lage dazu.«
    »Auch gut, denn ich habe mich gerade daran erinnert, dass ich den Tag mit einem Freund verbringe. Ich wäre also gar nicht zu Hause.«
    Angesichts der Verrücktheit unserer Worte brachen wir in Gelächter aus. Karen kam zu mir und drückte mich fest an sich.
    »Du behauptest dich wirklich gut. Andere würden durchdrehen, wenn sie mit etwas derart Unfassbarem konfrontiert wären. Ah!«, setzte sie entsetzt hinzu. »Hoffentlich ist es nicht einfach nur dumm von mir, dir zu glauben. Bei ›Versteckter Kamera‹ möchte ich mich jedenfalls nicht wiederfinden!«
    »Du hast ja keine Ahnung, was für eine Erleichterung es ist, dass du mir glaubst«, sagte ich und meinte jedes Wort. »Und dass du mich so bereitwillig als diejenige akzeptiert hast, die ich bin.«
    Wir lauschten den Geräuschen der Kinder, die im Raum nebenan spielten. Sophie und Nicole kicherten, und Toby schob mit Brummgeräuschen seinen Laster herum.
    »Ohne dich befände sich diese Familie jetzt in Trauer, und so sind die Kinder so glücklich, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Du bist also okay, wie du bist.«
    »Grant ist allerdings nicht glücklich«, entgegnete ich und rieb mir die blauen Flecken an den Oberarmen. »Ich kann ihn nicht glücklich machen, Karen, weil ich ihn nicht liebe.«
    »Immerhin verlässt du ihn nicht. Wenn jener junge Mann gestern Abend die Wahrheit gesagt hat, hätte Lauren sich bald auf und davon gemacht.«
    »Es gibt da noch etwas, worüber ich mit dir reden muss.« Ich senkte meine Stimme etwas. »Ich habe oben im Schreibtisch einen Brief gefunden. Scheinbar … hatte ich vor … Teddy in Pflege zu geben, bevor ich Grant verlasse.«
    »Nein!«
    Karen erblasste.
    »So etwas hätte sie … Hättest du … nicht getan. Ich glaub’s einfach nicht!«
    »Doch, es stimmt. Wenn du magst, kann ich dir den Brief zeigen.«
    »Scheiße, Lauren. Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
    »Ich habe dich doch gebeten, vor den Kindern deine Zunge in Zaum zu halten!«, vernahmen wir Grant hinter uns.
    Beide zuckten wir schuldbewusst zusammen. Ich fragte mich, wie lange er schon dagestanden hatte.
    »Die Kinder sind alle im Spielzimmer«, sagte Karen rasch und wandte sich ab, um nach dem Braten zu sehen, vermutlich um seinem Blick nicht zu begegnen. »Die haben gar nichts mitbekommen.«
    »Trotzdem«, versetzte er. »Wir wollen nicht, dass die Jungs derlei Worte von sich geben, wenn sie morgen wieder in den Kindergarten gehen.«
    »Apropos Kindergarten«, sagte ich und suchte in seinem Gesicht genau nach einem Zeichen, dass er mich dabei belauscht hatte, wie ich Karen von der Entdeckung des Brie-fes erzählte. »Was unternehmen wir denn bezüglich ihrer nächsten Schule? Hatten wir da schon irgendwelche Überlegungen angestellt?«
    »Bis Juli können sie noch da bleiben, wo sie jetzt sind«, antwortete Grant zurückhaltend. »Du hast dich für nächstes Jahr nach verschiedenen Möglichkeiten umgesehen. Sie sind für ein, zwei Einrichtungen vorgemerkt, glaube ich.«
    »Beide Jungs gehen also auf dieselbe Schule?«
    »Meines Wissens schon. Ich glaube, irgendwann nächste Woche wolltest du zu einem Gespräch mit der Kindergartenleiterin.«
    »Hatte … habe ich … einen Terminkalender?«
    »Der müsste in deinem Schreibtisch zu finden sein, Schatz.«
    Mit verengten Augen beobachtete ich ihn argwöhnisch. »Schatz« nannte er mich garantiert nicht ohne Hintergedanken.
    »Schau mich nicht so an, Lauren! Ich bin stolz auf dich, das ist alles. Es war äußerst unterhaltsam, wie du Dora vorhin Paroli geboten hast. Das hat mich an das feurige Mädchen erinnert, das ich geheiratet habe.«
    »Offenbar kommt die Pfarrerin heute Nachmittag vorbei, um mit mir zu sprechen. Ich hoffe, sie sieht das genauso.«
    Grant blieb eine Antwort erspart, denn Karen bat um Hilfe, und die nächsten zehn Minuten waren wir damit beschäftigt, Gemüse abzuseihen, den Esszimmertisch zu decken und die Kinder fürs Essen zusammenzutreiben.
    »Weißt du«, sagte Grant und blickte den langen Mahagonitisch entlang, an dem ich mit Teddy auf meiner einen und Nicole auf der anderen Seite saß, »es ist so schön, sich als eine Familie niederzusetzen. Als du letztes Wochenende im Krankenhaus warst, haben wir dich vermisst, stimmt’s

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