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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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Schulen angemeldet. Es wäre nicht fair, wenn die Mädchen auf Privatschulen gingen und wir Toby auf eine staatliche Schule schickten.«
    »Er ist intelligent«, entgegnete ich. »Er kommt überall zurecht.«
    »Nein.« Grant stand auf und ging auf dem taubenblauen Teppich auf und ab. »Ich möchte nicht, dass Toby dorthin geht.«
    »Aber Grant! Wir können das staatliche System doch nicht nur für ein Kind mit besonderen Bedürfnissen in Anspruch nehmen und seinen Bruder nicht dort unterrichten lassen!«
    »Kommt nicht in Frage«, bekräftigte Grant. »Du kannst Teddy anmelden, wenn du willst. Es mag stimmen, dass diese Schule die richtige für ihn ist, aber Toby bleibt auf der Vorschule und geht dann auf eine der von uns ausgesuchten Privatschulen.«
    »Können wir es uns denn leisten, drei Kinder auf Privatschulen zu schicken?«
    Grant verdrehte die Augen. »Immer wieder vergesse ich deine Amnesie. Meine Eltern haben bezüglich der Erziehung unserer Kinder Vorsorge getroffen, Lauren. Sie zahlen schon seit Jahren in den Fonds, die Schulgebühren werden also nie ein Problem sein. Tatsächlich wird sogar Geld übrig bleiben, wenn Teddy staatlich ausgebildet wird.«
    Verärgert über Grants Hartnäckigkeit wandte ich mich ab. Ich wollte der selbstgefälligen Miss Webb nicht die Genugtuung lassen, dass Toby auf der Schule blieb, doch dann erinnerte ich mich, dass es Grants Kinder waren. Mir gehörten sie eigentlich gar nicht, und ich war, was Elterndinge anging, ein Neuling. Hatte ich da überhaupt das Recht, die Wünsche ihres Vaters zu ignorieren?
    Eingedenk der Tatsache, dass wir weiterhin miteinander auskommen mussten, beschloss ich, um des lieben Friedens willen, Ruhe zu geben. »Ist das dann also dein letztes Wort, was Toby betrifft?«
    »Allerdings. Fülle das Formular für Teddy aus. Bei Toby bleibt alles wie gehabt.«
    Beim Zubettgehen linste ich in jedes Kinderzimmer. Toby schlief mit offenem Mund auf dem Rücken. Teddy hatte sich zusammengekringelt und drückte seinen Ball an sich. Die Mädchen lagen beide auf der Seite, und ihr langes Haar floss über ihre Kissen. Ich stand da, beobachtete sie eine Weile und fragte mich, wie Lauren je erwogen haben konnte, sie zu verlassen. Es waren bezaubernde Kinder, und ich fühlte mich so beschenkt, Teil ihres Lebens sein zu dürfen.
     
    Am Dienstagmorgen ging ich zur Bürgerberatungsstelle, um mich über eine Arbeitnehmervertretung vor Gericht bezüglich unrechtmäßiger Kündigung zu informieren. Nachdem ich mir noch einmal alles durch den Kopf hatte gehen lassen, hatte ich entschieden, dass ich Stephen keinesfalls so würde davonkommen lassen. Wie es aussah, befand sich Stephens Begründung auf recht dünnem Eis, ohne Zeugen, die den angeblichen Angriff mitbekommen hatten. Entschlossen, gegen ihn vorzugehen, komme was wolle, machte ich mich auf den Rückweg. Es war ja nicht so, dass ich meinen Job zurückhaben wollte, der Gedanke, nach alledem wieder für ihn zu arbeiten, war unmöglich, aber ich wollte Gerechtigkeit, und ich wollte ein gutes Arbeitszeugnis, um mich anderweitig bewerben zu können.
    Nach ein paar kurzen Einkäufen ging ich heim und wartete auf Karens Besuch. Heute würde ich persönlich erleben, wovon Karen mir tags zuvor so widerstrebend hatte erzählen wollen.
    Um zwölf Uhr hörte ich ein zaghaftes Klopfen an der Wohnungstür. Frankie sauste wild bellend zur Tür, und als ich sie öffnete, entdeckte ich Karen, die nervös ihre Finger knetete.
    »Karen!«, rief ich, nahm sie am Arm und zog sie ins Wohnzimmer. »Ich habe schon auf dich gewartet.«
    Sie sah mich ungläubig an. »Aber ich habe doch niemandem erzählt, dass ich kommen würde.«
    »Komm rein und setz dich!« Ich nahm ihr ihre zottelige Jacke ab, während sie sich nicht rührte und jede meiner Bewegungen verfolgte. »Wie war die Fahrt?«
    Sie ignorierte meine Frage und stotterte: »Woher hast du gewusst, dass ich kommen würde? Ich hab’s ja Lauren gar nicht erzählt. Als ich gegangen bin, hat sie oben noch geschlafen. Du bist Jessica, stimmt’s?«
    »Du hast es mir bei deiner Rückkehr erzählt«, erklärte ich und hielt Frankie zurück, die unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken versuchte, indem sie an Karens Hose hochsprang. »Bitte mach nicht so ein verdutztes Gesicht, Karen. Ich bin’s, Jessica … Lauren … deine neue Schwester!«
    Karen ließ sich aufs Sofa plumpsen, und Frankie lehnte den Kopf gegen Karens stattliche Waden und blickte mit anbetungsvollem Blick zu ihr

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