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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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musst ihn vermissen, wenn du hier bist.«
    »Um wie viel Uhr bist du dort angekommen … hat die Zeit gewechselt oder dergleichen?«
    Sie schüttelte den Kopf und rührte in der Bolognesesoße und prüfte, ob die Spaghetti schon gar waren.
    »Ich sollte dir nicht zu viel darüber sagen, glaube ich, aber nein, an der Zeit hat sich nichts geändert. Du warst dort, putzmunter, während Lauren hier hellwach war.«
    »Wow!«
    »Die Zeit muss nur für dich anders ticken«, fuhr sie bedächtig fort, als würden wir über das Natürlichste der Welt sprechen, »so dass du es schaffst, an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Für uns ist Dienstag Dienstag. Nur dir steht Jessicas Dienstag erst noch bevor.«
    Ich merkte, dass Karen nun, da sie Jessica tatsächlich kennengelernt hatte, entspannter war. Es war, als hätte sie sich mit der seltsamen Realität der Situation abgefunden. Sie hatte den ultimativen Beweis bekommen und wurde nun spielend damit fertig.
    »Ich kann’s kaum glauben«, hauchte ich kopfschüttelnd und wünschte mir, ich besäße Karens Gelassenheit. »Jessica war heute dort, aber ich selbst habe es noch nicht erlebt.«
    »An deiner Stelle würde ich nicht zu viel darüber nachdenken.« Sie schüttete die Spaghetti über der Spüle in ein Sieb. »Sonst machst du dich nur verrückt. Aber ich kann dir versichern, dass es funktioniert, was auch immer es ist, das dich befähigt, zur selben Zeit an zwei Orten zu leben.«
    »Haben wir uns denn gut verstanden?«, fragte ich, ohne mich darum zu kümmern, dass sie sich nicht mehr weiter darüber unterhalten wollte. »Hast du mich erkannt?«
    Wir verstummten kurz, als die Mädchen hereinkamen und sich zu ihren Brüdern an den Fernseher gesellten, dann lachte Karen kurz auf.
    »Dein Äußeres war ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber sobald wir ins Gespräch gekommen sind, hätte ich dich überall heraus erkannt. Du bist genau dieselbe Person, du sagst und tust dieselben Dinge, auch wenn deine Stimme und dein Aussehen anders sind.« Sie hielt inne und strich mir übers Haar. »Übrigens, das gefällt mir sehr gut so. Weniger wie Lauren, und man kommt viel leichter damit klar.«
    »Danke, aber erzähl mir doch mehr davon, was du von meinem wahren Ich gehalten hast.«
    »Ich bemerkte, dass du, du weißt schon … auf genau dieselbe Art du warst wie letzte Woche, als ich fürchtete, du könntest nicht Lauren sein. Du und meine Schwester, ihr seid so verschieden. Es überrascht mich wirklich, dass Jason noch nicht draufgekommen ist.«
    »Ich wünschte, er würde es«, sagte ich leise. »Er hat schon wieder beim Kindergarten auf mich gewartet. Und ist mir gefolgt und hat mich beobachtet, während ich die Mädchen abgeholt habe. Er ist mir unheimlich, Karen!«
    Wir riefen die Kinder zum Abendessen herein, und dann beaufsichtigte ich sie bei den Hausaufgaben. Nachdem die Jungs gebadet hatten, las ich ihnen etwas vor, und gegen sieben kam Grant nach Hause. Wir aßen zu dritt die Reste der leckeren Spaghetti bolognese, und nachdem ich den Tisch abgeräumt hatte, gesellte ich mich zu Grant ins Wohnzimmer, um ihm von meinem Besuch in der Schule zu erzählen.
    Er starrte mich an, als würde er mich zum ersten Mal sehen. »Du hast etwas mit deinen Haaren gemacht«, meinte er vorwurfsvoll.
    »Gefällt’s dir?«, fragte ich. »Ich habe zur Abwechslung mal dunkle Strähnchen färben lassen. Auf die Art wird die versengte Stelle besser verdeckt.«
    »Es ist anders«, erwiderte er unverbindlich. »Du siehst nicht wie du aus.«
    »Eigentlich sehe ich mehr wie ich aus, weil’s näher an meinen natürlichen Farbton herankommt«, versetzte ich.
    Grant runzelte die Stirn, und ich musste an Karens Behauptung denken, dass er sich Lauren über die Jahre nach seinem eigenen Geschmack geformt hatte. Doch ich beeilte mich, ihm von der Schule zu erzählen, die ich besucht hatte.
    »Wir wohnen im Einzugsbereich, daher können die Jungs problemlos dorthin wechseln. Allerdings müssen wir Teddy noch begutachten lassen.«
    »Das ist bereits geschehen, Lauren. Deshalb hast du dich ja nach anderen Schulen umgesehen. Der Bericht liegt im Safe. Hier«, sagte er und schrieb eine Nummer auf den Notizblock beim Telefon. »Das ist die Kombination. Du kannst ihn der Rektorin morgen schicken.«
    »Danke, Grant«, meinte ich erleichtert. »Für Teddy ist die Schule einfach perfekt. Und Toby wird sich dort auch sehr wohl fühlen.«
    »Toby geht dort nicht hin. Wir haben ihn schon bei verschiedenen örtlichen

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