Mein Tag ist deine Nacht
wenn ich zu der Zeit wohl angenommen habe, ich würde sie mögen.«
Ich beugte mich zu ihm, bis unsere Gesichter sich fast berührten, und atmete seinen Duft ein.
»Was haben wir doch für ein Glück«, flüsterte ich. »Die meisten Menschen erleben zeitlebens nicht so etwas wie wir hier. Es ist eine Mischung aus einander mögen und akzeptieren, mit Fehlern und allem … und«, ich kicherte, »… der Sex ist auch nicht übel.«
Er schmiegte sich noch enger an mich, so dass unsere Nasen nur noch eine Haaresbreite voneinander entfernt waren. Ich spürte, wie sein Atem meine Haut liebkoste.
»Ich liebe dich, Jessica Taylor«, murmelte er. »Mir ist schon klar, dass wir uns noch nicht lange kennen, aber ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass ich mit dir zusammen sein, viele Kinder mit dir haben und mit dir alt und runzlig werden möchte.«
Leicht überrascht sah ich ihn an. »Lange um den heißen Brei redest du ja nicht, hm? Und du möchtest Kinder?«
»Jede Menge«, wiederholte er mit einem Grinsen. »Um mich für all die Geschwister zu entschädigen, die ich nie kennengelernt habe.«
Ich rückte noch ein wenig von ihm ab und beobachtete ihn genau. »Und nach dem, was deiner Mutter zugestoßen ist, was würdest du da tun, wenn mit einem unserer Kinder etwas nicht stimmte? Würdest du dich aus dem Staub machen oder durchhalten?«
»Jedes unserer Kinder wäre perfekt«, versetzte er.
»Aber was, wenn nicht? Was dann?«
Er ließ sich die Antwort mit gerunzelter Stirn durch den Kopf gehen. »Jessica, wenn wir einander genug lieben, dann kommen wir mit allem klar. Mit dir an meiner Seite würde ich für immer bleiben, egal, mit welchen Problemen wir konfrontiert wären.«
Um ein Haar hätte ich ihm da alles erzählt, aber etwas hielt mich dennoch zurück. Mein Problem klang so weit hergeholt, selbst in meinen Ohren, dass ich es nicht über mich brachte, etwas zu sagen. Stattdessen beugte ich mich wieder zu ihm und fuhr mit der Zungenspitze seine Lippenkontur nach. Er zog mich an sich, wir umschlangen uns, verloren in der Umarmung des anderen.
Am Mittwochmorgen gab es einen Wetterumschwung, und ich erwachte von dem Regen, der an Laurens Fensterscheibe schlug. Nachdem ich mich eilig angezogen hatte, half ich Karen, die Kinder für die Schule herzurichten. Ich war spät dran, und da Karen davon ausgegangen war, dass ich rechtzeitig auf den Beinen wäre, waren nun alle zeitlich im Rückstand und entsprechend schlecht gelaunt.
»Ich habe nicht viel Zeit, Dan glaubt, ich würde mich nach dem Abendessen nur mal kurz hinlegen«, flüsterte ich Karen zu und drängte die Jungen, sich die Schuhe anzuziehen.
»Mama, ich möchte noch mal zu Blackie reingucken, ehe wir zur Schule fahren«, jammerte Sophie, während ich ihr die langen Haare zu einem Pferdeschwanz frisierte.
»Es ist zu nass. Ich füttere die Tiere, wenn ich heimkomme«, versprach ich. »Du siehst sie doch heute Abend.«
»Aber du hast gesagt, ich könnte Ginny mit in die Schule nehmen und sie meiner Klasse zeigen!«, maulte Nicole, die sich bezüglich ihrer Laune von ihrer Schwester hatte anstecken lassen.
»Du kannst sie morgen mitnehmen.« Ich reichte ihr einen der Regenmäntel, die Karen im Treppenschrank gefunden hatte. »Na los, wir kommen zu spät!«
»Komm nicht mit«, erklärte Teddy, als ich ihm half, die Schnürsenkel zuzubinden. »Ich will da nicht hin!«
»Teddy ist ein Baby! Teddy ist ein Baby!«, sang Toby.
»Hör auf damit, Toby, das hilft deinem Bruder ja wohl kaum, oder?«, schimpfte ich.
»Er mag den Regen nicht, also ist er ein Baby, oder nicht?« Toby versuchte, mich durch seinen Blick zum Wegsehen zu zwingen.
»Toby, du solltest nett zu Teddy sein. Sag ihm, dass er sich über ein bisschen Regen keine Sorgen zu machen braucht.«
»Wenn ihr so weitermacht, schafft ihr es nie mehr rechtzeitig«, mahnte Karen unnötigerweise. »Bei Regen ist der Verkehr immer schlimmer.«
Ich nahm Teddy an der Hand und wollte zur Garage gehen, aber er sträubte sich.
»Ich will nicht, ich will nicht!«, schrie er. Ich versuchte, seine Hand besser zu fassen zu bekommen, als er mit dem Fuß trat und mich direkt am Schienbein erwischte.
»Autsch! Teddy, du tust mir weh!«
Er starrte mich mit zitternder Unterlippe an, dann schlang er die Arme um meine Taille und vergrub das Gesicht in meinem Mantel.
»Nicht brennen, Mami«, schluchzte er. »Geh nicht fort!«
»Oh Teddy.« Ich kniete mich hin und legte die Arme um seine bebenden
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