Mein Tag ist deine Nacht
Idee.«
»Du meine Güte! Es geht um ein Konzert, weiter nichts! Daran müssen keine Bedingungen geknüpft sein. Ich dachte lediglich, dir würde es Spaß machen, mal wieder größer auszugehen.«
Er fing an, Papierstapel auf seinem Schreibtisch herumzuknallen, und ich merkte, wie ich mich immer mehr anspannte. Auf einmal kam es mir im Raum sehr warm vor, und in mir drehte sich alles. Ich führte das darauf zurück, dass ich gerade aus der Kälte hereingeeilt war, und fuhr mir mit der Hand über die Augen.
»Mach doch aus einer Mücke nicht gleich einen Elefanten«, sagte Stephen ungehalten. »Wenn du nicht mitgehen willst, dann halt nicht …«
Seine Stimme klang immer gedämpfter, als würde er sich durch einen langen Tunnel von mir entfernen. Ich spürte, wie die Hitze mir am Nacken hinaufschoss und alles vor mir verschwamm. Ich kippte zur Seite, und dann wurde alles um mich herum schwarz.
Jemand rüttelte mich, rief meinen Namen.
»Wach auf! Was ist denn los mit dir?«
Ich versuchte mich zu rühren, meine Sinne dazu zu zwingen, zu funktionieren.
»Tut mir leid … ich weiß nicht, was …«
»Aufwachen, Lauren. Himmel noch mal!«
»Was?«
Völlig durcheinander, versuchte ich, mich in dem dunklen Schlafzimmer zu orientieren. Grant stand am Bett und schüttelte mich grob an meiner unbeschädigten Schulter, die Hände warm an meiner bloßen Haut, wo die Nachthemdträger verführerisch heruntergerutscht waren.
Mühsam setzte ich mich auf und bemerkte nun hysterisches Gejammer von irgendwoher. Die Kinder!
»Was ist denn los?«, krächzte ich, schwang die Beine aus dem Bett und spürte den weichen, dicken Teppich zwischen den Zehen.
»Teddy hat einen seiner Alpträume, Lauren! Er hat alles vollgespuckt. Nun hat er Toby aufgeweckt, und der heult ebenfalls. Allein komme ich mit den beiden nicht zurecht.«
Auf wackligen Füßen ging ich den Flur entlang und zog dabei Laurens Satinnegligé enger um mich. Im Jungenzimmer brannte Licht, und die beiden saßen in ihren Betten und weinten. Teddy war voller Erbrochenem: auf seinem Schlafanzug, in seinem Haar, überall auf seinem Bettbezug und sogar auf seinem heißgeliebten Ball.
Rasch überblickte ich die Situation, sah in Grants aschfahles Gesicht und begriff, dass ich die Sache in die Hand nehmen musste.
»Könntest du Badewasser einlaufen lassen, Grant?« Ich beruhigte Toby und nahm Teddy behutsam auf den Schoß. Grant verschwand in Richtung Badezimmer, und ich konnte in der Ferne Wassergeplätscher hören, während ich den Kleinen in meinen Armen wiegte.
»Ich wi … will … Ma … Mami!«, schluchzte er.
»Ich weiß, ich weiß«, gurrte ich und bemühte mich, den Geruch zu ignorieren. »Jetzt ist alles gut, Teddy, ich bin ja da.«
Er versuchte mich wegzustoßen, aber ich hielt ihn ganz fest umarmt, und nach einem Augenblick spürte ich, wie sich sein kleiner Körper entspannte.
»Mami hat gebrannt«, murmelte er zwischen Schluchzern. »Ich möchte Mami wiederhaben.«
»Ich weiß, Teddy«, flüsterte ich. »Glaub mir, ich weiß das.«
Ich hielt ihn lange Zeit in den Armen, bis seine Atemzüge gleichmäßiger wurden und er zu zittern aufhörte. Als Teddys Wimmern nachließ, hörte auch Toby auf zu weinen und legte den Kopf wieder auf sein Kissen, steckte sich den Daumen in den Mund und beobachtete uns schweigend.
»Das Badewasser ist eingelaufen«, verkündete Grant von der Tür aus.
»Na komm«, meinte ich zu der schläfrigen Gestalt auf meinem Schoß. »Du wirst jetzt ein Nachtbad nehmen! Das wird spannend, was meinst du?«
Bis Teddy gebadet war und ich sein Bett frisch bezogen hatte, schlief Toby bereits wieder tief und fest. Ich gab beiden einen Kuss, sammelte die Bettwäsche auf und stapfte nach unten, um sie in die Waschmaschine zu stecken. Ich kannte mich bei diesem Modell zwar nicht aus, aber unter der Spüle entdeckte ich Waschpulver und stellte ein Programm ein, von dem ich hoffte, es sei das richtige.
Als ich ins Schlafzimmer zurückkam, befand sich Grant bereits wieder im Bett. Ich betrachtete ihn, wie er mit über der gestreiften Pyjamahose entblößter Brust dasaß. Dass von mir erwartet wurde, mich neben diesen völlig Fremden zu legen, berührte mich peinlich.
Bei Stephen, dachte ich mir, war ich zumindest aus freiem Willen gewesen, auch wenn er kein schrecklich aufregender Liebhaber gewesen war.
»Haben sie sich jetzt beruhigt?«, wollte er wissen.
»Ja, beide schlafen.« Ich merkte, dass ich ihn nicht ansehen konnte,
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