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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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Augenblick lang dachte ich, sie würde weiterdebattieren. Doch dann nickte sie und gab das Kaninchen an den Zoohändler zurück, der in der Nähe stand und nur darauf wartete, bis er mithelfen konnte, den Stall zum Wagen zu tragen.
    Auch Nicole übergab ihm kleinlaut ihr Meerschweinchen, kam zu mir, ließ ihre Hand in meine gleiten, und dann schlenderten wir zum Ausgang. Es war ein sonderbares Gefühl, ihre kleine warme Hand in meiner zu spüren, und ich drückte sie, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war, wer hier beruhigt werden musste, sie oder ich.
    Gerade hatten wir den großen Stall, ein Freigehege, einen Sack Sägespäne, Stroh und Kaninchenfutter eingeladen und die Hinterklappe geschlossen, als Grant mit den Zwillingen erschien, auf der Schulter einen riesigen Sack Spielsand.
    Schnell öffnete ich die Klappe wieder, und er warf den schweren Sack hinein und beäugte dabei die Haustierausrüstung. »Du meine Güte, Lauren!« Er richtete sich auf und wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn. »Hast du den ganzen Laden aufgekauft?«
    »Gekauft ist eigentlich noch gar nichts«, erwiderte ich grinsend. »Ich habe gesagt, du würdest gleich kommen und alles bezahlen.«
    Grant machte kehrt und marschierte murrend los, und Toby hüpfte aufgeregt auf und ab. »Papa sagt, wir kommen morgen wieder her und holen die Sandkiste ab«, rief er. »Sie ist grün, aus Plastik und riesig. Ich muss mich morgen mit meinem Bagger richtig anstrengen, damit das Loch groß genug wird!«
    »Das ist ja toll, Toby!« Ich öffnete eine Hintertür, damit er und Teddy sich zwischen den Strohtüten in ihre Sitze zwängen konnten. »Ganz schön aufregende Ferien, nicht?«
    Ich half Teddy beim Angurten und blickte in seine sorgenvollen Augen.
    »Die Sandkiste wird dir auch gefallen, Teddy.«
    Er blickte auf die ganzen Utensilien um sich herum und drückte dabei rhythmisch den weichen Ball, der ihn überallhin zu begleiten schien.
    »Mami wird böse auf dich sein«, flüsterte er, »wenn sie nach Hause kommt und die ganze Unordnung sieht. Und du wirst alles wieder wegbringen müssen.«

[home]
    6
    E s war eigenartig, am Dienstagmorgen als Jessica aufzuwachen. Während ich Frankie fütterte und eine Tasse schwachen Tee hinunterstürzte, merkte ich, dass ich die Kinder vermisste.
    Wir hatten am Vorabend in dem Pizza-Restaurant richtig Spaß gehabt. Selbst Grant schien von der Aufregung der Kinder angesteckt, als die Mädchen ihm berichteten, welche Haustiere sie sich ausgesucht hatten, und Toby begeistert erklärte, wie er mit seinem Bagger in der Sandkiste Straßen und Brücken anlegen würde. Nur Teddy saß stumm da, zusammengesunken, und starrte ins Leere. Fäden geschmolzenen Käses hingen ihm zwischen Kinn und Teller, bis Grant ihm mit seiner Serviette den Mund abwischte und ihn mahnte, sich gerade hinzusetzen.
    Als ich mit Frankie um den Block ging und darauf wartete, dass sie ihr Morgengeschäft erledigte, wallte Mitleid für Teddy in mir auf. Er wusste, dass ich eine Hochstaplerin war, und ich gab anderes vor und vermittelte ihm das Gefühl, im Unrecht zu sein. Aber was sollte ich machen? Würde ich irgendjemandem die Wahrheit erzählen, wies man mich in die Psychiatrie ein, und wenn ich Teddy sagte, dass er recht hatte, riskierte ich, dass er sich verplapperte und man ihn ebenfalls für verrückt halten würde.
    Bis ich Frankie wieder in meine Wohnung zurückgebracht hatte und zum Büro gelaufen war, war es fast elf. Als ich mich leise an meinen Schreibtisch setzte und mich daranmachte, Stephens Post zu öffnen, war Clara eifrig am Tippen.
    »Die Luft ist rein«, rief sie mir zu. »Er ist schon los zum Gericht. Hast wohl gestern Abend einen draufgemacht, was?«
    Ich lachte. »Wenn ich’s dir erzählte, würdest du’s nie glauben, Clara.«
    Tatsächlich hatte ich Müdigkeit vorgeschützt und mich, kurz nachdem ich die Kinder ins Bett gesteckt hatte, selbst hingelegt. Die Heuchelei wäre unnötig gewesen. Schlafenszeit bei vier Kindern hatte sich als eine anstrengende militärische Operation erwiesen. Die Zwillinge hatten Hilfe beim Baden, Föhnen und Zähneputzen benötigt, dann hatte Grant mir mitgeteilt, Teddy würde sich nachts immer noch einnässen und brauche daher eine Windel. Die Mädchen hatten sich Gutenachtgeschichten gewünscht, und Nicole hatte mich gebeten, ihr die Haare zu bürsten. Ich tat das alles gern, aber Laurens Brandwunden hatten unter dem Verband wirklich zu schmerzen begonnen, und die Anstrengungen des

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