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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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anderen wissen. Und Karen, das merkte man, war eine intelligente Frau, der man nicht so schnell ein X für ein U vormachen konnte.
    Als ich um die Nadelbäume herumgegangen war, verschlug es mir die Sprache. Die beiden Mädchen saßen einander gegenüber mit ausgestreckten Beinen im Gras, Fuß an Fuß, so dass sich zwischen ihnen eine kleine Arena bildete. In der Mitte hüpfte Blackie auf dem braunen Gras umher, und Ginny versuchte, auf Nicoles Schoß zu klettern. Toby spielte daneben in der neuen Sandkiste mit seinem Bagger und gab Brummgeräusche von sich.
    Nicole blickte hoch und sah, dass ich sie beobachtete.
    »Mami! Ginny kennt ihren Namen! Sie macht kleine Plaudergeräusche, wenn ich sie rufe, pass auf!«
    Ich ging neben ihnen in die Hocke, während Nicole mit ihrem neuen Haustier sprach. Das pelzige Wesen versuchte gerade, seinen Kopf unter ihren Pulli zu stecken.
    »Beide sind niedlich und ganz schön klug«, stimmte ich ihr lächelnd zu und streichelte Ginny. »Aber ich habe noch eine andere Überraschung für euch. Tante Karen ist zu Besuch da. Sie bleibt für ein paar Tage.«
    Ihre Augen erhellten sich, und beide packten ihre Tiere und rappelten sich auf. An ihrer Reaktion merkte ich, dass Karen bei ihnen hoch im Kurs stand. Ich prüfte, ob die Stalltüren ordentlich verschlossen waren, rief Toby und folgte den Mädchen ins Haus.
    Karen saß auf einem Sitzsack im Spielzimmer und betrachtete Teddys Bild. Beim Anblick der anderen Kinder stand sie mühsam auf, breitete die Arme aus und umarmte sie dann fest.
    Ich überließ sie ihrer Wiedersehensfreude und huschte in die Küche. Nachdem ich aus der Schublade Gabeln und aus dem Schrank Teller geholt hatte, schälte ich ein paar Karotten und schnitt sie in schmale Streifen. Ich entdeckte die Topfhandschuhe dort, wo ich sie am Vortag eilig verstaut hatte, häufte alles großzügig auf die Teller und rief die Kinder dann zum Mittagessen. »Händewaschen nicht vergessen!«, erinnerte ich sie.
    Die Mädchen und Toby kletterten auf die Hocker an der Frühstückstheke, und Karen folgte mit Teddy an der Hand.
    »Du hast recht, Teddy ist begabt«, meinte sie und half ihm auf den Hocker. »Ich verstehe gar nicht, dass das bislang noch niemandem aufgefallen ist.«
    »Normalerweise erlaubt Mami nicht, dass Teddy die Buntstifte benutzt«, erklärte Nicole mit vollem Mund.
    Karens und mein Blick trafen sich, und ich sah weg, peinlich berührt von Laurens Ignoranz.
    »Von nun an kann er sie haben, wann immer er sie möchte.« Ich ging zum Kühlschrank und holte eine Packung gebratener Hähnchenschlegel heraus. »Und wir kaufen eine Pinnwand, auf der wir eure ganzen Bilder ausstellen können, nicht, Sophie?«
    Den Mund voller Karotten und Fritten, nickte sie. Ich schnitt das Hühnchenfleisch klein und bot es den Kindern an, die gierig danach griffen und es in den Mund stopften.
    »Tut mir leid, das Mittagessen ist ein bisschen zusammengewürfelt«, sagte ich zu Karen und reichte ihr den Teller. »Seit dem Unfall bin ich ganz durcheinander. Ich schaffe es scheinbar noch nicht, alles auf die Reihe zu bekommen. Es liegt an meinem Gedächtnisverlust, ich weiß nicht, wie der Haushalt tickt, ich weiß nicht mehr, wie man fünf oder sechs Personen versorgt, und in der Früh scheine ich nicht aufwachen und in die Gänge kommen zu können.«
    »Die wichtigen Dinge scheinst du aber hinzukriegen.« Karen beäugte mich interessiert. »Sophie hat mir gerade erzählt, du hättest ihnen Haustiere gekauft.«
    »Die Kinder hatten nichts zu tun.« Ich schnitt Salat klein und stellte die Schüssel vor sie auf die Küchentheke. »Es überrascht mich gar nicht, dass das Kindermädchen sie schwierig fand, wenn sie nicht mit ihnen spielen durfte.«
    Karen nahm sich eine große Portion Salat, die sie neben das Hühnchenfleisch häufte, und bediente sich dann noch mal bei den übriggebliebenen Pommes frites.
    »Ich möchte alles darüber hören, wie dich der Blitz getroffen hat.« Sie verteilte großzügig Tomatenketchup über die Fritten und steckte ihre Gabel in den Essensberg. »Und ich möchte hören, was genau die Ärzte darüber zu sagen hatten. Es überrascht mich, dass sie dich so früh entlassen haben, du bist ja offensichtlich überhaupt nicht du selbst.«
    Ich erzählte von meinen Verbrennungen, setzte aber hinzu, dass sie bemerkenswert rasch verheilten.
    »Nächste Woche habe ich einen Termin in der psychiatrischen Klinik, damit ich besser mit dem Gedächtnisverlust klarkomme, aber

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