Mein Tag ist deine Nacht
toll«, sagte ich. »Gefällt mir sehr! Geh doch mit Toby in den Garten und schau mal nach Ginny, wenn du willst. Vergiss nicht, sie so zu halten, wie ich’s dir gezeigt habe.«
Ich wandte mich um, um mir Sophies Bild anzusehen, und erwartete ein schwarzes Kaninchen, aber sie hatte stattdessen eine blonde Person mit einem großen Herzen daraufgemalt.
»Wer ist das?«
»Das bist du, Mami«, sagte sie eindringlich. »Das bist du nach dem Blitzschlag. Die Mami, die jetzt so anders ist.«
Ich blickte nach hinten, um zu sehen, ob Grant dort stand. Genau so etwas in der Art könnte ihm zeigen, dass ich mich durch den Unfall in gewisser Weise bleibend verändert hatte. Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Es ist wunderschön, Sophie. Tatsächlich sind alle Bilder so toll geworden, dass man sie an die Wand hängen sollte.«
Sophie machte große Augen.
»Aber … das sieht doch unordentlich aus!«
Ich wollte gerade sagen: »Zum Teufel noch mal, ihr seid Kinder, und das ist ein Spielzimmer«, konnte mich diesmal jedoch gerade noch zügeln. »Du hast recht, Sophie. Ich dachte da auch eher an eine Pinnwand.«
Sie nickte, einverstanden mit dem Kompromiss.
»Kann ich jetzt zu Blackie gehen?«
»Natürlich. Und Sophie …«
»Ja?«
»Was wollt ihr denn gern zum Mittagessen?«
Ich erinnerte mich an die Essenskatastrophe vom Vortag und hoffte, es würde etwas Einfaches sein.
Sie legte den Kopf schief, als würde sie mich einzuschätzen versuchen, und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen Lächeln.
»Pommes mit Ketchup – und Eiscreme«, sagte sie und grinste. »Das ist unser Lieblingsessen.«
Als ich im Ofen Pommes frites zubereitete und im Kühlschrank eine Flasche Ketchup entdeckte, hatte ich Teddy und sein Bild ganz vergessen. Als ich schließlich ins Spielzimmer zurückging, musste mir vor Überraschung die Kinnlade heruntergeklappt sein.
Teddy lag ausgestreckt auf dem Boden, sein Gemälde vor sich. Ich blickte über seine Schulter und konnte kaum fassen, was ich sah. Es war ein Kunstwerk.
Ich kniete mich neben ihn und fragte, woher er die Idee für sein Bild gehabt habe, aber er zuckte nur die Achseln und malte weiter. Fasziniert beobachtete ich, wie er dem Ganzen die letzten Glanzlichter aufsetzte und es, den Kopf zur Seite geneigt, kritisch beäugte.
Er hatte den Garten gemalt. Die Proportionen wirkten völlig korrekt, und sowohl die Terrasse wie auch der Rasen und die Fläche mit den Sträuchern waren mit abgebildet. Er hatte einen Bleistift wie auch die Buntstifte benutzt, um das Bild zu schattieren und zu kolorieren. Es war unglaublich, dass ein Vierjähriger solch ein Meisterwerk der Perspektive und Genauigkeit geschaffen hatte. Ich setzte mich neben ihn und strahlte.
»Du bist ein talentierter Junge, Teddy. Du wirst es in der Welt zu etwas bringen, das sehe ich.«
»Was für Flausen setzt du ihm denn da in den Kopf?«, fragte Grant von der Tür aus.
Ich hielt das Gemälde hoch, damit er es sehen konnte.
»Schau, was Teddy vollbracht hat!«, rief ich. »Es ist genial!«
»Doch ja, recht gut«, stimmte Grant mir zu. »Hat er es abgemalt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Soweit ich das mitbekommen habe, scheint alles sein Werk zu sein.«
»Er sollte allerdings nicht auf dem Boden malen, sonst kommt wieder Filzstift auf den Teppich.«
»Die Kinder sollten hier drin einen Tisch haben, wo sie mit Buntstiften oder Wasserfarben malen und rumklecksen können«, entgegnete ich.
Bei dem Wort »rumklecksen« zuckte Grant zusammen, und ich blickte wütend himmelwärts.
»Was tun sie normalerweise den Tag über, Himmel noch mal?«
»Das habe ich dir doch gesagt, das Kindermädchen geht mit ihnen fort. Überhaupt, es wird Zeit, dass wir uns nach einem neuen umsehen. Die Kinder sind ja momentan, wo du krank bist, offensichtlich zu viel für dich.«
»Nächste Woche gehen sie wieder zur Schule. Lohnt sich da ein Kindermädchen noch?«
»Wie willst du rechtzeitig aufstehen, um sie zur Schule zu bringen, Lauren? Die letzten Morgen hast du es nie geschafft, vor neun wach zu werden. Dabei müssen sie um Viertel vor neun in der Schule sein, und du musst um sieben aufstehen, um sie alle startklar zu kriegen.«
»Selbst wenn wir jetzt eine Anzeige aufgäben, könnten wir bis nächste Woche kein Kindermädchen mehr einstellen«, versetzte ich. »Könntest du sie denn nächste Woche nicht zur Schule bringen?«
»Ich fürchte, das geht nicht. Um acht stehen bei mir die ersten Patienten an.«
»Hast du
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