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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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eigentlich will ich gar nicht hin«, gestand ich. »Hier mit den Kindern zu sein, das reicht als Therapie völlig.«
    Karen sah mich abwägend an.
    »Zumindest um diese Verbrennungen solltest du dich kümmern. Ich sehe sie mir später mal an.«
    Nach dem Mittagessen hielt ich mich ruhig, während Karen eine Ecke des antibiotischen Verbands wegzog.
    »Sieht ganz gut aus«, meinte sie erstaunt. »Ich hab’s mir viel schlimmer vorgestellt.«
    »Habe ich dir doch gesagt, dass es schnell verheilt.«
    Die Kinder verschwanden wieder im Garten, und wir räumten das Geschirr ab.
    »Ich habe mir gedacht, wir könnten heute Nachmittag losziehen und ein paar Sachen für die Kinder kaufen«, sagte ich, nachdem ich alles in die Geschirrspülmaschine geräumt hatte.
    »Solange du dich fit genug dafür fühlst?«
    »Ich bin lieber aus dem Haus«, versetzte ich. »Hier drin ist alles so steril und ordentlich.«
    Wieder starrte sie mich sprachlos an, und ich hoffte, sie würde mein Missfallen am eigenen Haus auf den Gedächtnisverlust zurückführen.
    Kurze Zeit darauf stürmten wir alle ins Auto. Die Kinder zappelten herum und stritten sich, wer wo sitzen durfte, bis ich ihnen sagte, wir würden nirgendwo hinfahren, wenn sie nicht Ruhe gäben.
    »Vergesst nicht, wir fahren hauptsächlich, um einen neuen Spielzimmertisch, anständige Fingerfarben und eine Pinnwand zu kaufen. Wenn ihr lieber daheimbleibt und herumstreitet, während Tante Karen und ich Kaffee trinken, ist es mir auch recht.«
    Die plötzliche Stille im Auto war fast spürbar, und Karen kicherte in sich hinein.
    »Na denn«, meinte sie und machte es sich mit ihrem massigen Körper auf dem weichen Sitz bequem, während ich den Motor anließ und auf die Straße hinausfuhr, »du hast mir von all dem medizinischen Zeug berichtet, aber nicht, was eigentlich geschehen ist. Erinnerst du dich überhaupt an etwas?«
    Ich schüttelte den Kopf, und Sophie meldete sich von hinten.
    »Mami musste mit uns in den Park gehen, weil Trudy uns verlassen hat. Sie hat gesagt, wir sind entsetzliche, unkontr …bare, irgendwie so was, Fratzen.«
    »Das hat eure Mutter gesagt?«, rief Karen entsetzt.
    Sophie kicherte. »Nein, Trudy! Das scheußliche Kindermädchen.«
    »Ich hab sie nicht gemocht, weil sie Teddy die ganze Zeit gehauen hat«, meldete Nicole sich.
    »Mich hat sie auch gehauen«, warf Toby ein, der mithalten wollte.
    »Und was ist im Park dann passiert?«, fragte Karen hastig, ehe sich die Diskussion zu einem Streit auswuchs.
    »Es hat angefangen zu regnen«, erklärte Sophie. »Der Himmel wurde richtig schwarz. Mami hat gemeint, wir müssten zum Auto zurück, aber Toby hatte Teddys Ball ins Gebüsch geworfen und deshalb ist Teddy einfach stehen geblieben.«
    »Mami hat geschrien und ist zurückgelaufen«, fügte Nicole hinzu. »Und dann kam der Blitz runter, direkt auf sie drauf, und ihr Haar ist hochgeflogen und wurde ganz blau und hat sich plötzlich gekräuselt.«
    Obwohl Nicole schon im Krankenhaus teilweise beschrieben hatte, was während des Blitzschlags passierte, fuhr meine Hand automatisch an die Stelle des Kopfes, wo Laurens blondes Haar noch immer brüchig und versengt war, und erschauerte.
    »Du meine Güte!«, rief Karen. »Und was habt ihr dann gemacht?«
    »Da war ein Mann im Park, der hatte sich mit Mami unterhalten, und hat mit ihrem Handy im Krankenhaus angerufen«, nahm Sophie die Geschichte wieder auf. »Der Mann hat gewartet, bis der Notarztwagen gekommen ist und sie mitgenommen hat.«
    »Bäh, er hat geweint«, höhnte Toby von hinten.
    Ich versteifte mich auf dem Fahrersitz und spürte Karens Blick auf mir. Zum Glück hatten wir inzwischen die Stadt erreicht, und ich musste mich auf den Verkehr und die Parkplatzsuche konzentrieren.
    Die Unterhaltung wurde erhebliche Zeit auf Eis gelegt, bis wir dann wieder zu Hause waren und Karen versuchte, sich im Wirtschaftsraum aus der Selbstmontageanleitung des Tisches mit Kunststoffoberfläche einen Reim zu machen, und die Kinder sich im Fernsehen das Kinderprogramm ansahen.
    »Wie geht Grant mit alledem um?«, fragte Karen und hielt ein Tischbein hoch, damit ich Klebstoff darauf drücken konnte.
    »Er wirkt sehr unsicher, was die ganze Sache betrifft. Er hat mich tatsächlich gefragt, ob ich wirklich mein Gedächtnis verloren habe.«
    »Und, hast du?«
    Ich starrte Karen an, nervös, dass sie so etwas fragte. »So etwas würde ich doch wohl kaum erfinden!«
    Sie betrachtete mich skeptisch, und ich spürte, wie ich

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