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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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Leben um das Bad der Kinder und die Gutenachtgeschichte herumorganisierte. Wieder musste ich daran denken, wie intolerant ich gegenüber einigen häuslichen Problemen meiner Freundinnen gewesen war, und stöhnte auf. Fortan wäre ich wohl auf Gedeih und Verderb Babysittern ausgeliefert, die vielleicht erschienen, vielleicht aber auch nicht. Ich kam ins Grübeln, wie Lauren Grant je in der Zahnarztpraxis ausgeholfen haben mochte, wenn eines der Kinder vielleicht krank war oder aus irgendeinem Grund nicht in die Schule gehen konnte. Wenn ich hier als Lauren auf unbestimmte Zeit blieb und mich weigerte, ein Vollzeit-Kindermädchen einzustellen, dann wusste ich beim besten Willen nicht, wie ich je wieder einmal das Haus verlassen könnte.
    Meine Arbeitszeiten bei Chisleworth & Partners kamen mir mit einem Mal ausgesprochen gemäßigt vor, als ich eine halbe Stunde darauf mit einem Arm voller Schmutzwäsche einen Bogen um Elsies Staubsauger machte, um die Waschmaschine zu beladen. Elsie hatte die Betten der Kinder neu bezogen und die schmutzigen Laken und Bettbezüge auf die Kleidungsstücke gestapelt, die ich von den Böden ihrer Zimmer aufgesammelt hatte. Grob geschätzt, standen allein an diesem Tag sieben Waschmaschinenladungen an.
    »Mami, wann räumen wir die Ställe denn nun in den Schuppen?«, fragte Nicole, als ich auf meinem Weg zum Wirtschaftsraum an ihr vorbeikam, und dabei Socken und Unterhemden verlor.
    »Sobald die Waschmaschine läuft.«
    »Ich möchte in der Sandkiste spielen«, jammerte Toby und hüpfte auf und ab. »Kann ich jetzt rausgehen?«
    »Ja, geh nur, Toby. Aber mach die Tür hinter dir zu.«
    »Ich dachte, wir würden auf einen Bauernhof fahren?«, erinnerte Sophie mich.
    »Wir fahren um die Mittagszeit und essen dann dort etwas.«
    Ich hastete ins Spielzimmer und entdeckte dort Teddy auf einem der Sitzsäcke sitzen. Er schaukelte vor und zurück und hielt wieder stumme Selbstgespräche. Als ich mich neben ihn kniete, sah ich, dass an seinem Kinn noch Sirup klebte.
    »Möchtest du wieder malen, Teddy?«
    Er sah zu mir hoch, als würde er sich erst jetzt meiner Gegenwart bewusst. Ich stand auf, holte die Zeichenstifte und Fingerfarben und plazierte sie auf dem neuen Tisch.
    »Damit kannst du loslegen«, redete ich ihm zu. »Gestern hast du so ein schönes Bild gemalt. Schau, Teddy«, er folgte mir mit seinem Blick zur Pinnwand und hielt bei seinem Bild inne. Seine Augen vergrößerten sich ein wenig, und ich meinte, ein leichtes Lächeln zu erkennen.
    »Na komm. Wir brauchen viele Bilder, damit das Zimmer bunter wird.«
    Teddy stand auf und schlurfte zum Tisch. Dort setzte er sich auf einen der blauen Plastikstühle, die ich gekauft hatte, und legte seinen Ball neben sich auf den Tisch. Ich beobachtete, wie er einen Buntstift nahm und sich über das Papier beugte, dann schlüpfte ich leise in die Küche zurück, wo Nicole mit in die Hüften gestemmten Händen ungeduldig auf mich wartete.
    »Mami, können wir jetzt den Stall umräumen?«
    Ich rollte mit den Augen. Mochten Stephens Forderungen an mich bei Chisleworth & Partners bisweilen auch anstrengend sein, waren sie doch nichts gegen die Herausforderungen, die Bedürfnisse dieser Familie unter einen Hut zu bringen: Das kam ja schon der Organisation einer militärischen Operation gleich. Rückte man allerdings alles einmal in die richtige Perspektive, dann mochte ich mich zwar geschlaucht fühlen, doch forderte jedes Kind eigentlich nur eine angemessene Zeitspanne. Völlig überfordert war ich dann, wenn die Bedürfnisse aller zur selben Zeit berücksichtigt werden mussten und ich daneben auch schon an die nächste Mahlzeit, das nächste Ereignis, den nächsten Tag denken musste.
    Ich holte tief Luft und sah zum Fenster auf den fahlen Sonnenschein hinaus. Du schaffst das, sagte ich mir und eilte davon, um meine Jacke zu holen.
    Einen Augenblick später war ich wieder zurück, straffte die Schultern und lächelte breit. »Okay, Nicole, gehen wir.«
    Karen zog sich eine zottige graufarbene Jacke über einem schwarzen, knöchellangen Rock an, an dem Metallringe hingen, und schlüpfte in klobige Stiefel. Sie hob das andere Ende des neuen hölzernen Klapptisches an und folgte uns nach draußen.
    »Als du geschlafen hast, hat zweimal jemand angerufen«, informierte sie mich, als wir hinter Nicole, die wie ein aufgeregtes Fohlen herumhüpfte, durch den Garten gingen. »Einmal eine Frau, die dich an die Abmachung erinnern wollte, dass Sophie heute

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