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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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Abend bei ihrer Tochter übernachtet.«
    »Hast du dir die Nummer und eine Wegbeschreibung geben lassen?«
    Sie nickte. »Es klang recht einfach, und Sophie scheint sich schon darauf zu freuen.«
    Ich konnte das Zögern aus ihrer Stimme heraushören und blickte mich besorgt zu ihr um.
    »Und wer hat noch angerufen?«
    »Ein Mann. Er wollte seinen Namen nicht nennen. Er hat einfach nur gefragt, ob mit dir alles in Ordnung sei, und als ich ihm sagte, du wärst auf dem Weg der Besserung, würdest aber gerade schlafen, hat er aufgelegt.«
    »Klingt so, als könnte er der Mann aus dem Park sein.«
    Wieder nickte sie. »Das habe ich mir auch gedacht.«
    Wir gelangten zu der Lücke zwischen den Nadelbäumen, und Karen blickte um sich und schnappte nach Luft.
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass dieser Teil des Gartens existiert! Der ist ja fast so groß wie die ganze hintere Rasenfläche.«
    Grinsend stellte ich den Tisch ab. »Ich weiß. Toll, oder?«
    »Tante Karen, schau dir mal meinen Bagger an«, rief Toby. »Ich bau damit Straßen und einen Tunnel.«
    Ich ließ Karen bei Toby an der Sandkiste zurück und ging zum Geräteschuppen. Gerade wollte ich den Riegel zurückschieben, als er sich von allein öffnete und ein älterer Mann mit einem Rechen in den knorrigen Händen heraustrat.
    »Morgen, Mrs.Richardson«, sagte er. »Sieht so aus, als hätte hier jemand so richtig Spaß.«
    »Die Kinder haben Beschäftigung gebraucht.« Ich lächelte. »Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn Sie sich den Geräteschuppen mit dem Kaninchenstall teilen müssen. Nachts wird es langsam zu kalt, als dass man die Tiere noch draußen lassen könnte.«
    »Es ist Ihr Schuppen, Missus«, erwiderte er und marschierte durch die Bäume davon.
    Die nächsten beiden Stunden vergingen wie in einem Nebel: Stallumzug, einen Teil der Wäsche aufhängen, den anderen in den Trockner stopfen, neues Beladen der Waschmaschine, Versorgung der Kinder mit Getränken und Keksen und Karen, mich und Jim mit Kaffee. Teddy verschüttete etwas von der neuen Farbe auf den Spielzimmerboden und bekam darauf einen hysterischen Anfall, da er offenbar davon ausging, er würde deshalb bestraft werden. Aber ich putzte alles weg und erklärte ihm, das so etwas eben mal vorkomme.
    Obwohl meine Schulter allmählich wieder ziemlich schmerzte, bestiegen wir um zwölf alle den Wagen, und Karen und die Kinder leiteten mich auf der zwanzigminütigen Fahrt zu dem Bauernhof. Bei unserer Ankunft besuchten wir zunächst einmal das Restaurant, das in der alten Scheune untergebracht war. Der Nachmittag verging angenehm: Wir fütterten Kühe und Schafe mit speziell ausgegebenem Futter, streichelten Hunde und Katzen, sahen den Kindern dabei zu, wie sie auf den Heuballen herumturnten, und schubsten Teddy endlos auf der Schaukel an.
    »Weißt du, Karen«, bemerkte ich, während ich Teddy anstieß und darauf achtete, nur den gesunden rechten Arm zu benutzen, »ich finde, wir brauchen zu Hause dringend eine Schaukel. Das habe ich auch schon zu Sophie gesagt, als ich zum ersten Mal sah, wie groß der Garten ist. Teddy ist ja offenbar ganz versessen darauf, und wenn wir uns eines dieser großen Spielgeräte mit mehr als einer Schaukel und dazu noch einer Rutsche nähmen, dann müssten sie sich nicht darum streiten, wer wann an die Reihe kommt.«
    Karen drehte sich nach den Kindern um, und als sie sah, dass sie außer Hörweite waren, sagte sie leise: »Weißt du, Schwesterherz, ich kann ja verstehen, dass dein Gedächtnis durch diesen Blitzschlag ausgelöscht wurde, aber seltsamerweise scheint sich deine gesamte Persönlichkeit dadurch verändert zu haben! Die ganzen Jahre über hast du ihnen im Garten keine Schaukel erlaubt, und nun schlägst du eine vor, als sei das die natürlichste Sache auf der Welt! Glaub mir, das soll keine Kritik sein. Ich mag dein neues Ich. Aber, ich meine, hast du nicht erzählt, im Krankenhaus habe man dir irgendeine Therapie empfohlen? Meinst du nicht, du solltest dir das zu Herzen nehmen und mit jemandem reden? Kann doch nicht sein, dass du ohne jede Unterstützung oder dergleichen so völlig verändert da rausmarschierst!«
    »Ja, nächste Woche habe ich einen Termin.« Teddy hielt sich ganz fest, und ich stieß ihn hoch in die Luft. »Ich soll mit jemandem in der psychiatrischen Klinik sprechen. Ich habe die Einzelheiten irgendwo liegen.« Ich holte tief Luft und behielt das rhythmische Anschubsen der Schaukel bei. »Aber eigentlich möchte ich gar nicht hingehen.

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