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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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Ich bin glücklich so, wie ich bin, Karen, und ich glaube, die Kinder sind es auch.«
    »Gestern Abend«, fuhr Karen mit gesenkter Stimme fort. »Als Grant versucht hat … na, du weißt schon. Da habe ich dich sagen hören, du seist nicht Lauren.«
    »Ich meinte, ich könne mich nicht daran
erinnern
, Lauren gewesen zu sein«, versetzte ich und hielt den Blick auf Teddys Gummistiefel gerichtet, die sich näherten und wieder entfernten.
    »Was ich nicht verstehe«, sagte sie, »ist, wieso du dich so derart verändert hast. Nur, weil du deine Erinnerungen daran verloren hast, wer du zuvor warst, heißt das doch nicht, dass du nicht mehr dieselbe Person bist wie zuvor. Ich meine, wie kommt es, dass es dir plötzlich nichts mehr ausmacht, mit Tieren umzugehen? Zuvor hast du sie gehasst, Lauren. Woher kommt dieser Wandel? Und deine neue entdeckte Fürsorglichkeit gegenüber den Kindern? Ich will ja nichts sagen, aber die Lauren, mit der ich aufgewachsen bin, war egoistisch und arrogant. Solange sie gut ausgesehen hat und tun konnte, was und wann sie immer wollte, war sie zufrieden. Wie kannst du dich so sehr verändert haben?«
    Da ich nicht wusste, was ich ihr antworten sollte, schwieg ich. Ich hatte recht mit der Annahme gehabt, es würde schwierig, Karen die Wahrheit vorzuenthalten. Ihre Schwester war tot. Ich war nicht Lauren. Vielleicht sollte ich ja mal vorfühlen und sie auf die Enthüllung, dass ich nicht ihre Schwester war, vorbereiten.
    »Glaubst du, dass jeder eine Seele hat?« fragte ich zögernd, während Teddy vor uns hin und her schwang.
    Sie nickte stirnrunzelnd.
    »Und glaubst du, dass unsere Seele uns zu dem Menschen macht, der wir sind?«
    Ich spürte ihren forschenden Blick auf mir.
    »Fragst du, weil du beinahe gestorben wärst?«, entgegnete sie leise. »Hattest du eine Art außerkörperlicher Erfahrung?«
    Ich nickte, überrascht, wie leicht sie mir dorthin folgte, wohin ich sie führte.
    »Ich habe gehört, dass Menschen so etwas erleben können, die dem Tod nahe sind«, fuhr sie in gesenktem Ton fort. »Ist dein Leben blitzartig an dir vorübergezogen oder so was? Ist dir aufgegangen, was du falsch gemacht hast und was dir deine Familie bedeutet hat?«
    »So war’s eigentlich nicht«, erwiderte ich vorsichtig und sah sie dabei nicht an. »Die Sache ist die …«
    Da ich nicht wusste, wie ich es formulieren sollte, verstummte ich. Ich konnte ja schließlich schlecht damit herausplatzen. »Nun, die Sache ist die, dass meine Seele bei dem Blitzschlag zwiegespalten wurde.«
    Eine ganze Weile starrte ich auf Teddys Rücken und zuckte dann die Achseln.
    »Ehe mich die Ärzte zurückholten, ist etwas passiert. Ich glaube, der Blitzschlag hat dazu geführt, dass etwas Drastisches mit mir geschehen ist.«
    »Wie meinst du das?«
    »Da bin ich mir nicht sicher, Karen. Aber ich glaube, als mein Herz versagt hat, da bin ich tatsächlich gestorben.«
    Ich warf ihr einen Seitenblick zu und sah, dass ihr der Mund offenstand.
    »Also hattest du eine außerkörperliche Erfahrung? Du kannst dich daran erinnern, tot gewesen zu sein, ist es das?«
    Ich beschloss, den Sprung zu wagen und ihr die Wahrheit zu sagen, soweit sie mir bekannt war. »Was, wenn ich dir erzählte, dass zwei Personen vom Blitz getroffen wurden, an zwei verschiedenen Orten, zu genau derselben Zeit?«
    »Zwei?«
    Ich sah, dass es in ihrem Kopf ratterte, als sie sich zusammenzureimen versuchte, worauf ich hinauswollte.
    »Und wer war die andere?«
    »Eine achtundzwanzigjährige Frau aus Epsom namens Jessica Taylor.«
    »Und …?«
    »Was, wenn beide Opfer gleichzeitig das erlebt haben, was du ›außerkörperliche Erfahrungen‹ nennst? Und angenommen, eine davon ist tatsächlich gestorben?«
    Karen war blass geworden, und sie senkte die Stimme, damit Teddy unser Gespräch nicht mitbekam.
    »Lauren, du machst mir Angst! Worauf willst du hinaus?«
    »Was, wenn die gestorben ist, die nicht hätte sterben sollen? Nur mal angenommen, sie wäre noch zu sehr von ihrer Familie gebraucht worden, um sie auf diese Art zu verlie-ren?«
    Karen riss die Augen auf und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Du willst doch nicht etwa sagen, die Seele der einen Frau hat sich in den Körper der anderen begeben?«
    Ich hörte auf, die Schaukel anzustoßen und drehte mich zu ihr um.
    »Genau das. Nur dass Jessica Taylor eigentlich auch nicht sterben sollte, ihre Verletzungen waren tatsächlich sogar harmloser als Laurens.«
    »Du redest wieder so über Lauren, als

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