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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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Kleinfamilienhäuser.
    Dan bog in die Kieszufahrt ein, schloss die Haustür auf und rief seinen Vater.
    »Dad, ich bin wieder da. Ich habe jemanden mitgebracht, der dich kennenlernen möchte!«
    Bessie stürmte herbei und hätte mich in ihrer Begeisterung beinahe umgeworfen. Ich war froh, dass wir Frankie im Auto gelassen hatten und Bessie sich erst einmal beruhigen konnte.
    »Hier bin ich, mein Junge«, ertönte eine Stimme mit breitem irischem Akzent aus dem Wohnzimmer. »Hast du gesagt, du hättest jemanden dabei?«
    Ich folgte Dan in den Raum, wo es sich ein älterer Herr in einem großen Sessel bequem gemacht hatte und fernsah. Seine wässrigen Augen erhellten sich bei meinem Anblick, und er versuchte aufzustehen.
    »Bitte bleiben Sie doch sitzen, Mr.Brennan.« Ich ging zu ihm und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin Jessica Taylor.«
    »Sie sind also das Frauenzimmer, das meinen Sohn in der letzten Zeit von der Arbeit abhält!« Er zwinkerte mir unter buschigen grauen Augenbrauen zu. »Das Geschäft läuft zwar nicht von allein, aber jetzt kann ich Dans Wunsch, dem wäre so, verstehen.« Er blickte zu Dan auf, der an der Zimmertür stehengeblieben war. »Hast du mir ein Bierchen mitgebracht?«
    »Das besorge ich dir später, Vater. Ich habe gedacht, wir könnten zusammen Tee trinken. Jessica trinkt keinen Alkohol.«
    »Herr im Himmel! Du hast dir ein Mädel angelacht, das kein hartes Zeug mag? Junge, was hast du dir dabei gedacht? Die macht dich zum Antialkoholiker, ehe du auch nur ›Jack Daniels‹ sagen kannst!«
    »Ich habe nichts dagegen, wenn andere Alkohol trinken«, versetzte ich. »Ich versuche nur gerade, einen klaren Kopf zu behalten.«
    »Sind Sie ein Kontrollfreak, dass Sie nicht unter seinem Einfluss stehen wollen?«
    Ich dachte darüber nach und fragte mich, ob er der Wahrheit damit nicht sehr nahe kam.
    »Ich gehe mal Wasser aufsetzen«, murmelte Dan und floh in die Küche, wo ich ihn herumhantieren hörte.
    Der alte Mann drehte sich zu mir um und grinste. »Dem Jungen haben sie ja gehörig den Kopf verdreht, meine Liebe. Hoffentlich gehen Sie sanft mit ihm um, wenn Sie mal genug von ihm haben sollten.«
    »Ich hoffe nicht, dass ich je genug von ihm habe, Mr.Brennan«, sagte ich. »Und wenn er auch nur ein bisschen nach seinem Vater kommt, kann er bestimmt auf sich selbst aufpassen.«
    Er sah mich einen Augenblick an und fing dann zu lachen an. »Sie können mich Pat nennen, Mädel. Wir werden prächtig miteinander auskommen, glaube ich.«
    Als Dan, drei Teebecher balancierend, zurückkehrte, saß ich auf dem Sofa und Pat und ich verstanden uns wie alte Freunde. Bessie war hereingekommen, und wir mussten wohl ein trautes Bild abgegeben haben, denn Dan lächelte bei unserem Anblick glücklich und setzte sich neben mich.
    »Pat hat mir erzählt, dass du Frauen magnetisch anziehst.« Ich sah Dan mit gespielter Missbilligung an.
    »Dad, ich habe dir doch gesagt, du sollst keine Geschichten erfinden!« Dan reichte seinem Vater und mir je einen Becher. »Du weißt genau, dass ich seit zwei Jahren keine ernsthafte Freundin mehr hatte!«
    »Auf einen Mangel an Gelegenheiten ist das aber nicht zurückzuführen«, erwiderte Pat. »Du hast sie bloß nicht ergreifen wollen.«
    »Ich habe eben auf die Richtige gewartet«, sagte Dan und warf mir einen Seitenblick zu.
    »Solange sie dir nicht schließlich das Herz bricht, Junge.« Pat wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zu.
    Dan nutzte die Gelegenheit und gab mir eine Führung durchs Haus. Zwei der Zimmer oben waren offensichtlich die Schlafzimmer von Dan und seinem Vater, doch das dritte hatte Dan zu seinem Büro umfunktioniert. Auf Dans Schreibtisch stand in einem Silberrahmen die Schwarz-Weiß-Fotografie einer hübschen jungen Frau.
    »Ist das deine Mutter?«
    »Ja. Vater wird nicht gern an sie erinnert, deshalb bewahre ich das Foto hier auf.«
    »Wieso, ich dachte, er hätte sie geliebt?«
    »Es war für uns alle eine schreckliche Situation.« Dan blickte traurig auf das Bild seiner verstorbenen Mutter. »Sie hatte einen Gehirntumor. Die letzten sechs Monate ihres Lebens wusste sie nicht mehr, wer sie war und wo sie war. An manchen Tagen hat sie wirr davon gesprochen, sich im falschen Körper zu befinden, und andere Male hat sie über mehrere Stunden reglos dagesessen. Vater erträgt es nicht, sich an sie in diesem Zustand zu erinnern, folglich versucht er, die ganze Situation einfach zu verdrängen.«
    Lange betrachtete ich das Bild auf

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