Mein Tag ist deine Nacht
machte, und das Ergebnis ließ sich durchaus sehen. Nachdem ich zum Schluss noch blau getönte Wimperntusche und rosa Lippenstift aufgetragen hatte, setzte ich mich zurück, um das Ergebnis zu begutachten, und wünschte, ich hätte noch mehr Zeit für Spielereien gehabt.
Ich suchte mir hübschen Modeschmuck aus, wobei ich mir erneut wünschte, Lauren hätte durchstochene Ohrläppchen, als ich die Ohrclips befestigte, und drehte schließlich eine Pirouette vor ihrem Ganzkörperspiegel, um den Gesamteindruck zu überprüfen. Laurens Spiegelbild erwiderte mein Lächeln, und ich verspürte kurzweilig Unbehagen darüber, dass ich auf ihre Kosten so schamlos geschwelgt hatte, aber für Gewissensbisse blieb nicht allzu viel Zeit, da Toby rief, er und Teddy wollten jetzt ihre Gutenachtgeschichte hören.
Ich las den Jungs etwas vor, gab den Mädchen einen Gutenachtkuss und präsentierte mich darauf Grant, der anerkennend lächelte.
»Du siehst toll aus, Schatz.«
»Danke. Du siehst aber auch sehr schick aus.«
Grant trug eine schwarze Hose, ein gelbes Hemd mit einer schwarzgoldenen Krawatte und einen schwarzen Blazer.
Wir stiegen in seinen Mercedes und winkten Karen, sobald wir aus der Zufahrt bogen.
»Ist es weit?«
Er warf mir einen Seitenblick zu. »Nein, es ist ungefähr eine Viertelstunde von hier entfernt.«
Grants Benehmen nach zu urteilen, war er immer noch nicht überzeugt, dass ich sämtliche Erinnerungen verloren hatte. Entweder das, oder aber er wollte einfach nicht jedes Mal, wenn ich eine unschuldige Frage stellte, daran erinnert werden, dass ich mich an nichts erinnerte, was
ihn
betraf.
Um neun kamen wir bei dem Restaurant an, und zum zweiten Mal an diesem Tag war ich dankbar dafür, dass Dan Frankie mit zu sich genommen hatte. Inzwischen würde sie verzweifelt hinausgelassen werden wollen – und dabei hatte der Abend gerade erst begonnen.
Das italienische Restaurant entpuppte sich mit seinen lindgrünen Tischdecken, den Kristallgläsern und dem kunstvollen Tischschmuck als sehr erlesen. Der Oberkellner geleitete uns an einen Tisch am Fenster und reichte die Speisekarten.
Grant bestellte eine Flasche Chablis, und ich stupste ihn an und fragte ihn, ob wir noch eine Flasche Mineralwasser dazunehmen könnten. Ich nahm an, Lauren würde normalerweise Wein trinken, und auch wenn ich nichts gegen ein Gläschen Wein hatte, brauchte ich dazu noch Mineralwasser.
Ich mochte stilles, so, wie die Natur es bereitstellte, und als sprudelndes serviert wurde, wollte ich kein Aufhebens darum machen, also nippte ich an den leicht bitteren Bläschen und fragte mich, welche weiteren Kompromisse ich als Lauren noch würde eingehen müssen.
Grant erwies sich als eine überraschend gute Gesellschaft. Während wir auf die Vorspeisen warteten, unterhielt er mich mit humorvollen Anekdoten über schwierige Patienten, mit denen er fertig werden musste, und allmählich entspannte ich mich. Als die Hauptspeisen eintrafen, war mir fast schon ein wenig schwindelig von dem ungewohnten Alkohol, und ich merkte, dass ich den Abend weit mehr genoss als erwartet.
Als wir den Hauptgang zur Hälfte gegessen hatten, betrat ein Paar das Restaurant und setzte sich an einen weit von uns entfernten Tisch. Die Frau saß mit dem Rücken zu mir und der Mann, mit blondem Haarschopf und ungefähr in meinem Alter, uns zugewandt. Ich merkte, dass er mich direkt ansah, und senkte sofort den Blick. Grant erzählte noch immer, und ich legte die Gabel auf dem Teller ab und bemühte mich, mich interessiert zu zeigen. Doch als ich wieder aufblickte, starrte mich der Mann noch immer an und gab mir andauernd Signale mit seinen Augen.
Oh bitte, dachte ich verzweifelt und versuchte, mich auf Grant zu konzentrieren. So viel Pech konnte ich doch wohl nicht haben, dass mir hier Laurens anderer Kerl über den Weg lief?
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13
D ie ganze Zeit über war er unablässig dabei, mir Zeichen zu geben, bis sich seine Tischgenossin schließlich umdrehte, um zu sehen, was seine Aufmerksamkeit fesselte. Ich spürte, wie ich angesichts ihrer feindseligen Musterung errötete, und konzentrierte mich noch mehr auf mein Dessert.
Nach dem Kaffee verkniff ich mir den Gang zur Toilette, da mich mein Weg direkt an den beiden vorbeigeführt hätte. Ich hoffte, sie würden schnellstens das Restaurant wieder verlassen.
Den Gefallen taten sie mir nicht.
Als ich dann an ihrem Tisch vorbeihuschte, erhob sich der Mann und heftete sich an meine Fersen. Kaum hatte sich die
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