Mein Tag ist deine Nacht
Außentür hinter uns geschlossen, da packte er mich auch schon an der Taille und zog mich an sich.
»Oh Gott, Lauren«, hauchte er in mein Haar. »Wieso hast du dich nicht bei mir gemeldet?«
Ich versuchte, von ihm freizukommen, aber er hielt mich fest.
»Ich dachte, du seist tot. Warum bist du nicht ans Handy gegangen? Ich war krank vor Sorge und habe dir unentwegt Nachrichten hinterlassen.«
»Bitte«, flehte ich und versuchte vergeblich, mich aus seinem Griff zu befreien. »Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind!«
Als hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst, wich er zurück. »Lauren, was für ein Spiel treibst du da? Lass das!«
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und die junge Frau, die mit ihm am Tisch gesessen hatte, funkelte mich wütend an.
»Wie können Sie es wagen, meinem Mann den ganzen Abend über schöne Augen zu machen!«, fuhr sie mich an. »Haben Sie denn keinen eigenen?«
Ich sah verzweifelt von ihm zu ihr, raste dann zur Tür mit der Aufschrift »Damen«, stürzte hinein und verriegelte das Schloss. Zitternd lehnte ich mich an die Tür und versuchte, meine Gedanken zu sammeln. Inzwischen schrie die Frau den Mann an, sie habe genug von seinen Eskapaden. Ich fand, wenn ich schon dort war, konnte ich genauso gut pinkeln. Die Frau hämmerte einmal gegen die Tür, doch als ich nicht reagierte, musste sie wohl gegangen sein, denn einen Augenblick darauf hörte ich die Stimme des Mannes, dünn und schmeichelnd.
»Lauren, komm heraus. Sie ist ohne mich heimgefahren. Bitte, tu mir das nicht an, ich liebe dich!«
»Gehen Sie«, sagte ich schließlich. »Ich weiß nicht, wer Sie sind.«
»Es ist jetzt alles raus«, fuhr er fort. »Felicity weiß über uns Bescheid. Und du hast versprochen, es deinem Mann zu sagen. Du wolltest ihn verlassen, wieso hast du es dir auf einmal anders überlegt?«
»Ich war im Krankenhaus«, erklärte ich ihm durch die Tür. »Ich erinnere mich an gar nichts mehr. Ich habe mein Gedächtnis verloren, belassen wir es also dabei. Ich bleibe bei Grant und den Kindern. Sie brauchen mich.«
»Nicht so sehr, wie ich dich brauche«, säuselte er. »Außerdem hast du mir doch gesagt, deine Kinder seien dir egal. Du hast gesagt, sie gingen dir auf die Nerven, und du würdest mit mir fortgehen.«
»Nein, ich würde die Kinder nie verlassen. So etwas habe ich bestimmt nie gesagt!«
Nicht einmal Lauren hätte die Kinder verlassen wollen, dachte ich zornig. Da musste ihr Freund wohl etwas in den falschen Hals bekommen haben.
»Du hast dich nach einem Pflegeheim für deinen zurückgebliebenen Sohn umgesehen«, verkündete der Mann plötzlich. »Sobald er untergebracht war, wollten wir gemeinsam fortgehen. Mach die Tür auf, Lauren!«
Wütend öffnete ich und blitzte ihn an.
»Nennen Sie ihn nicht so! Und wie können Sie es wagen, so etwas anzudeuten! Lauren hätte Teddy nie in ein Heim gegeben!«
Die Kinnlade fiel ihm herunter, vermutlich aus Verblüffung darüber, dass ich in der dritten Person über Lauren sprach. »Hast du wirklich dein Gedächtnis verloren?«
»Ja, anscheinend hat sie das«, ertönte eine Stimme. Grant stand hinter uns, sah den Mann finster an und warf mir dann vorwurfsvolle Blicke zu.
Er langte um den jungen Mann herum, packte mich am Arm und zog mich hinaus.
Es war fast Mitternacht, als Grant den Wagen in der Garage parkte und herumkam, um mir die Tür zu öffnen. Auf dem Heimweg hatten wir kaum ein Wort gewechselt, aber als er mir aus dem Auto half, legte er plötzlich einen Arm um meine Taille und presste mich an sich.
»Sag mir, dass es vorbei ist, ein für alle Mal, und ich rede nie mehr darüber«, murmelte er. »Ich liebe dich immer noch, Lauren.«
Ich riss mich von ihm los, da ich Angst hatte, er könne sein Versprechen, mich nicht mehr anzurühren, vergessen haben.
»Was ist aus meinem Handy geworden, Grant?«, fragte ich. »Hast du es an dich genommen, während ich bewusstlos im Krankenhaus lag? Ich wusste ja nicht mal, dass ich eines habe, und die ganze Zeit über hast du seine Nachrichten hereinkommen sehen und gewusst, dass er krank vor Sorge um mich ist!«
»Er hatte kein Recht, sich um dich zu sorgen, du bist
meine
Frau!«
»Kein Wunder, dass du mir gegenüber so argwöhnisch warst, du hast ja die ganze Woche schon gewusst, das es einen anderen gibt. Was für ein Spiel hast du da mit mir getrieben?«
Mit eisernen Fingern packte er mich an den Oberarmen.
»Das ist kein Spiel, Lauren. Das ist mein Leben, das Leben der Kinder.
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