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Mein total genialer Doppelgaenger

Mein total genialer Doppelgaenger

Titel: Mein total genialer Doppelgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. E. Castle
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Grundsätze und Beobachtungen aus der Welt der Natur (unveröffentlicht)
    Fisher beugte sich vorsichtig über das Terrarium in Herr Grampls Zimmer und verstreute Futterpellets für Einy und Berg. Er wäre nur allzu gern an Herr Grampls Stelle: krank zu Hause. Grampl fehlte fast genauso häufig wie Fisher selbst.
    Fisher beugte sich noch tiefer über das Terrarium und holte Einstein heraus, hielt ihn behutsam in einer Hand und sah ihm in die schwarzen Knopfaugen, während die malmenden Kiefer des kleinen Nagers mit einem Futterkrümel beschäftigt waren.
    »Ich verstehe die Menschen einfach nicht, Einy. In der Naturwissenschaft gibt es für alles Regeln. Aber Menschen halten sich einfach nicht an Regeln. Ich habe keinen Schimmer, was andere Menschen so denken oder als Nächstes vielleicht tun werden.« Die Maus mümmelte weiter vor sich hin. Ihre Nase zuckte dabei und ihre Schnurrhaare kitzelten an Fishers Fingerspitzen. »Manchmal wünschte ich mir, ich wäre nicht so schlau. Wenn ich so ein kleines Ding wäre wie du, das nur in seinem kleinen Käfig herumwuselt und bloß darüber nachdenkt, wann es wieder gefüttert wird, dann wäre ich vermutlich ziemlich glücklich. Du bist doch glücklich, oder?« Einsteins Nase zuckte fröhlich. »Tja, genieß es, Einy. Und wenn du mich nie wiedersiehst, ist es, weil ich das höchstzulässige Verprügellimit pro Lebenszeit erreicht habe.«
    Die Schulglocke klingelte schrill. Fisher setzte die Maus wieder zurück in ihren Käfig und eilte zu seinem Debattierkurs.
    Er machte die Tür zum Klassenzimmer so leise wie möglich auf, stolperte dann aber über den Rucksack eines Mitschülers, sodass sich alle Teilnehmer des Kurses zu ihm umdrehten und ihn anstarrten. So viel zum Thema unauffälliger Auftritt .
    Fisher schlüpfte zu seinem Stuhl etwa in der Mitte des Raums neben Amanda Singer. Ihre Stahlaugen durchbohrten ihn, als er sich setzte. Amanda war klein, aber ernst und wirkte oft etwas einschüchternd. Sie war nicht nur Präsidentin des Debattierclubs, sondern auch Kapitänin der Mädchen-Ringermannschaft und viel kräftiger, als sie aussah.
    »Wo warst du denn? Du hast die Eröffnungsargumente verpasst«, zischelte sie.
    »Ich musste noch Herrn Grampls Mäuse füttern«, sagte Fisher. »Er ist heute krank.«
    »Na, damit kennst du dich ja aus«, sagte sie bissig, aber dann wurde ihre Stimme ein bisschen weicher. »Tut mir leid, Fisher. Wir haben bloß bisher total eins auf die Mütze bekommen.«
    »Was ist das heutige Thema?«
    »Der neue King of Hollywood und ob …«
    »Und ob er den Lebensraum einer Ente mit ellenlangem Namen beeinträchtigt?«
    Amanda sah beeindruckt aus. Sie lächelte sogar ein ganz kleines bisschen. »Jup, genau. Wir sind für die Enten.« Fisher richtete seine Aufmerksamkeit auf den aktuellen Sprecher, der dem Pro-Schnellrestaurant-Team angehörte.
    »Wie ihr ganz klar auf dieser Karte der Sumpfgebiete von Kalifornien sehen könnt, gibt es mehrere Stellen rund um diesen und die umliegenden Verwaltungsbezirke, wo die Doppel – die Tripel … die, äh, Ente, regulär ansässig ist«, argumentierte Trevor Weiss mit nasaler Stimme. Heute wirkte er noch aufgeräumter als sonst und sein Haar war zu einer flotten Tolle betoniert. »Ferner kann aber nicht bestritten werden, dass der Wert einer King of Hollywood -Filiale als Nahrungsquelle für Menschen, besonders für uns Kinder, gar nicht hoch genug einzuschätzen ist, und für die hervorragende Fritten-Sauce gilt das umso mehr.«
    Unterdrückte Beifallsrufe wurden laut und vereinzelt gab es Applaus. Die gegnerischen Seiten verfolgten mehr oder weniger immer die gleichen Linien. Die Pro-Enten-Argumente versuchten auf das Umweltbewusstsein der Schüler und ihr Mitgefühl mit den kleinen, süßen Tierchen abzuzielen, und die Pro-Burgerladen-Argumente sprachen die Vorliebe der Zuhörer für leckeres Fastfood an.
    Amanda verfolgte den Schlagabtausch der Argumente und behielt sorgsam den Überblick über den Verlauf der Debatte, indem sie sich mit einem rosa Stift krakelige Notizen machte. Als sie merkte, dass die Debatte ins Stocken geriet und keine der beiden Seiten ihre Strategie ändern wollte, sah sie ihre Chance, einzuschreiten.
    Fisher begleitete sie nach vorne und lieh sich ihren Stift, um ihre Schlussargumentation zu notieren. Amanda trat selbstsicher ans Mikrofon, und obwohl ihr Kopf kaum über das Pult reichte, schien ihre Präsenz den ganzen Raum zu erfüllen.
    »Das Team, das zugunsten von King of

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