Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein total genialer Doppelgaenger

Mein total genialer Doppelgaenger

Titel: Mein total genialer Doppelgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. E. Castle
Vom Netzwerk:
hin köcheln, während ich mich zu Eltern an den Abendessenstisch geselle. Für den Fall, dass es zu einem Feuer, einer Explosion oder einer Verpuffung kommen sollte, habe ich mir bereits eine gute Ausrede zurechtgelegt.
    Klon-Protokoll. Freitag, 20:25 Uhr: Habe mit verschiedenen biochemischen Mischungen experimentiert. Habe noch nicht die korrekten Mengenverhältnisse gefunden. Mache nun die nötige Pause zur Nacheichung. Und für die TV -Wiederholung von Babylon 5 .
    Klon-Protokoll. Freitag, 23:46: Richtige Balance könnte erreicht werden, indem rasch Sauerstoff zugeführt wird, der den Prozess in Gang setzt. Aber Unbeständigkeit des Sauerstoffs könnte zu ernsthaftem Entflammbarkeitsproblem führen. Musste bereits Rückschläge durch geringe Flammenbildung verzeichnen. Hoffe, Mama bemerkt die Feuerschäden nicht. Außerdem: Ginger Ale wird knapp.
    Klon-Protokoll. Samstag, 00:13 Uhr: Nach mehreren Versuchen, langsam Sauerstoff zuzuführen, habe ich mich entschlossen, den Prozess durch eine schnellere Zufuhr voranzutreiben, was laut meiner Berechnungen, die Dinge in Gang setzen sollte, ohne die Gefahr übermäßig zu erhöhen. Ich glaube, das klappt!
    Klon-Protokoll. Samstag, 00:14: Notiz in eigener Sache: In der Zukunft darauf achten, dass die letzten Worte, bevor man flüchtige Substanzen kombiniert, nicht »Ich glaube, das klappt!« lauten. Randnotiz: BWH ist sehr wirksam, wenn es darum geht, das Nachwachsen von Augenbrauen zu stimulieren.
    Klon-Protokoll. Samstag, 08:15 Uhr: Habe ungefähr 3,2 Stunden geschlafen. Werde nun …
    »Guten Morgen, Fisher! Du bist heute aber früh auf.« Fisher fuhr von seiner Tastatur hoch, sein Blick glitt rasch über die Ansammlung von Petrischalen und Reagenzgläsern auf seinem Arbeitstisch, bevor er sich seiner Mutter zuwandte. Sie hatte ein Röhrchen in der Hand, aus dem ein dünner bläulicher Dunst in die Luft entwich, und sie trug ein kompliziertes Okular über dem rechten Auge.
    Fisher rückte von seinem Arbeitstisch weg und drückte dabei unauffällig eine Taste, die sein Protokoll vom Bildschirm verschwinden ließ.
    »Hi, Mama!«, sagte er und setzte ein breites, unschuldiges Lächeln auf. »Hast du gut geschlafen?«
    Sie runzelte leicht die Stirn und steckte das Reagenzglas in Fishers Laborständer. Er verspannte sich, als sie auf ihn zukam, aber er zwang sich weiterzulächeln.
    »Fisher, ich kann durch dieses idiotische Lächeln in deinem Gesicht hindurchschauen, also kannst du dir das Theater sparen. Glaub nicht, ich wüsste nicht, was hier vorgeht.«
    Fishers Herz pochte bis zum Halse. Es fühlte sich an, als hätte er einen Ochsenfrosch verschluckt. Hatte sie etwa die Menge des BWH im Lagerraum auf den Zentiliter genau notiert und nun bemerkt, dass etwas fehlte?
    Fishers Herz setzte aus und er fing wild zu stottern an: »Ich … ich … äh …«
    Sie legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Als dein Vater und ich noch zur Schule gingen, waren wir genau wie du«, fuhr sie mit einer weicheren Miene fort. »Auch damals gab es Raufbolde und soziale Hackordnungen auf dem Schulhof, genau wie heute. Aber das bedeutet nicht, dass es okay ist, Unterrichtsstunden einfach zu schwänzen und früher aus der Schule nach Hause zu gehen. Schau mich nicht so an – Lord Kokelburg hat uns alles erzählt. Ich verprech dir, ich versprech dir ehrlich, dass das alles besser wird, sobald du und die anderen etwas älter seid. Und ich will, dass du weißt, dass du immer mit uns darüber reden kannst. Okay?«
    Der beruhigende Blick, den sie ihm zuwarf, war etwas weniger effektvoll, da eines ihrer Augen immer noch hinter den Linsen des Okulars verborgen war, was sie aussehen ließ wie die technisch fortschrittlichste Stubenfliege der Welt.
    »Danke, Mama«, sagte er. Natürlich wusste sie nichts von dem BWH . Wie könnte sie auch? »Ich denke, das wird schon. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mich jetzt gern wieder an die Arbeit machen. Das hilft mir, auf andere Gedanken zu kommen.«
    »Natürlich, Fisher«, erwiderte sie und straffte die Schultern. »Ich habe selbst eine Menge zu tun. Papa hat gesagt, er kümmert sich ums Mittagessen. So gegen eins, gut? Hoffen wir nur, dass er und der Ofen sich nicht wieder in die Haare kriegen. Ich glaube, letztes Mal hat er das Fleisch absichtlich verbrannt – er ist noch immer sauer darüber, was dein Vater über das Brathähnchen gesagt hat.« Fisher nickte teilnahmsvoll. Daraufhin verließ seine Mutter das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.

Weitere Kostenlose Bücher