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Mein total genialer Doppelgaenger

Mein total genialer Doppelgaenger

Titel: Mein total genialer Doppelgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. E. Castle
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auf eine Idee gebracht …
    Er rückte mit dem Stuhl näher an seinen Schreibtisch heran, knallte einen Stapel weiße Blätter vor sich hin und fing an, wie wild neue Formeln und Notizen daraufzukritzeln.
    Klon-Protokoll. Sonntag, 04:00 Uhr: Habe das gesamte Experiment neu berechnet – die Anteile von BWH müssen GRÖ SS ER sein. Muss mich wieder schlafen legen, damit ich mich am Frühstückstisch sehen lassen kann, andernfalls werden bestimmte Personen womöglich noch misstrauisch, was meine nächtlichen Aktivitäten betrifft.
    Klon-Protokoll. Sonntag, 11:00 Uhr: Ich glaube, ich habe endlich das richtige Mischverhältnis der Stoffe gefunden und kann den Wachstumsprozess einleiten. Dranbleiben – Updates folgen.
    Klon-Protokoll. Sonntag, 15:00 Uhr: Wachstumsprozess im Gange. Skelett in der Isolationsröhre schon teilweise ausgebildet. FF ist verwirrt. Vermutlich sollte ich etwas essen, bevor mir das Zuschauen, wie ich selbst wachse, noch den Appetit verdirbt.
    Klon-Protokoll. Sonntag, 20:00 Uhr: Nervensystem und Blutgefäße größtenteils vorhanden. Organe bilden sich. Ziehe philosophische Schlüsse und überdenke die wissenschaftliche Bedeutung der Tatsache, dass ich gerade Zeuge davon werde, wie sich in einem Plastikbehälter langsam eine exakte Kopie meiner selbst entwickelt. Es ist … merkwürdig.
    Klon-Protokoll. Sonntag, 20:01 Uhr: Muss mir Wortschatz aneignen, der geeignet ist, philosophischen Überlegungen Ausdruck zu verleihen.
    Klon-Protokoll. Montag, 01:00: Organe bilden sich rasch und stetig weiter heraus, Muskelwachstum hat begonnen. Versuche den Klon nicht zu viel zu betrachten. Die Überreste der zuvor von mir exzessiv konsumierten Kartoffelchips in meinem Magen könnten sonst im Zusammenhang mit der übermäßigen Betrachtung des Klonwachstums zu Komplikationen führen.
    Klon-Protokoll. Montag, 02:00 Uhr: Haut beginnt zu wachsen über mittlerweile voll ausgebildeten Muskeln und Organen. Diese Erfahrung könnte eine hochphilosophische sein … oder auch nicht.
    Klon-Protokoll. Montag, 10:00 Uhr: Klon vollständig entwickelt. Werde nun den Versuch starten, ihn zum Leben zu erwecken. Falls Klon sich als tobendes Monster entpuppt und mir das Leben nimmt, vermache ich meinen Eltern meine gesamte Laborausrüstung, und meine neuwertige Ausgabe des ersten Bands von Vic Daring, der Lümmel aus dem All, überlasse ich Harold Grampl, Wampanog-Mittelschule. Meine übrigen Knabbersachen vermache ich FF , auch wenn er vermutlich nicht so lange warten wird, bis mein letzter Wille verlesen wird.
    Fisher betrachtete den Jungen in der überdimensionalen Röhre von Kopf bis Fuß. Die Proportionen stimmten, auch der Knochenbau schien perfekt zu sein und seine Muskeln (oder ihr Nichtvorhandensein) entsprachen den seinen. Die Gliedmaßen stießen gegen die Glaswände. Die Röhre hatte sein Vater früher zum Ausbrüten von Riesentintenfischeiern verwendet. Fisher hoffte, er hatte die Röhre ausreichend gesäubert. Die Vorstellung, dass sein Klon ein halber Tintenfisch sein könnte, gefiel ihm nämlich gar nicht.
    Fisher musste all seinen Mut zusammennehmen, bevor er sich dazu bringen konnte, das Gesicht des Klons genauer zu betrachten. Sein Gesicht. Oder fast sein Gesicht; Fisher hatte drei Sommersprossen auf der Nase, während der Klon bloß zwei hatte. Aber sicher würde niemand einen so winzigen Unterschied überhaupt bemerken.
    Es wurde Zeit, den Klon aus seinem Ruhezustand zu holen. Seine Organe waren bei niedriger Temperatur ruhig gestellt, während sein Körper künstlich beatmet und ernährt wurde. In einem letzten Schritt würde Fisher dem Klon einen Schock verpassen, der ihn wirklich zum Leben erwecken würde, wie das Frankenstein-Monster, das durch einen Blitz erwachte.
    Fisher hoffte inständig, dass sein Klon sich nicht als Frankenstein entpuppen würde.
    »Das ist vielleicht eine glorreiche Art, dein Leben zu beginnen, was Fisher-Zwo? In einem dunklen kleinen Zimmer voller wissenschaftlicher Gerätschaften und leerer Chipstüten. Leider sind die einzigen Zeugen deiner Geburt ein Siebtklässler, der unter Schlafentzug leidet, und ein Schweinchen mit Flügeln.«
    Fisher betätigte verschiedene Knöpfe und Regler, als Vorbereitung auf den letzten Schritt des gesamten Klonprozesses. »Aber ich habe einiges mit dir vor. Theoretisch müsste doch eigentlich, wenn die Schule das erste soziale Umfeld ist, dem du ausgesetzt bist, es für dich ganz normal wirken. Du merkst dann vermutlich gar nicht, wie schrecklich

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