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Mein total genialer Doppelgaenger

Mein total genialer Doppelgaenger

Titel: Mein total genialer Doppelgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. E. Castle
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sie nur finden konnten. Auch wenn sie Schwierigkeiten hatten, China auf einer Landkarte von China zu lokalisieren, beim Aufspüren ekelhafter Dinge waren sie unschlagbar.
    Fisher stolperte in die Küche und war wild entschlossen, alles zu futtern, was schlecht für seine Zahngesundheit war. Manche Situationen im Leben erforderten ganz einfach eine Mischung aus Schokolade und Käsekräckern mit ganz viel künstlichen Farbstoffen, und heute war definitiv so ein Tag.
    Leider war das, was am nächsten an Junkfood herankam, als er den Vorratsschrank durchwühlte, bloß die neueste kulinarische Erfindung seines Vaters: Flüssig-Kekse. Die klare Flüssigkeit in der Flasche schmeckte zwar schon nach Keksen, aber Fisher brauchte jetzt etwas, auf dem er herumkauen konnte. Also wühlte er weiter, bis sein Geklapper einen der ständigen Bewohner der Küche aufweckte.
    »Fisher Junior! Habe ich verschlafen oder bist du früher zu Hause als sonst?«
    Fisher blickte auf und zum Toaster hinüber, der im Grunde wie jeder andere Toaster aussah, abgesehen von zwei weißen, leuchtenden Augen, die an einer Seite zum Vorschein gekommen waren, und von einem kleinen Lautsprechergitter, das ihm als Mund diente.

    Der Toaster war das Ergebnis eines der frühen Experimente seiner Mutter mit empfindsamen Geräten. Es – oder vielmehr er – heiterte ihre Morgen mit seinem geistreichen Witz auf, den er in einem exquisiten Oberschichtenenglisch von sich gab. Er war viel netter als der Kühlschrank.
    »Hey, Lord Kokelburg«, sagte Fisher seufzend. »Ich bin früher aus der Schule gekommen. Man könnte sagen, ich habe mir außerplanmäßigen Urlaub genommen.«
    »Oh«, rief der Toaster, »herrlich!« Fisher starrte missmutig zu Boden und gab seine Suche auf. »Fisher, bist du unpässlich? Du scheinst mir nicht gerade hocherfreut über diese unverhofften Mußestunden.« Die leuchtenden Augen wurden etwas schmaler. Es war die größtmögliche Annäherung an einen besorgten Blick, derer Lord Kokelburg fähig war. Fisher seufzte wieder.
    »Ich bin abgehauen. Ich hab es in der Schule einfach nicht mehr ausgehalten, also bin ich nach Hause gegangen, um dem ganzen Schlamassel zu entfliehen.«
    »Donnerwetter! Was macht dir denn so zu schaffen, mein Junge?«
    »Wikinger.«
    Die Augen weiteten sich überrascht. »Ach du lieber Himmel! Ich verfüge ja nur über ein Mindestmaß an historischem Wissen, aber ich war doch dem Eindruck unterlegen, dass es diese Nordmänner bereits seit Jahrhunderten nicht mehr gibt. Falls sie wirklich zurückgekehrt sein sollten, dann müsste ich mir wohl um uns alle die größten Sorgen machen und ich möchte sogar meinen, dass du großes Glück hattest, mit dem Leben davongekommen zu sein.«
    Zum ersten Mal seit Tagen musste Fisher ein ganz klein bisschen lächeln.
    »Doch keine echten Wikinger, Lord Kokelburg. Bloß ein Haufen dämlicher, hässlicher Jungs, deren einzige Freude in ihren dämlichen, hässlichen Leben darin besteht, Leute zu drangsalieren, die weniger dämlich und hässlich sind als sie. Sie nennen sich selber so, um cool und tough zu wirken.«
    Lord Kokelburg ließ seinen Toasthalter rauf- und runtersurren, eine komische Angewohnheit, die er entwickelt hatte, um Betroffenheit auszudrücken.
    »Es tut mir wirklich ausgesprochen leid, das zu hören, junger Mann.« Er schwieg einen Moment lang. »Ich fürchte, ich weiß dir in dieser Angelegenheit keinen geeigneten Rat zu geben. Was menschliche Beziehungen betrifft, bin ich freilich recht unerfahren, liegt meine Sachkenntnis doch vorwiegend im Bereich des Brotröstens.«
    »Das ist schon okay«, sagte Fisher. Er fühlte sich tatsächlich schon ein wenig besser. »Das ist etwas, mit dem ich allein klarkommen muss. Ich glaube nicht, dass mir irgendwer wirklich dabei helfen kann.«
    Kokelburg klimperte mit seinen Augendeckeln, was wie eine Art Nicken wirkte.
    »Hast du denn kein Brot, das ein bisschen mehr Farbe gebrauchen könnte? Ich wäre dir nur zu gerne dabei behilflich, wenn das dazu beiträgt, deine Moral wieder etwas zu heben.«
    »Im Moment nicht.« Fisher tätschelte den Toaster leicht. »Aber morgen früh vielleicht.«
    »Aber natürlich, junger Mann. Ich würde dir ja raten, dass du dich in dieser Sache an deine Eltern wendest, aber ich fürchte, sie sind beide außer Haus. Deine Mutter ist in ihrem Genlabor in der Stadt und dein wackerer Vater stapft aller Wahrscheinlichkeit nach mal wieder durch den Morast, auf der Suche nach neuen

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