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Mein total genialer Doppelgaenger

Mein total genialer Doppelgaenger

Titel: Mein total genialer Doppelgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. E. Castle
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Schuljahr, das Fisher normalerweise wie ein endlos langer Hofgang im Hochsicherheitstrakt einer psychatrischen Einrichtung vorkam, erstreckte sich nun vor ihm wie ein endloser sonniger Tag. Als er glücklich durch sein Zimmer schwirrte, verschiedene laufende Versuche im Auge behielt und dabei seine Lieblingsnachspeise, Kaubonbons mit M&M-Kruste, mampfte, hätte er beinahe losgeträllert. Sogar FF kam ihm fröhlicher vor als sonst – sogar fröhlicher als je zuvor – außer immer dann wenn es etwas zu essen bekam.
    Es bestand kein Zweifel. Das Lügen, das Stehlen – selbst die Brandflecken an seiner Zimmerdecke, die von einem der missglückten Klonversuche stammten – waren es wert gewesen. In diesem Falle heiligte der Zweck wirklich die Mittel.
    Am Nachmittag verpasste er einer kleinen Kammer, die er eingerichtet hatte, den letzten Schliff. Unter einem älteren Labortisch in der hintersten Ecke seines eigenen Laborbereichs hatte er eine Matratze, eine Lampe, Wasser und Essen verstaut. Dort würde Zwos Geheimversteck sein. Fishers Zimmer war so groß und vollgestopft, dass das kleine Nest überhaupt nicht auffallen würde.
    Doch als sich der Schultag seinem Ende näherte, erfassten Fisher doch leichte Schuldgefühle. Zwo mochte zwar Fishers Geschöpf sein, aber er war trotzdem ein lebendiges, atmendes und denkendes Wesen. Und Fisher hatte ihn geradewegs in die Höhle des Löwen geschickt. Wer weiß, was ihm an seinem ersten Tag an der Wampanog-Schule alles zugestoßen war? Was wenn er in das falsche Klassenzimmer gesteuert war und ihn die gesamte Klasse ausgelacht hatte? Was wenn die Wikinger ihm die Unterhose bis zu den Ohren hochgezogen und ihn in die Kantinenmülltonne gesteckt hatten?
    Fisher stellte sich vor, wie sein Zwilling durch die Tür gestolpert käme, übel zugerichtet, verletzt und voller Grasflecken oder Schokopudding oder Seetang. Vielleicht war sein erster Tag sogar so schlimm gewesen, dass er sich weigern würde, wieder hinzugehen. Vielleicht hatten sie ihn bereits in die Irrenanstalt eingeliefert.
    Fisher wirbelten all diese schrecklichen Möglichkeiten durch den Kopf, während er an seinem Labortisch saß und zum x-ten Mal versuchte, die DNS seiner Angriffs-Moskitos neu zu verbinden. Um sich selbst zu klonen, hatte er kein Genmaterial verändern müssen. Seltsamerweise erforderte das Moskito-Projekt sehr viel mehr Feintuning. Und es fiel ihm schwer, sich darauf zu konzentrieren, angesichts der Sorge darüber, was Zwo alles zugestoßen sein könnte.
    Fisher hörte, wie die Haustüre ging. Er hörte, wie fisherkleine Schritte die Treppe hinaufkamen, und dann wildes Klopfen an seiner Zimmertür. Er sprang von seinem Stuhl auf und rannte dann, mit einem Erste-Hilfe-Set, etwas Wunddesinfektionsmittel und einer Dosis Anti-Strahlen-Medizin (falls er den gemischten Salat gegessen hatte) zur Tür. Nur für den Fall.

    »Alles klar, Zwo. Ich komme. Ich habe … Oh, nein.«
    Da stand er. Sein Oberteil und seine Haare waren voll mit irgendeiner orangefarbenen Soße. Papierschnipsel und Plastikverpackungen klebten an seiner Kleidung.
    Aber abgesehen davon wirkte er völlig ruhig und gefasst. Er ging … nein, er ging nicht nur, er schritt ins Zimmer, nahm sich Fishers Chipstüte, setzte sich in seinen Lesesessel und nickte Fisher lässig zu.
    »Hey. Kommst du voran?«, fragte er, langte in die Tüte und holte sich ein paar Chips heraus.
    »Ich, äh … ja, ja, wunderbar. Wie war’s in der Schule?« Fisher brachte die Worte vor Erstaunen kaum heraus.
    Zwo zuckte mit den Schultern. »Gut. Ich habe zwar noch keine konkreten Hinweise gewonnen, aber ich glaube, diese Operation wird etwas Zeit in Anspruch nehmen. Alles Verwertbare ist vermutlich ziemlich tief vergraben.«
    Fishers Augen weiteten sich. »Äh … was ist mit den, äh …« Fisher zeigte auf die Essens- und Müllreste an Zwos Kleidung.
    »Drei Jungs haben mir hart zugesetzt«, sagte er beiläufig. »Vermutlich die Agenten, die du in deinem Geheimdokument erwähnst. Ich muss sagen, ich bin nicht gerade beeindruckt. Ihre Hirne arbeiten mit der Effektivität von Biskuittörtchen, und das habe ich ihnen auch gesagt. Abgesehen davon haben sie eine total miese Ausstrahlung.« Er stopfte sich noch eine Handvoll Chips in den Mund.
    Fisher musste schlucken. »Das hast du ihnen gesagt ? Er hatte Mühe, die Worte auszusprechen. »Du kannst doch nicht … du darfst nicht – du hättest nicht …«
    »Warum denn nicht?«, fragte Zwo schulterzuckend. Fisher

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