Mein total genialer Doppelgaenger
Ohr, um ihrem Blick auszuweichen.
»Ach, ich habe mich bloß gefragt, wie du mit den BWH vorankommst. Sind dir vielleicht irgendwelche seltsamen … äh, Auswirkungen aufgefallen?«
»Rede doch kein dummes Zeug, Fisher. Wir sind doch noch mitten in der Entwicklungsphase. Es hat noch keine Anwendungstests gegeben, also können wir die Wirkung noch überhaupt nicht kennen. Und Fisher«, fuhr sie fort, »auch wenn dein Vater und ich dein wissenschaftliches Interesse unterstützen, möchte ich hier noch einmal klarstellen, wie heikel und gefährlich meine Arbeit ist. Du kannst nicht einfach herumlaufen und über BWH reden, mit niemandem, hast du verstanden?«
Fisher nickte und versuchte das Zucken um seinen Mund zu unterdrücken.
»Eine Menge Leute wären sehr interessiert daran, es in die Finger zu bekommen«, fuhr seine Mutter fort und legte ihre Stirn sorgenvoll in Falten, »und es ist überhaupt nicht abzusehen, wie weit sie dafür gehen würden. Kriminelle Subjekte, ausländische Regierungen, Biotech-Konzerne … wenn sie auch nur Wind davon bekämen, an was ich da arbeite, könnten sie versuchen, mir etwas anzutun, um daranzukommen. Oder deinem Vater. Oder sogar dir.«
Kleine Schweißperlen liefen Fisher den Nacken hinunter und hinterließen ihre eisige Spur.
»Wo wir gerade davon sprechen«, sagte sie und wandte sich an Fishers Vater. »Heute war ein Ziegelstein in der Grundstücksmauer locker. Ich glaube, jemand hat versucht, das Sicherheitssystem zu umgehen.«
»Du überprüfst jeden Stein in der Mauer?«, fragte Fisher.
»Ich lasse nicht zu, dass irgendwer diese Formel in die Finger bekommt«, sagte sie und betonte es, indem sie mit der Faust auf den Tisch hieb. »Niemand. Jeder, der es auch nur versucht, bekommt es mit mir zu tun.«
Die Tischarme wurden ausgefahren und räumten ihren Teller ab, denn sie hatten den Faustschlag mit einem Befehl verwechselt. Also klopfte sie noch einmal auf die Tischplatte, um ihren Teller zurückzubekommen.
Fisher verbrachte den Rest des Abendessens in bangem Schweigen.
Später an diesem Abend kroch Zwo in seine kleine, behelfsmäßige Schlafhöhle und Fisher kletterte in sein Bett. Der Teller mit dem Abendessen für Zwo, den Fisher hochgeschmuggelt hatte, stand noch am Boden und FF schleckte gierig und zufrieden die Reste darauf ab.
»Bereit für morgen?«, fragte Fisher.
»Wenn es morgen genauso leicht wird wie heute, wird’s kein Problem für mich«, antwortete Zwo und legte sich auf den Rücken. Er war fast sofort eingeschlafen.
Als Fisher die Augen schloss und versuchte, Zwos Schnarchgeräusche auszublenden, kam ihm zum ersten Mal der Gedanke, dass das Ganze vielleicht doch keine so gute Idee gewesen sein mochte. Die Tatsache, dass er bewiesen hatte, dass das BWH tatsächlich funktionierte, machte es noch wertvoller – und seine Familie noch mehr zum Ziel dunkler Interessen, falls es je herauskäme.
Eins war klar: Niemand durfte je von Zwo erfahren.
ACHTES KAPITEL
»Bei jedem Experiment treten unvorhergesehene Schwierigkeiten auf, deshalb ist es immer eine gute Idee, drei Meter Abstand zu halten zwischen sich und dem Versuchsaufbau. Ganz gleich, mit was man gerade arbeitet; die Dinge haben die Tendenz, in die Luft zu fliegen.«
Harold Grampl, Handbuch eines Laborenthusiasten
Fisher wurde von den Geräuschen seines zwei Tage alten Zwillings geweckt, der sich an seinem Wandschrank zu schaffen machte. Er blinzelte sich den Schlaf aus den Augen und musste ein Lachen unterdrücken, als er sah, was Zwo anhatte. Es war ein altes ausgefranstes T-Shirt voller Löcher, das seine Mutter nur noch zum Abwischen der Möbel benutzte. Es zierte ein inzwischen völlig ausgewaschenes, unleserliches Rockband-Logo und hatte früher seinem Vater gehört.
Fisher wollte Zwo gerade fragen, was ihn zu dieser Outfitwahl bewogen hatte, da stieg ihm ein scharfes Zitrusaroma in die Nase. Es war der Geruch von Fleck-Weg . Zwo trug das T-Shirt ganz offenbar, um immer eine Erinnerung an seine »Mutter« in der Nase zu haben.
Zwo hatte außerdem einen alten grauen Filzhut mit schmaler Krempe auf, den Fisher von seinem Großvater geerbt hatte. Er war noch immer in recht gutem Zustand, auch wenn er oben langsam ein bisschen die Form verlor. Zwo betrachtete sich im Spiegel und schob den Hut ein bisschen schief, sodass er fast sein rechtes Auge verdeckte. Erst dann merkte er, dass er beobachtet wurde, und drehte sich zu Fisher um.
»Wie seh ich aus?«, fragte er und breitete die Arme
Weitere Kostenlose Bücher