Mein total genialer Doppelgaenger
es Zwo gewesen, der am Esstisch saß, und Fisher hatte oben im Zimmer auf die Reste gewartet, die sein Doppelgänger ihm mit hinaufbrachte. Fisher selbst war zu verstimmt gewesen, um mehr zu tun, als auf dem Bett zu sitzen und vor sich hin zu brodeln. Selbst FF schien Fishers Laune nervös zu machen.
»Was meinst du?«, fragte Zwo. »Dein Vater und Amanda hatten unrecht. Ihre Schlussfolgerungen waren falsch und sie hätten den Tieren schaden können, die sie eigentlich schützen wollten. Also habe ich beiden Seiten geholfen.«
»Und was ist mit deiner Heldentat im Entenkostüm?«, fragte Fisher und verschränkte die Arme. Zwo wollte FF streicheln, aber der schnappte nach seiner Hand.
»Hätte ich die Habichte vielleicht die wehrlosen Küken fressen lassen sollen?«, protestierte Zwo. »Wo sie doch so schon gefährdet sind.«
»Hör zu«, sagte Fisher und hob beschwörend die Hände. »Du kannst nicht einfach rumlaufen und machen, was du willst«, sagte er. Er kämpfte gegen sein stechendes Schuldgefühl an; er wusste, er hatte Zwo geschaffen, weil er genau das für sich selbst in Anspruch nehmen wollte. »Wenn du weiter solche großen, auffälligen Nummern hinlegst, dann fliegen wir noch auf. Willst du das?«
Zwo schüttelte den Kopf.
»Dann müssen wir uns ein bisschen unauffälliger verhalten und uns dafür mehr auf unsere Mission konzentrieren. Okay?«
»Richtig«, seufzte Zwo. »Die Mission.«
»Gut.«
Fisher hoffte, seine Standpauke – und seine anhaltenden Lügen – hatten ihren Zweck erfüllt. Aber dennoch konnte er, als er sich fürs Zubettgehen fertig machte, die schwelende Unruhe in seiner Magengrube nicht ignorieren. Morgen, beschloss er, würde er Zwo im Auge behalten, um sicherzugehen, dass er seine Instruktionen befolgte.
Es war Zeit für die Überwachungskamera.
ZEHNTES KAPITEL
Ich mag präzise, klar definierte Regeln. Woher wüsste ich sonst, dass ich sie breche?
Vic Daring, der Lümmel aus dem All (Erste Ausgabe)
Es war Dienstagmorgen und Fisher hielt den alten Filzhut, den sein Doppelgänger getragen hatte, in der Hand. Zwo beobachtete ihn mit dem Anflug eines Stirnrunzelns.
»Ich glaube, ich weiß, wie man dich unter Kon… – ich meine, wie man dich durch den Schulalltag leiten kann, damit diese Operation so reibungslos wie möglich abläuft.« In der anderen Hand hielt Fisher eine Camouflage-Kamera, die von niemand Geringerem als TechX Enterprises entwickelt wurde. Er befestigte sie vorne am Hut und drückte auf einen Arretierungsschalter. Sofort verschwand die Kamera, ihre Camouflage-Funktion ließ sie perfekt mit ihrer Umgebung verschmelzen.
Ein Fenster öffnete sich auf Fishers Computermonitor mit dem Live-Übertragungsbild der Kamera und Zwos leicht genervtes Gesicht erschien aus zwei Blickwinkeln. »Damit kann ich alles sehen, was du im Laufe des Tages siehst. Und das«, er schob ein winziges Mikrofonpolster unter die Krempe, »ermöglicht es mir, auch mitzuhören. Wenn du irgendeinen Rat brauchst, kann ich ihn dir über diesen Ohrstecker geben.« Er befestigte noch einen winzigen Lautsprecher innen am Hut. »Irgendwelche Einwände?«
Zwo holte lang und tief Luft, atmete wieder aus und schüttelte dann langsam den Kopf. Fisher merkte, dass sein Doppelgänger mindestens zwei oder drei Einwände hatte. Aber Zwo sagte nichts. Ganz offenbar respektierte Zwo Fisher genug, um seine Anweisungen zu befolgen. Fisher war zufrieden, als er sah, dass sein Doppelgänger sich seinen Wünschen beugte.
Immerhin hatte Fisher Zwo das Leben geschenkt – das musste er ihm schließlich anrechnen, oder?
Als Zwo sich auf den Schulweg begab, machte es sich Fisher vor seinem Computer bequem, dehnte seinen Hals in alle Richtungen und legte die Füße auf den Tisch neben die Tastatur.
Das Videofenster war offen. Im Moment zeigte es zwar bloß den zerknitterten braunen Kunststoffbezug von Zwos Vordersitz im Schulbus, aber zumindest war das Bild scharf. Fisher konnte außerdem die Geräusche rundherum hören: Alles war gut durch die Mikrofone zu hören, die Autos draußen, Dutzende Unterhaltungen und hin und wieder auch ganz leise Zwos Atem. Fisher drückte eine Taste auf seiner Tastatur und sprach leise in das Headset, das er aufhatte.
»Mikrotest. Klopf an den Sitz vor dir, wenn du mich hören kannst.«
Ein Arm und eine Hand kamen ins Bild und Fisher schauderte leicht. Jemandem, der genauso aussieht, wie man selbst, dabei zuzusehen, wie er genau die Dinge tut, die man selbst zuvor getan hat,
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