Mein Traummann die Zicke und ich
ihm?«
Ich lasse den Kopf hängen und betrachte eine Zeitlang meine Füße. Warum ist es nur immer so schwer zuzugeben, wenn ein anderer recht hat? Aber in diesem Fall ist der andere Jas, und sie hat recht, und deshalb kann ich das schließlich auch zugeben.
»Du hast recht«, sage ich also. »Mit allem.«
Sie lächelt erleichtert. »Was müsste er also tun, damit du ihn zurücknimmst?«, fragt sie freundlich.
»Oh, vielleicht ein bisschen vor mir auf den Knien herumrutschen?«, versuche ich zu scherzen.
»Oder Berge von Blumen und Pralinen? Und er steht vor deinem Schlafzimmerfenster und singt einsam und verzweifelt?«, schlägt Jas vor.
»Oder die Red Arrows, die den Himmel mit Nachrichten an mich pflastern«, fällt mir noch ein. »Oder Transparente an jedem Kreisverkehr in London, oder tausend mir gewidmete Liebeslieder im Radio, oder er landet mit dem Fallschirm auf dem Dach meines Ladens, oder er schaltet einen Werbespot für mich im Fernsehen, oder … Ach, was soll der Blödsinn«, sage ich traurig und blicke wieder zu Boden. »Ich schätze, ich will nur eine Umarmung und dass er mir eine ernst gemeinte Entschuldigung ins Haar flüstert. Ich möchte in seine Augen schauen und in ihnen sehen, wie leid es ihm tut und wie sehr er mich vermisst … Ich will wissen, dass er mich genauso sehr vermisst wie ich ihn …«
»Bist du sicher, dass dir das genügt?«
Ich blicke überrascht auf, weil Jasmine, die normalerweise immer die Erste ist, wenn es darum geht, zu umarmen und Mitgefühl zu zeigen, trotz meiner letzten sehnsüchtigen, geständigen Worte aus dem Fenster sieht und lacht.
»Ich finde so eine große Geste doch sehr verlockend«, sagt sie weiter, als ich sie verwirrt anstarre. »Aus der Sache mit dem Fallschirm wird vielleicht nichts, aber was hältst du von einer Delegation aus Männern in Kilts, die auf dem Dudelsack ›Crowded House‹ spielen, angeführt von Sollie auf einem großen weißen Pferd, und er ist angezogen wie Mel Gibson in Braveheart ?«
Trotz meiner Traurigkeit muss ich bei dem Gedanken furchtbar lachen. »Gute Idee, Jas, du schaffst es doch immer wieder, den Dingen noch eins draufzusetzen.«
Aber Jasmine schüttelt den Kopf, und während sie das tut, höre ich von draußen die immer lauter werdenden Klänge eines ganz bestimmten Liedes.
»Glaub mir, Vi, das hätte selbst ich mir nicht ausdenken können.«
Und sie schiebt die Vorhänge zur Seite und winkt mich zum Fenster …
Es war sicher die spektakulärste Entschuldigungsszene, die mein kleines Londoner Viertel je zu Gesicht bekommen hat, aber es war das kleinste Detail dieser groß angelegten Show, das mein hart gewordenes Herz schließlich in einen weichen schmelzenden Kern zurückverwandelte. Als nämlich Sollie sich etwas unbeholfen aus dem Sattel des großen Schimmels schwang und mir eine weiße Konditorkiste hinhielt.
»Der Weg zu deinem Herzen …«, sagte er und biss sich verlegen auf die Unterlippe. »Ich habe es selbst gemacht.«
Sollie, der nicht einmal backen könnte, wenn sein Leben davon abhinge, hat es getan, um unsere Beziehung zu retten.
Als ich die Kiste aufmachte, erblickte ich das winzigste, kümmerlichste und erbärmlichste Stück Kuchen, das ich je gesehen hatte.
»Was ist das?«, fragte ich, als ich meinen Blick von den angetrockneten Krümeln ab- und Sollies zerknirschtem Gesicht zuwandte.
Er lächelte sanft. »Das, was wir Briten essen, wenn wir zu Kreuze kriechen«, erklärte er mir. »Es war ein großes, scheußliches Ding, was bei meinen Kochkünsten ja auch nicht anders zu erwarten war, aber ich habe ihn ganz aufgegessen, bis auf dieses kleine Stück, denn in ihm steckt etwas, das ich einfach nicht herunterbekommen habe …«
Er zeigte auf das Stück Kuchen, und dann erst erkannte ich, dass wirklich etwas darinsteckte.
Ein Ring.
Mein Ring.
Unser Ring.
»Wie mein Herz ist er an den falschen Platz geraten«, sagte er. »Können wir bitte alles wieder dahin zurücktun, wo es hingehört?«
Epilog
U nd Pippa?
Sollie hat mir angeboten, nie wieder mit ihr zu reden, wenn das meine Bedingung sei, damit wir beide wieder zusammen sein können, aber wir wussten beide, dass dies zwar eine schöne Geste, aber kein praktikabler Vorschlag war. Es wäre auch unfair ihm und seiner Familie gegenüber gewesen. Ich werde sie natürlich trotzdem immer so weit auf Abstand halten wie möglich; ich weiß, dass sie eines Tages wieder in meinem Leben auftauchen wird, aber ich werde damit umgehen
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