Mein Traummann die Zicke und ich
gedacht, dass er mich jemals enttäuschen könnte. Ich habe ihn vergöttert. Ich habe ihn auf ein so hohes Podest gestellt, dass er einen Fallschirm gebraucht hätte, wenn er runtergefallen wäre. Und dass er früher oder später runterfallen musste, war unvermeidlich.
Ich bin immer noch der Meinung, dass er für den ersten Riss gesorgt hat.
Aber ich weiß auch, dass ich es bin, die verhindert, dass er wieder heilt.
Was ich am Abend meiner Abreise zu Fleur gesagt habe, stimmt aber: Ich tue das nicht, um Sol zu bestrafen.
Ich tue es für mich.
Ich brauche Zeit, meine Wunden zu lecken und meine Verwirrung zu überwinden und über meine Enttäuschung hinwegzukommen, dass er mich so total und vollständig hat hängen lassen.
»Ein Königreich für deine Gedanken«, sagt Jas, die es sich wieder in ihrem Sessel neben dem Fenster gemütlich gemacht hat, mit einem mitfühlenden Lächeln.
»Ich habe überlegt, was wir zu Abend essen könnten.«
»Klar, logisch.«
»Okay, ich habe über Sollie nachgedacht. Also, was möchtest du zu Abend essen?«
»Wie wär’s mit einer doppelten Portion Verzeihen und Verständnis? Du willst ihn zurück, Violet, gib es doch einfach zu.«
»Kann sein, aber wer braucht schon einen Ehemann? Das ist ja, als würde man sich einen schönen sonnigen Tag mit Regen versauen.«
»Regen lässt die Dinge wachsen.«
»Und ruiniert deine Frisur und weicht deinen Kuchen auf.«
»Das Leben wäre trocken und langweilig, wenn immer nur die Sonne schiene. Er hat gesagt, dass es ihm leidtut, Violet. Immer wieder. Er muss dich in den letzten Tagen tausendmal angerufen haben. Und wie oft hat er vor deiner Tür gestanden, und du hast ihn weggeschickt?«
»Ich brauche Zeit, um mich neu zu sortieren.«
»Das Argument ist langsam ein bisschen ausgereizt.«
»Glaubst du mir nicht?«
»Das meine ich nicht. Natürlich ist das erst einmal völlig in Ordnung, aber mittlerweile habe ich ein bisschen das Gefühl – und bitte hass mich jetzt nicht dafür, dass ich das sage -, dass du dich ein wenig darauf ausruhst, um Sollie schmoren zu lassen. Was ich natürlich auch total verstehen kann«, fügt sie hastig hinzu. »Ich an deiner Stelle würde ihn auch dafür büßen lassen, dass er zu ihren und nicht zu meinen Gunsten entschieden hat«, versucht sie mich aus der Reserve zu locken.
»Also gut.« Ich seufze unwirsch. »Kann sein, dass ich ein
bisschen auf dem hohen Ross sitze im Moment, aber kann man mir das vorwerfen?«
»Ich werfe dir das nicht vor. Nicht im Geringsten. Aber irgendwann musst du dich entscheiden, ob du Sol die Schuld an der Sache geben willst oder nicht. Sie hat ein falsches Spiel getrieben, mit euch beiden. Und du müsstest eigentlich am besten wissen, wie perfekt dieses Mädchen andere zu manipulieren versteht. Er hat sich entschuldigt, und zwar aufrichtig. Was kann er sonst noch tun?«
»Er könnte mich davon überzeugen, dass er es ernst meint. Um Entschuldigung zu bitten ist leicht, Jas, aber ich muss wissen, dass er es wirklich ernst meint. Ich muss wissen, dass er nie wieder an mir zweifeln wird.«
»Und eine Woche praktisch vor deiner Haustür zu zelten reicht dafür nicht aus?«
»Er hat nicht praktisch gezeltet, er ist ein paarmal gekommen und dann wieder gefahren. Wenn er mich wirklich um jeden Preis zurückgewinnen wollte, dann würde er wirklich zelten. Manche Leute warten länger vor verschlossenen Türen, nur um ein Sofa im Ausverkauf zu ergattern, als er investiert hat, um das Herz der Frau zurückzuerobern, die angeblich seine einzige große Liebe ist.«
»Ah, dann habe ich also nicht ganz unrecht?«
»Schon möglich«, presse ich heraus.
Sie lächelt liebevoll. »Zu dumm, Violet, dass ich ganz genau weiß, dass du ihm über kurz oder lang sowieso vergeben wirst.«
»Soso, weißt du das.«
»Wie könnte es anders sein. Es besteht nun mal kein Zweifel daran, dass du immer noch unsterblich in diesen Kerl verliebt bist. Und fest steht auch, dass du ein viel zu anständiger Mensch bist, um ihn ewig zu bestrafen, und obwohl du verletzt bist, bist du viel zu intelligent, um nicht genau zu wissen, dass
er in einer verdammt schwierigen Lage gesteckt hat. Okay, er hat sich für die Falsche eingesetzt, aber das ›in guten wie in schlechten Zeiten‹ gilt für beide Seiten, weißt du. Du durchlebst gerade eine richtig schlechte Zeit, weil du nicht damit klarkommst, dass Sol dich so schnell aufgegeben hat. Aber denk mal nach, machst du nicht gerade das Gleiche mit
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