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Mein ungezähmtes Herz

Mein ungezähmtes Herz

Titel: Mein ungezähmtes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Colonel dem Jungen die ganze Geschichte; ohne Eile und ohne sich selbst oder den Jungen von den mitfühlenden Bemerkungen und den erzürnten Ausrufen der Damen ablenken zu lassen. Anfangs antwortete Sangay nur zögerlich, doch mit jeder Frage wurde er lockerer und selbstsicherer, bis er am Ende, als Del ihn darum bat, den bösen Sahib zu beschreiben, eine exzellente Schilderung ablieferte.
    Del sah zu Devil hinüber, der stumm hinter seinem Schreibtisch saß.
    »Larkins.«
    Devil runzelte die Stirn.
    »Was macht dich so sicher?«
    »Die tief gebräunte Haut und das kurz geschorene Haar –
es gibt nicht viele Engländer, auf die diese Beschreibung zutreffen würde.«
    Devil nickte zustimmend.
    Als Del sich wieder Sangay zuwandte, bemerkte er den fragenden Blick des Jungen.
    »Ich denke, der böse Sahib heißt Larkins.«
    Sangay nickte ernst, dann ging das Frage-und-Antwort-Spiel weiter.
    Als sie bei den Instruktionen anlangten, die Sangay hinsichtlich des Übergabeortes bekommen hatte, wussten Devil und Demon, die beide am Ort wohnten, sofort, was gemeint war.
    »Die große Kirche mit dem hohen Turm nordwestlich von hier kann nur die Kathedrale von Ely sein«, sagte Devil.
    »Und es war sehr klug von Larkins, Sangay zu ermahnen, nicht querfeldein zu gehen, sondern besser auf den Straßen zu bleiben. Der Sumpf zwischen hier und Ely ist tückisch.«
    »Also«, sagte Del, den Blick auf Devil gerichtet, »rechnet Larkins sicher erst mit Sangay, wenn der Schnee schmilzt – zumindest so weit, dass man die Straßen benutzen kann.«
    Devil und Demon nickten.
    »Bestimmt weiß er, dass Sangay bis mindestens übermorgen keine Chance hat, die Kathedrale zu erreichen«, sagte Devil.
    Del versteckte sein Lächeln.
    »Ganz genau.« Der kurze Dialog war dazu gedacht, Sangay zu beruhigen. Del sah den Jungen an.
    »Das heißt, wir haben Zeit, einen Plan auszuhecken.«
    Sangay antwortete nicht, rutschte nur mit gesenktem Blick auf seinem Stuhl herum und biss sich auf die Lippen.

    Deliah schaute von dem Jungen zum Colonel.
    Del ging in die Hocke, sodass er dem kleinen Inder in die Augen sehen konnte.
    »Sangay?«
    Der Junge hob den Blick nur ganz kurz. Dann flüsterte er kaum hörbar:
    »Ich habe Angst, Sahib – nicht um mich, aber um meine Maataa. Was ist, wenn der böse Sahib ärgerlich wird, weil ich nicht komme, und denkt, ich hätte versagt oder ich wäre eingesperrt worden, und dann …«
    Dankbar registrierte Del das aufmunternde Gemurmel der Damen; es schien dem Jungen Mut zu machen.
    »Hör mir gut zu, Sangay. Der böse Sahib arbeitet für einen noch böseren Mann, aber dieser viel bösere Mann ist hier, in England, also kann er niemandem befehlen, deiner Mutter wehzutun. Denk mal nach – da weder der böse Sahib noch sein Herr wissen konnten, dass sie dich dafür aussuchen würden, die Briefrolle zu stehlen, können sie deine Mama noch gar nicht in ihrer Gewalt haben. Du weißt, wie lange ein Brief bis nach Indien braucht – du bist doch schon ein paar Mal hin- und hergefahren, oder?«
    Sangay nickte, wirkte jedoch nach wie vor unsicher. Aber eins war Del bereits klar geworden: Wenn seine Mission Erfolg haben sollte, brauchten sie den Jungen bei dem »schönen Plan«, deshalb ließ er nicht locker.
    »Der Herr des bösen Sahibs wird noch keine Nachricht nach Indien geschickt haben – es war nicht nötig, weil du alles getan hast, was der böse Sahib von dir wollte. Und alle, die hier sind …« – Del machte eine raumgreifende Geste – »… dazu viele andere, die bei dieser Mission helfen, werden
dafür sorgen, dass der Herr des bösen Sahibs zu beschäftigt ist, um irgendeine Botschaft zu schicken, egal, was du tust.«
    Sangays dunkle Augen – und Deliahs durchdringender Blick – verrieten Del, dass er immer noch nicht alle Ängste zerstreut hatte.
    »Hör mal Sangay – egal was passiert, ich verspreche dir, dass deiner Maataa nichts zustößt. Ich bin Colonel in der Armee, das weißt du doch, oder?« Als Sangay nickte, fuhr Del fort:
    »Und als Offizier kann ich eine Nachricht an den Generalgouverneur von Indien schicken – das ist der Mann, für den ich arbeite – und ihn bitten, sich darum zu kümmern, dass deine Mutter in Sicherheit gebracht wird.« Er sah Sangay in die Augen.
    »Wäre das gut?«
    Sangay schien ein Stein vom Herzen zu fallen.
    »Oh ja, bitte, Colonel-Sahib. Das wäre sehr, sehr gut.« Er zögerte, dann sah er Del mit seinen dunklen Augen direkt an und sagte:
    »Wenn Sie das für mich und

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