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Mein ungezähmtes Herz

Mein ungezähmtes Herz

Titel: Mein ungezähmtes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Beine zu kommen und aus der Kiste zu springen.
    Del hielt ihn fest, zunächst nur am Kragen, doch als der Junge den Kopf einzog und wild um sich schlug, drückte er ihm die dünnen Arme an den Körper, hob ihn rückwärts aus dem Kasten und stellte ihn auf die Füße.
    Mit aller Kraft versuchte der kleine Inder, sich seinem Griff zu entwinden, und trat sogar nach Del.
    »Sangay!« Deliah legte ihre ganze Autorität in das Wort und war sehr erleichtert, als der Junge die Gegenwehr einstellte und sie ansah.
    »Hör sofort auf damit. Du wirst dich noch verletzen. Der Colonel will dir nicht wehtun – niemand tut dir etwas, wenn du stillhältst.«
    Der Junge sah sie mit weit aufgerissenen Augen an und begann zu schniefen.
    Dann verzerrten sich seine Gesichtszüge.

    »Oh, nein, Miss – Sie verstehen das nicht. Der Mann – der böse Sahib – tut meiner Maataa weh, wenn ich nicht …« Ein verzweifeltes Schluchzen kam aus seiner Brust, »... wenn ich nicht gehorche, wird er …«
    Von Gefühlen übermannt riss Sangay den Mund auf und begann wieder zu schreien.
    »Nein, wird er nicht.« Del ließ den Jungen los, legte ihm eine Hand auf die knochige Schulter und drückte sie fest.
    »Die bösen Sahibs können deiner Mama nichts tun, Sangay.«
    Ganz langsam hob der Junge den Kopf und sah zu Del auf. Die aufflackernde, noch ungläubige Hoffnung in seinen Augen zu sehen tat beinahe weh.
    »Nicht?«
    Del schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich glaube nicht, dass sie das können. Aber um ganz sicherzugehen, musst du uns deine Geschichte erzählen – woher du kommst und wie es dazu kam, dass du für die bösen Sahibs arbeitest.«
    Ohne Del aus den Augen zu lassen schluckte Sangay.
    »Nur für einen, Colonel-Sahib. Ich kenne nur einen bösen Sahib.«
    Del nickte ernst.
    »Verstehe.«
    »Ich wollte nicht für ihn arbeiten«, fuhr Sangay ebenso ernst fort.
    »Das wissen wir, Sangay«, sagte Deliah.
    »Er hat dir erzählt, dass er deiner Mutter wehtun würde, wenn du dich weigerst, ihm die Briefrolle des Colonels zu bringen. Stimmt’s?«

    Der Junge machte kugelrunde Augen und nickte.
    »Ja, Miss. Stimmt genau.«
    »Wo warst du, als der böse Sahib dich abgefangen hat?«, fragte Deliah.
    »In London, in den Ostindien-Docks. Der Captain – also, ich war auf einem Schiff, das aus Indien gekommen ist. Erster Kabinensteward, bis …« Sangay blinzelte.
    »Ich sollte dem Kapitän etwas Tabak holen, aus einem Laden in der Nähe des Hafens. Da hat der böse Sahib mich entdeckt. Er hat mich geschnappt und in eine Seitenstraße gezogen. Dann hat er mir gesagt, dass seine Leute meine Maataa hätten und dass sie einen schrecklichen Tod sterben würde, wenn ich ihm nicht gehorche.«
    Mit einem herzerweichenden Blick zuckte Sangay die Achseln.
    »Deshalb musste ich mit ihm gehen, und er hat mich mit einer Kutsche in eine andere Stadt mit Schiffen gebracht – dann hat er mich in das Gasthaus geschickt, in dem Sie gewohnt haben, damit ich die Briefrolle hole.« Sangay legte eine kleine Pause ein, ehe er weitersprach.
    »Plötzlich knallte der Schuss, und es gab ein großes Durcheinander, und weil ich das Gepäck durchsuchen sollte, das Cobby in die Kutsche geladen hatte, bin ich einfach eingestiegen.« Nach einem kurzen Seitenblick auf Deliah konzentrierte er sich wieder auf Del.
    »Und mit Ihnen gefahren.«
    Er musterte das Gesicht des Colonels und schluckte erneut. Dann fragte er mit unsicherer Stimme:
    »Wenn ich alles erzähle, was ich von dem bösen Sahib weiß, lassen Sie mich dann gehen, damit ich dem Mann die
Rolle geben kann und meine Maataa nicht stirbt?« Sangay trat von einem Bein aufs andere, sah an sich herab und zog den Ärmel seiner Pagenjacke gerade.
    »Ich weiß, dass Sie nicht glauben, dass er das tun kann, aber wie können Sie sicher sein? Und …« – Sangay holte tief Luft – »… ich muss ganz sicher sein, wissen Sie?«
    Wie quälend die Ungewissheit für den Jungen war, war ihm an den Augen abzulesen. Del beugte sich herab, sodass ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren, und sagte:
    »Wir werden einen Weg finden, dich zu beschützen, und außerdem werden wir dafür sorgen – ganz sicher – dass deiner Mama nichts passiert. Im Moment weiß ich noch nicht genau, wie wir das anstellen sollen, aber wir werden uns einen guten Plan ausdenken und uns darum kümmern.« Del sah dem Jungen tief in die dunklen Augen und fügte hinzu: »Ich denke, es wäre gut, wenn wir als Erstes den bösen Sahib umbrächten. Was meinst

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