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Mein ungezähmtes Herz

Mein ungezähmtes Herz

Titel: Mein ungezähmtes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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begannen zu essen.
    Fünf Minuten verstrichen, ehe Deliah die Unterhaltung wieder aufnahm:
    »Erzählen Sie mir von Indien. Hat man dort genauso Krieg geführt wie in Europa? Mit riesigen Schlachten, Armee gegen Armee?«
    »Anfangs schon.« Del schaute auf und bemerkte, dass Deliah offenbar Erläuterungen erwartete, also redete er weiter.
    »In den ersten Jahren, die ich dort verbracht habe, haben wir nur das Territorium ausgedehnt – ganze Landstriche annektiert, um den Handel zu fördern, wie die Kompanie es gern ausdrückt. Das war mehr oder weniger Routine. Später jedoch ging es eher um so etwas wie … ich schätze, man könnte es Friedenssicherung nennen. Wir hielten die unruhigen Elemente in Schach, um die Handelsrouten zu sichern – solche Sachen. Es gab keine richtigen Schlachten oder Kämpfe.«
    »Und was ist mit Ihrer Mission?«
    »Die gehört gewissermaßen zur Friedenssicherung.«
    »Das heißt, sie ist eher friedlich als gefährlich?«
    Der Colonel hielt ihrem Blick stand.
    »So ist es.«
    »Ach so. Und werden Sie mich in Ausübung Ihrer Pflicht nun irgendwo südlich des Humbers einfach sitzenlassen?«
    Del lehnte sich zurück.
    »Ganz gewiss nicht.«
    Deliah zog die Brauen hoch.
    »Oh, dann haben Sie, was meine Begleitung angeht, seit dem Anschlag ja eine Kehrtwende vollzogen. Allerdings verstehe ich nicht, wie das zusammenhängt.«
    »Brauchen Sie auch nicht, Hauptsache, ich nehme Sie mit
– ich warte nur noch darauf, eine genaue Reiseroute zu bekommen, aber ich glaube, wir werden ein paar Tage, vielleicht sogar eine Woche in London verbringen.«
    »London?«
    Del hatte gehofft, die Aussicht auf eine Einkaufstour würde die Dame auf andere Gedanken bringen – schließlich war sie jahrelang außer Landes gewesen –, doch ihr abschätzender Blick zeigte ihm, dass sie eher darüber nachdachte, was dieser Abstecher nach London über seine Mission verriet.
    »Und Sie«, fragte Del, »warum waren Sie in Jamaika?«
    Nach einem kurzen Zögern zuckte Deliah die Achseln.
    »Ich brauchte neue Horizonte, und das bot sich an.«
    »Wann haben Sie England verlassen?«
    »1815. Waren Sie als Colonel verantwortlich für eine ganze … Schwadron?«
    »Nein.« Wieder wartete sie, offene Neugier im Blick, bis er weitersprach.
    »In Indien war ich Kommandeur einer Gruppe von Elitesoldaten, von denen jeder einzelne imstande gewesen wäre, selbst Truppen der Kompanie zu befehligen und die vielen kleinen Aufstände und Unruhen zu unterdrücken, die auf dem Subkontinent immer wieder aufflackern. Aber zurück zu Ihnen, gab es viele gesellschaftliche Ereignisse in … Kingston war’s, oder?«
    Deliah nickte.
    »Richtig, ich war in Kingston. Und ja, es gab die üblichen Zusammenkünfte mit anderen Ausländern, ganz so wie in den Kolonien, vermute ich. Wie war Indien in dieser Beziehung?«
    »Ich war meist in Kalkutta stationiert – dort hat die Kompanie
ihr Hauptquartier. In der sogenannten Saison gab es einen Haufen Bälle und Partys, doch mit der Eheanbahnung war es nicht ganz so schlimm wie bei Almacks und ähnlichen Institutionen.«
    »Tatsächlich? Ich dachte …«
    Während ein Gang nach dem anderen aufgetragen wurde, ging das Frage-und-Antwort-Spiel weiter hin und her. Del versuchte herauszufinden, warum die Lady das Bedürfnis nach neuen Horizonten gehabt hatte, und gleichzeitig ihren Fallstricken auszuweichen, denn sie sollte nicht mehr als unbedingt nötig über seine Mission erfahren.
    Auch wenn er die Dame nun zu ihrer eigenen Sicherheit mitnehmen musste, hatte er vor, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um sie im Ungewissen zu lassen und weitestgehend aus der Sache herauszuhalten, damit sie nicht ins Visier der Schwarzen Kobra geriet.
    Erst nachdem sie vom Tisch aufgestanden und gemeinsam die Treppe hochgegangen waren, wurde ihm bewusst, dass er einen ganzen Abend allein mit einer unverheirateten Frau verbracht hatte, ohne irgendetwas anderes zu tun, als sich mit ihr zu unterhalten, trotzdem hatte er sich nicht eine Sekunde gelangweilt.
    So wie sonst. Bislang waren Frauen, selbst Damen, in seinem Leben nur in einem Bereich wichtig gewesen; darüber hinaus hatte er wenig Interesse an ihnen. Doch obwohl er viel zu häufig auf Deliahs verführerischen Mund gestarrt hatte, hatte er sich zu gut unterhalten – ihr wacher Verstand hatte dafür gesorgt, dass er nicht abschweifen konnte –, um ständig an ihre weiblichen Reize zu denken, geschweige denn, auf ihre Anziehungskraft zu reagieren, die, wie er

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