Mein ungezähmtes Herz
Ort namens Somersham Place.«
»Das ist ein Haus«, sagte Del, »und es gehört Devil Cynster.«
»Der«, erklärte Gervase, »uns mit ein paar Verwandten erwartet. Wir sollen die Schwarze Kobra dazu bringen, dort einen Anschlag auf dich zu verüben – die Sekte kann ja nicht wissen, dass es in dem Haus von Exsoldaten wimmelt.«
Del nickte kauend.
»Ich soll also irgendeinen Überfall provozieren.«
»Genau.« Tony schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein und lehnte sich zurück.
Del sah die beiden Männer auf der anderen Seite des Tisches fragend an.
»Wisst ihr, ob schon einer von den anderen in England angekommen ist?«
Tony schüttelte den Kopf.
»Ich habe Royce letzte Nacht einen Boten geschickt, der ihm die Nachricht bringen soll, dass du gelandet bist und dass wir planmäßig weitermachen«, sagte Gervase. »Soweit ich weiß, bist du der Erste, der die Heimat erreicht hat.«
Del zögerte, aber dann gab er sich einen Ruck.
»Was das planmäßige Vorgehen angeht haben wir ein kleines Problem – unsere Reisegruppe hat überraschend Zuwachs bekommen.« Er erzählte von Miss Deliah Duncannon und erklärte kurz, warum es nicht möglich gewesen war, sie zurückzulassen.
Tony schnitt eine Grimasse.
»Das ist das Letzte, was wir brauchen können, den ganzen Weg über London bis nach Cambridgeshire für ein süßes junges Ding das Kindermädchen spielen zu müssen.«
»Wenigstens werden wir das Fräulein gleich nach der Ankunft an die Frauen der Cynsters weiterreichen können«, meinte Gervase.
Del versuchte, sich vorzustellen, wie »Fräulein« Deliah Duncannon »weitergereicht« wurde – und scheiterte kläglich.
Er suchte noch nach den richtigen Worten, um die irrige Vorstellung, dass es sich bei Deliah um ein »süßes kleines Ding« handelte, zu korrigieren, als Tony schon wieder weitersprach:
»Ich denke, wir sollten sie aus allem heraushalten und einfach bei ihrer Zofe und ihren Leuten lassen.« Tony stellte seine leere Tasse ab und griff noch einmal nach der Kaffeekanne.
»Und da wir in etwa einer Stunde abreisen müssen, sollten wir Miss Duncannons Zofe umgehend auffordern, ihre Herrin zu wecken.«
»Miss Duncannon ist bereits wach.«
Die frostigen Worte kamen von der Tür, die sich, wie Del erst jetzt bemerkte, hinter ihm nicht richtig geschlossen hatte, und sich nun schwungvoll öffnete, um Deliah durchzulassen, die fertig angezogen in einem grauen Reisekleid und offenbar unbeeindruckt näher kam – was die Männer auf die Füße brachte.
Wie lange die Lady schon vor der Tür gestanden haben mochte, war schwer zu sagen.
Rasch stellte Del ihr die Besucher vor, die sie mit einem kühlen Kopfnicken begrüßte. Sowohl Tony als auch Gervase beugten sich über ihre Hand und gaben sich alle Mühe, witzig und charmant zu sein. Dann zog Del einen Stuhl für sie vor, während die anderen ihr den Schinken und die Würstchen empfahlen, die sie allerdings mit einer Handbewegung ablehnte, während ein Mädchen mit frischem Toast und einer Kanne Tee herbeieilte.
»Danke.« Deliah lächelte das Mädchen an, nahm eine
Scheibe Toast und richtete den Blick auf Dels schuldbewusste Freunde.
»Also, wie weit fahren wir heute?«
Die Frage war an Tony gerichtet. Der schaute zu Del hinüber, doch statt seinem Blick zu folgen, starrte sie ihn weiterhin fragend an, sodass er sich, wie beabsichtigt, zu einer Antwort genötigt sah.
»Am Spätnachmittag müssten wir in London sein.«
Deliah nickte.
»Und dann geht’s weiter nach Cambridgeshire.« Als die Männer verstohlene Blicke wechselten, fügte sie hinzu:
»Irgendwann. In ein paar Tagen vielleicht, oder noch später?«
Da keiner ihr widersprach, nickte sie erneut; ihre Vermutung hatte sich bestätigt. Deliah biss ein Stück Toast ab, schenkte sich Tee ein und trank einen Schluck. Dass die Männer nicht recht wussten, was sie zu ihr sagen sollten, war nicht zu übersehen, doch sie ließ sie zappeln.
»Über diese Mission – was muss ich da wissen?«
Alle drei rutschten unbehaglich auf ihrem Stuhl herum. Die beiden Besucher sahen zu Del hinüber und mieden Deliahs Blick. Schließlich sagte der Colonel:
»Unser … Anführer, ein besserer Ausdruck fällt mir gerade nicht ein, mag es nicht, wenn wir unnötig Informationen weitergeben.«
Deliah zog die Augenbrauen hoch.
»Ach ja? Weiß dieser Anführer denn überhaupt von meiner Existenz und davon, dass ich ohne mein Zutun in diese Sache verwickelt worden bin?«
»Nein.«
»Dann kann er ja wohl
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